Nur eine Flugstunde von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt liegt die vietnamesische Inselgruppe Con Dao mit teils unberührter Natur und und schönen Sandstränden. Doch ihre Vergangenheit ist dunkel und grausam. Wo heute Touristen Urlaub machen, gab es früher ein Gefängnis, in dem Menschen brutal gefoltert wurden.
Mit Con Dao, der Inselgruppe vor der Südwestküste Vietnams, verbinden Touristen heute vor allem eines: einsame Orte fernab der lauten asiatischen Großstädte. Den Einheimischen allerdings ist ieine der insgesamt 16 Inseln noch als Ort der Folter bekannt.
Mitte des 19. Jahrhunderts, als Vietnam noch unter französischer Kolonialherrschaft war, erbauten die Franzosen ein Gefängnis auf der Hauptinsel Con Son, in das sie Regime-Gegner sperrten. Später übernahm das südvietnamesische und amerikanische Militär die Leitung des Gefängnisses. 1975 kam es zur endgültigen Schließung. In dieser Zeit bestand die Bevölkerung auf Con Dao ausschließlich aus Gefangenen, Aufsehern, dem Militär und deren Familien.
Menschen wurden im Tigerkäfig gehalten
Von Beginn an war das Gefängnis wegen seiner extremen Foltermethoden bekannt. Die Menschen wurden mit brutalen Geräten misshandelt und in Isolierkammern gesteckt. Die Wände schimmelig vom feuchten Wetter, waren diese Zellen dennoch die harmloseren. Die sogenannten „Tiger Cages“ waren es, die Con Dao zu trauriger Berühmtheit verhalfen und ihr den Namen „Teufelsinsel“ gaben. In diesen engen, Tigerkäfigen ähnlichen Verschlägen wurden mehrere Insassen zusammengepfercht. Viele von ihnen starben einen langsamen Hungertod.
Auf Can Dao starben Mehr als 20.000 Menschen
Heute können die Gefängnisse besichtigt werden, genauso wie ein Museum, in dem die Geschichte erzählt wird. Die Nachahmung verschiedener Situationen mit lebensgroßen Puppen vermittelt den Besuchern einen sehr deutlichen Eindruck von den vergangenen Gräueltaten. Nachbildungen der Instrumente, welche die Wärter zum Foltern der Insassen verwendeten, sind in Vitrinen ausgestellt. Die verschiedenen Zellen, in denen rund 20.000 Menschen einen qualvollen Tod fanden, können besichtigt werden.
„Die Besichtigung des Museums sollte bei einer Reise nach Con Dao obligatorisch sein“, schreibt ein Besucher auf Tripadvisor.
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Die dunklen Tage sind vorbei
Dass die Insel ihre dunklen Tage hinter sich gelassen hat, zeigt nicht zuletzt der stetig wachsende Besucherstrom und die Eröffnung des Öko-Luxushotels Six Senses mit kleinen Villen, in der man seinen eigenen Infinity-Pool mit Blick aufs Meer hat. Zwischen Februar und Juli ist das Wasser um die Insel so klar, dass man beim Tauchen Sichtweiten bis zu 30 Meter hat. Umweltorganisationen wie der WWF achten darauf, dass die Natur der Insel trotz des zunehmenden Tourismus geschützt wird.
Con Dao will den Spagat schaffen: zwischen dem Kampf gegen das Vergessen und für eine bessere Zukunft. So hat die Insel eine gute Chance, auch von den Vietnamesen selbst bald als Insel der Erholung statt des Teufels angesehen zu werden.