27. Februar 2018, 11:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Urlaub vom Alltagsstress, dem muffigen Büro – und von Männern! Das wird vor der finnischen Küste bald möglich sein. Auf SuperShe Island, einer wild bewaldeten Insel unweit von Helsinki, haben nur (ausgewählte) Frauen Zutritt. TRAVELBOOK verrät, was und wer dahintersteckt und was frau tun muss, um hier hinreisen zu dürfen.
„Besuchen Sie SuperShe Island“, steht es auf der Website einer eher ungewöhnlichen Ferieninsel. Das geht aber erst ab Juni 2018, wenn verschiedene Prozesse durchlaufen sind, allen voran das Bewerbungsverfahren. Richtig gelesen: Damit nicht genug, dass NUR Frauen auf dem finnischen Stückchen Erde erlaubt sind – um hier Urlaub machen zu dürfen, müssen sie zunächst von ihrer Eignung überzeugt haben.
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Eine Insel nur für Frauen
Aber noch einmal von vorne. Der Webauftritt von SuperShe Island, der an einen elitären Membership-Club erinnert, ist auch an einen solchen gekoppelt. Leitende Gründerin ist Kristina Roth, die nur „krasse Frauen“ (frei übersetzt von „badass women“, s. Website) beitreten lässt. So eine ist sie selbst – das attestierte ihr 2015 auch das Wirtschaftsmagazin Forbes. Mit einer zunächst unaufgeregten Geschäftsidee, der Beratungsagentur Matisia Consultants, schaffte es die gebürtige Schwäbin in die Liste der am schnellsten wachsenden, weiblich geführten Unternehmen.
Roth, die in Stuttgart Informatik studiert hat, ist Anfang der 2000er-Jahre in die USA ausgewandert. Wie sie gegenüber TRAVELBOOK verrät, erlebte sie ihre Wahlheimat New York als einen sehr männerdominierten Ort und entwickelte mehr und mehr den Wunsch, interessante Frauen kennenlernen und sie miteinander vernetzen. Inzwischen hat sie ihre Firma verkauft und einen Teil des Geldes in den Kauf einer Insel gesteckt, den einzig qualifizierte SuperShe-Damen werden bereisen dürfen.
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Warum Finnland?
„Eigentlich war das gar nicht mein Plan, das Ganze in Finnland zu machen“, erzählt Roth im Interview. Sie habe durch Zufall erfahren, dass eine Autostunde und 15-minütige Bootsfahrt von Helsinki entfernt eine Insel zu verkaufen ist und fuhr hin, um sie sich anzuschauen. „Als ich dort auf einem Felsen saß, wusste ich plötzlich: Ich will die Insel haben.“ Gedacht, getan – im September 2017 kaufte Roth das 34.000 Quadratmeter große Stück Land, auf dem zu dem Zeitpunkt vier Holzhütten standen. Diese wurden renoviert und inzwischen Wege angelegt, auch gibt es jetzt Elektrizität und Wasser. Für das kommende Jahr plant sie den Bau weiterer Häuser, „nach modernen und ökologischen Standards.“
Bald kommen erste Testurlauber
Im Juni wird der erste zehnköpfige Urlauberinnenschwung eintreffen. Und der soll, auch wenn die Inselbesitzerin von einer Testwoche spricht, in den Genuss sämtlicher SuperShe Island-Freizeitangebote kommen, wie Yoga, Wassersport, Kayak-Touren und Massagen. Im Preis von immerhin zwischen 3.000 und 6.000 Euro sind alle Schikanen – der Transport vom Flughafen zur Insel und zurück, sämtliche Kurse, Ausflüge und die Verpflegung – inbegriffen. Doch wie bereits erwähnt: Zahlkräftigkeit allein genügt nicht, um auf SuperShe Island verweilen zu dürfen. „Die Bewerberinnen sollten vor allem Persönlichkeit mitbringen. Welchen Job sie machen, ist völlig egal.“ Kandidatinnen, die Kristina Roths Interesse wecken und in die engere Wahl gelangen konnten, sollen letzte Fragen in einem Video-Interview beantworten. „Ich möchte ihnen in die Augen sehen können, um zu entscheiden.“
Und warum dürfen nun keine Männer auf SuperShe Island?!
Denkbar wäre natürlich, dass die weiblichen Mitglieder des Membership-Clubs Familien haben, Ehemänner, mit denen sie ihren Urlaub verbringen wollen. Das ist auf SuperShe Island jedoch nicht erlaubt. Und, glaubt man Kristina Roth, auch von den Interessentinnen nicht erwünscht. Mit Feindseligkeit habe diese bewusste Geschlechterdiskriminierung nichts zu tun. „Ich liebe Männer“, versichert sie uns. „Aber wenn ich einmal in mich gehen will, dann brauche ich einen Rückzugsort, an dem ich meine Batterien wieder aufladen kann.“ Sie habe es immer wieder erlebt, dass – wenn Frauengruppen einen Mann erspähen – alles drunter und drüber geht, sich die Themen und das Verhalten ändern und nervös-unsicher an sich herumgezupft wird. „Ich wollte einen Platz schaffen, an dem einfach keine sexuelle Spannung vorhanden ist.“
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Schon zahlreiche Bewerbungen eingegangen
Auch wenn vielleicht nicht jede(r) verstehen mag, warum Frauen so viel Geld für eine männerfreie Zone ausgeben würden – Roths Fraueninsel-Konzept findet offenbar Anklang. Nur wenige Wochen, nachdem SuperShe Island publik wurde, sollen über 2.000 Anschriften eingegangen sein. Und das, obwohl dort selbst im Hochsommer die Höchsttemperatur bei milden 21 Grad Celsius liegt. Eigentlich hatte die Unternehmerin ja geplant, ihr ungewöhnliches Projekt in der Karibik zu starten und dort sogar schon ein Stück Land gekauft. Wenn die erste erfolgreich läuft, will sie hier ein zweite SuperShe Island eröffnen, und weitere könnten folgen.