26. März 2018, 17:45 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer einen Urlaub auf Teneriffa macht, der kommt an ihm einfach nicht vorbei: Der Pico del Teide ist mit seinen 3718 Metern Naturgewalt der höchste Berg Spaniens und das Wahrzeichen der Kanarischen Inseln. Von überall sieht man ihn, sogar von den anderen Inseln wie La Gomera aus, allmächtig thront er über dem nach ihm benannten Nationalpark. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann hat ihn bestiegen und verrät, warum der Teide der außerirdischste Ort der Kanaren ist.
Mit dem Pico del Teide ist es wie mit jeder anderen Schönheit auch: Er ist prätentiös, eine wahre Diva, die aufgrund diverser, meist unvorhersehbarer und jederzeit möglicher Wetterkapriolen nicht jedem eine Audienz gewährt. Mein erster Versuch, mit dem Bus von Puerto de la Cruz aus in den 19.000 Hektar großen Teide-Nationalpark zu fahren, scheitert wegen sintflutartiger Regenfälle – das Klima in dem auf über 2000 Meter Höhe gelegenen Nationalpark scheint seine eigenen Regeln zu haben, und glauben Sie mir, bei Unwetter möchten Sie wirklich nicht dort oben sein.
Ein Meer aus Wolken
Im zweiten Anlauf klappt es dann, und der Bus schraubt sich auf zahllosen Haarnadelkurven durch wunderbare Kiefernwälder in die Höhe, bis er schließlich an den Ausläufern des Nationalparks ankommt, wo sich die Landschaft schlagartig und vollkommen verändert. Hier, oberhalb der Baumgrenze, wachsen außer Kakteen kaum Pflanzen, und vor den Augen des Besuchers eröffnet sich eine unendlich wirkende, bizarre Wüstenlandschaft, die unweigerlich an die Oberfläche des Mars denken lässt. Der Park wurde 1954 gegründet, seit 2007 gehört er zum Unesco-Welterbe. Die Szenerie wird bestimmt von rostrotem Gestein und Geröll, von Wind und Wetter teilweise geformt zu außerirdisch schönen Formationen, so zum Beispiel die magische Fels-Formation Roques de García.
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Der Blick gilt aber nur einem Ziel, dem Pico del Teide, der von hier aus noch gewaltiger wirkt und aus der kargen Landschaft ragt wie eine Epiphanie. Wer den Bergaufstieg nicht auf sich nehmen möchte, kann – bei gutem Wetter und Windstille – mit der Seilbahn auf 3500 Meter hinauffahren, doch ich empfehle dringend die Tour zu Fuß, auch wenn sie lang und beschwerlich ist. Dafür wird man mit einmaligen Panorama-Aussichten belohnt, die umso unglaublicher werden, je höher man kraxelt. Da wäre zum Beispiel das Mar de Nubes (Wolkenmeer): Aufgrund seiner Höhe liegt der Teide-Nationalpark über den Wolken, und auf genau diese schaut man dann bei den richtigen Wetterbedingungen herab, was wirkt, als bildeten sie ein Meer. Bizarr sind auch die Huevos del Teide (z. Dt.: Eier des Teide), riesige eiförmige Steine, die überall in der Landschaft herumliegen und deren Ursprung bis heute nicht geklärt ist.
Teilen Sie sich den Aufstieg auf zwei Tage auf!
Nach etwa zwei Stunden Wanderung gelangt man zum Montaña Blanca (Weißer Berg), von wo aus der eigentliche Anstieg zum Teide beginnt – bis dahin führt der Weg durch die felsige Natur relativ eben durch die Landschaft. Vorab seien jedem Wanderer zwei Dinge dringend empfohlen: Festes Schuhwerk und genug Wasser. Vor allem das Zweite kann man gar nicht oft genug betonen, denn der Aufstieg auf den höchsten Berg Spaniens bietet an heißen Tagen (und auch sonst) keinerlei Schatten.
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Wer die Magie des Teide wirklich erleben will, sollte den Aufstieg auf zwei Tage aufteilen – auf diese Weise umgeht man nebenbei auch noch die Pflicht, sich bei der Parkverwaltung den Aufstieg zum Gipfel vorab genehmigen lassen zu müssen: Wer in der Schutzhütte auf 3260 Metern Höhe übernachtet, erhält die Erlaubnis automatisch mit dem Preis für sein Bett.
An dieser Stelle würde ich mich mit Ihnen auf eine Wette einlassen: Einen solchen Sternenhimmel, wie man ihn von der Berghütte Refugio Altavista aus erlebt, haben Sie garantiert noch nie gesehen. Die Nacht malt ein unglaubliches Panorama aus Millionen und Abermillionen Punkten, in deren Mitte man dann steht und auf sehr angenehme Weise daran erinnert wird, wie klein man als Mensch auf dieser Erde eigentlich wirklich ist. Doch schon bei Sonnenuntergang beginnt ein Naturschauspiel, wenn der Schatten des Berges immer länger wird und am Ende sogar bis auf die benachbarten Inseln hinüber reicht.
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Der außerirdischste Ort
Wichtig zu wissen ist: Wer in der Berghütte schlafen möchte, muss sich selbst etwas zu Essen und zu Trinken mitbringen. Außerdem benötigt man eine Taschenlampe, denn der Aufstieg zum Gipfel des Teide beginnt um etwa fünf Uhr in der Nacht, damit man zum Sonnenaufgang oben ist – wiederum ein Natur-Spektakel, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Hier kommt einem spätestens das angemahnte gute Schuhwerk zur Hilfe, denn es wird unwegsam und geröllig, wozu Teile des Weges darüber hinaus auch noch vereist bzw. zumindest eingeschneit sein können. Überall auf dem Weg dampft Schwefel aus Löchern in der Erde und erinnert daran, dass der Teide nichts anderes ist als ein „schlafender“ Vulkan.
Ganz oben angekommen fühlt man sich dann wie auf dem Gipfel der Welt, wenn im Osten langsam die Sonne über dem Meer aufsteigt und die beißende Kälte der Nacht verdrängt – und wiederum wirft der Berg einen eindrucksvollen Schatten, während man selbst atemlos über die Schönheit Teneriffas und der kanarischen Inseln staunt, die von hier oben nicht mehr sind als ein paar Felskleckse im unendlich erscheinenden Meer. Dieser Zauber ist in der Tat so unwirklich, dass man sich wohl keinen außerirdischeren Ort vorstellen könnte – ob nun auf den Kanaren oder sonst wo auf der Welt.
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Kulisse für „Kampf der Titanen“
Auf dem scheinbaren Höhepunkt der Wanderung sollte man aber nicht vergessen, dass einen noch ein mehrere Stunden langer und sehr zäher Abstieg erwartet. Als ich am Ende unten war, konnte ich kaum noch nachvollziehen, wie ich es jemals auf die Spitze des höchsten Berges von Spanien geschafft habe – und ich wäre nicht für eine Million Euro nochmal raufgeklettert.
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So spektakulär ist der Teide-Nationalpark, dass es kaum verwundert, dass er bereits als Filmkulisse gedient hat: Szenen des 2010 veröffentlichten Films „Kampf der Titanen“ mit den Hollywood-Stars Liam Neeson und Ralph Fiennes wurden zum Beispiel hier gedreht. Die außergewöhnliche Natur des Parks lockte die Filmemacher nach Teneriffa, da sie aussieht wie nicht von dieser Welt – einfach außerirdisch eben.