16. Januar 2020, 6:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Fasaneninsel im Fluss Bidassoa ist wohl weltweit einzigartig, denn sie gehört sowohl zu Spanien als auch zu Frankreich – und wechselt alle sechs Monate den „Besitzer“. Das hat historische Gründe, denn einst spielte sie eine tragende Rolle bei der Beendigung eines Krieges zwischen den beiden Ländern.
Zwischen den Städten Hendaye in Frankreich und Irún in Spanien liegt im Fluss Bidassoa ein ganz besonderer Ort – die Isla de los Faisanes, zu Deutsch: Fasaneninsel. Der Bidassoa ist der Grenzfluss zwischen beiden Ländern, und in der Geschichte hat die nur 200 mal 40 Meter große Insel eine tragende Rolle gespielt.
Im Jahr 1659 trafen sich Spanien und Frankreich nach fast 25 Jahren Krieg zu Friedensverhandlungen – und zwar auf neutralem Gebiet, nämlich auf der Fasaneninsel. Wie die spanischsprachige „BBC“ berichtet, wurden auf beiden Seiten Holzbrücken auf die Insel gebaut, warteten nervöse Armeen mit den Waffen im Anschlag, während ihre Anführer mehr als drei Monate lang den sogenannten „Pyrenäen-Vertrag“ aushandelten, der die zukünftigen Grenzen neu definieren sollte.
Eine Insel, zwei Nationalitäten
In der Folge trat Spanien laut „BBC“ die Gebiete des heutigen Luxemburg, Flandern und Nord-Katalonien an Frankreich ab, wurde der Pakt durch eine königliche Hochzeit besiegelt: Der französische Herrscher Ludwig XIV. heiratete Maria Theresia, die Tochter des spanischen Monarchen Philipp IV. Hier wurde auch vertraglich festgelegt, dass die unbewohnte Fasaneninsel künftig von beiden Nationen verwaltet werden sollte, und so ist sie seit mehr als 350 Jahren sowohl spanisch als auch französisch.
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Da es aber vor allem zwischen spanischen und französischen Fischern auf dem Fluss immer wieder zu Streit um Fanggründe im Fluss kam, wurde 1856 im sogenannten „Vertrag von Bayonne“ eine skurrile Zusatzklausel beschlossen: Fortan würde die Fasanen-Insel eine Hälfte des Jahres zu Spanien gehören, die andere Hälfte zu Frankreich. 1861 wurde um Gedenken an diesen neuen Frieden auf der Insel ein noch heute sichtbares Denkmal aufgestellt, 1901 trat die Regelung dann in Kraft.
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Ein halbes Jahr spanisch, ein halbes Jahr französisch
Vom 1. Februar bis zum 31. Juli ist sie seitdem spanisch, die andere Hälfte des Jahres liegen ihre Geschicke in französischer Hand. „Regiert“, oder besser verwaltet, wird sie in dieser Zeit von einem Marine-Kommandanten des jeweiligen Landes. Einmal im Jahr kommen auch Gärtner auf die Insel, um den Wildwuchs zu bekämpfen, denn längst hat die Fasanen-Insel für beide Länder nur noch symbolische Bedeutung.
Für die Öffentlichkeit wird sie nur selten zugänglich gemacht. Außerdem ist die Fasanen-Insel mittlerweile in einem schlechten Zustand: Sie hat durch Erosion über die Jahrhunderte mittlerweile etwa die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe eingebüßt, und niemand möchte für ihre Rettung wirklich Geld in die Hand nehmen. Gelegentlich wird sie aber noch als symbolischer Schauplatz diplomatischer Verhandlungen genutzt, früher wurden hier laut „El Español“ auch immer wieder Gefangene ausgetauscht.