29. April 2021, 5:45 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
1986 entdeckte ein Taucher vor einer Insel in Japan eine geheimnisvolle Stein-Struktur unter Wasser – seitdem streiten Wissenschaftler über das Yonaguni Monument. Manche glauben, es handle sich bei dem Fund um eine Sensation: die Entdeckung des „japanischen Atlantis“.
Etwa 120 Kilometer vor der Küste von Taiwan liegt im Meer, vor der japanischen Insel Yonaguni Jima, eine mysteriöse steinerne Struktur unter Wasser, die Wissenschaftler seit ihrer Entdeckung im Jahr 1986 fasziniert – und spaltet, denn sie streiten seitdem über ihren Ursprung. Der Fund ist heute bekannt unter dem Namen Yonaguni Monument. Der Forscher Masaaki Kimura ist sich sicher: Es handelt sich um die Ruinen der legendären, versunkenen Zivilisation von Mu – auch bekannt als „Atlantis von Japan“.
Laut „National Geographic“ entdeckte ein Taucher nahe Yonaguni Jima unter Wasser eine massive Steinstruktur – das Yonaguni Monument. Eigentlich wollte er demnach an dem Tag Hammerhaie beobachten, die in dieser Region zahlreich vorkommen. Der Fund erregte die Aufmerksamkeit von Masaaki Kimura, der zur damaligen Zeit als Meeres-Geologe an der Universität der Ryukyu-Inseln lehrte, zu denen auch Yonaguni Jima gehört.
Spuren menschlicher Zivilisation?
Schon bald wuchs seine Überzeugung: Man hatte hier die Ruinen einer etwa 5000 Jahre alten Stadt entdeckt, die vor ungefähr 2000 Jahren von einem gewaltigen Tsunami vernichtet worden sein musste. Einige Fakten lassen eine solche Hypothese zumindest möglich erscheinen. So lag die Struktur nicht immer unter Wasser. Vor etwa 10.000 Jahren war die Insel noch über eine Landbrücke mit Taiwan verbunden.
Zudem schwört Kimura darauf, an dem heute als Yonaguni Monument bekannten Ort Spuren menschlicher Zivilisation identifiziert zu haben. So ist er davon überzeugt, unter Wasser steinerne Tier-Skulpturen entdeckt zu haben, unter anderem eine Art Sphinx. Zudem ließen sich an vielen Stellen des Monuments, das eine Gesamtgröße von 300 mal 150 Metern hat, Spuren im Sandstein finden, die er als Runen deutet.
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Nicht alle glauben an das „Atlantis von Japan“
Kimura hat das Monument über einen Zeitraum von 15 Jahren immer wieder untersucht, glaubt fest daran, die Überreste einer alten Stadt entdeckt zu haben. So gibt er an, man erkenne Ruinen einer Burg, einen Triumph-Bogen, fünf Tempel und mindestens eine Art Kolosseum. All dies sei damals über Straßen und Wasser-Kanäle miteinander verbunden gewesen.
Anhand von Untersuchungen des Gesteins unter Wasser ist er sich sicher, die Ruinen müssten mindestens 5000 Jahre alt sein. Laut der Seite „Atlas Obscura“ will er unter Wasser sogar Töpferware, Werkzeuge und Überreste von Feuerstellen ausgemacht haben. Dennoch glauben nicht alle an Kimuras Theorie. Vielmehr müsse das Yonaguni Momunent auf natürliche Weise entstanden sein, sagen sie.
Keine glaubhaften Beweise
Dafür spricht sich in der „National Geographic“ Robert Schoch aus, Professor für Mathematik und Wissenschaft an der Universität von Boston. Demnach glaube er nicht, dass die Strukturen menschengemacht seien. Vielmehr müssten die Gezeiten den weichen Sandstein zu dieser ungewöhnlichen Formation zurecht geschliffen haben. Die Runen, die Kimura glaubt, entdeckt zu haben, seien seiner Meinung nach nichts weiter als gewöhnliche Kratzer im Stein. In einem aktuellen Video von „BBC“ äußern noch weitere Wissenschaftler ihre Ansicht, die ungewöhnliche Form sei auf natürliche Weise entstanden. So fände man an Land durchaus Steinstrukturen, die denen unter Wasser in ihrer Form vergleichbar seien. Es gäbe weiter keine glaubhaften Beweise für menschlichen Einfluss an dem Monument.
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Tatsächlich erkennt bislang die japanische Agentur für kulturelle Angelegenheiten die steinernen Strukturen nicht als ein wichtiges kulturelles Erbe an. Genauso wenig die Regierung der Präfektur Okinawa, zu der die Insel Yonaguni Jima gehört. Auch gab es seitens der Regierung keinerlei Nachforschungen noch Bestrebungen, die Struktur zu erhalten.
Das Yonaguni Monument ist ein Paradies für Taucher
Heute ist der Ort deshalb ein wahres Paradies für Taucher aus aller Welt. Sowohl Wissenschaftler als auch Touristen können dort unter Wasser die seltsamen Strukturen bewundern. Laut der touristischen Webseite „Japan Travel“ kann man beim Tauchen aber auch Hammerhaie und Walhaie bestaunen. Auch an Land biete die Insel einiges, so zum Beispiel zahlreiche Wanderrouten und schöne Strände.
Die Debatte, ob es sich bei dem Yonaguni Monument nun um natürliche Strukturen handelt oder tatsächlich um das „Atlantis von Japan, wird derweil wohl weiter anhalten. Aber sobald es wieder möglich sein wird, kann sich jeder selbst einen Eindruck machen, was er glauben möchte.