18. Juni 2014, 16:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Seit mehr als zehn Jahren reist TV-Star Jasmin Schwiers („NVA“, „Ritas Welt“) regelmäßig an die Algarve. In ihrem Reisetagebuch auf TRAVELBOOK berichtet sie über ihren Portugal-Urlaub und verrät im letzten Teil noch ein paar Geheimtipps.
Hitzewelle in Portugal. Um die 37 Grad. Von einer Frisur ist nicht zu sprechen. Auch das Fläschchen Wimperntusche liegt seit zwei Wochen unbeachtet im Kulturbeutel bei den anderen ungenutzten Beauty-Artikeln. Das ist Urlaub. Herrlich.
Meine beste Freundin plus Mann sind inzwischen abgereist, um wieder ihren Jobs nachzugehen. Mein Mann, der dicke Kugelbauch (also meiner!) und ich haben noch eine Woche Resturlaub, bevor es wieder nach Hause geht und spannende Zeiten auf uns warten.
Um meiner Pflicht als Travelbookerin nachzukommen, MUSS ich jedoch meinen Bewegungsradius, der sich die letzten Tage auf Liege, Pool, Liege, Hollywoodschaukel beschränkt hatte, ein wenig erweitern. Am Horizont: die wunderschöne Algarve. Auf dem Weg dorthin einige gute Restaurants, die von mir als „Reise-Journalistin“ aufs Professionellste getestet werden wollen.
Und weil ich so gerne mit Blick aufs Wasser esse, möchte ich wieder ein Strandrestaurant empfehlen, und zwar das „Sem Espinhas“ am Praia do Cabeço zwischen Monte Gordo und Altura. Der Name bedeutet übrigens „Ohne Gräten“, was mir persönlich schon mal sehr sympathisch ist. Das Ambiente ist sehr jung und bunt, man kommt sich ein bisschen vor wie in einem Werbedreh für Eiscreme, dafür ist das Fachpersonal extrem freundlich und spricht sehr gutes Englisch.
Unser Kellner, Rrricarrrdo, empfiehlt –natürlich– frisch gefangenen Fisch, dessen Gräten er vor unseren Augen wirklich sehr fachmännisch entfernt. Einen Ableger des „Sem Espinhas“ gibt es übrigens auch an der Hafen-Promenade von Vila Real de Santo António. So gut habe ich in Portugal wirklich noch nie gegessen. Natürlich merkt man das auch an den Preisen, aber bei solchem Service und vor allem solcher Qualität ist das absolut angemessen.
Nach dem sündhaft leckeren Nachtisch (für die bildhaftere Vorstellung: ein warmes Schokoladentörtchen mit heißem Schoko-Kern und einer Kugel Vanille-Eis) erkläre ich Rrricarrrdo zu meinem neuen besten portugiesischen Freund, der uns am Ende noch mit gratis Ausflugs-Tipps versorgt. Lange Autofahrten sind nichts mehr für mich, deshalb bin ich froh um Geheimtipps eines Einheimischen in der Nähe.
Am nächsten Tag verdauen wir noch an unserem Törtchen herum (man muss ja jetzt auch nichts überstürzen), aber gleich am übernächsten machen wir uns auf den Weg zum Praia, der so geheim ist, dass er keinen Namen hat. Wir fahren von Vila Real aus über die Landstraße Richtung Faro. Die N125 verläuft parallel zum Meer, so kann man wunderbar ein Strand-Städtchen nach dem anderen abklappern. Wir passieren kilometerlange Orangenhaine.
Zur Orientierung: das nächst gelegene Örtchen (mit winziger Kapelle) heißt Cacela Velha, und es liegt direkt vor einer kleinen Halbinsel, die an die Ilha de Tavira anschließt. Wir parken unser Auto irgendwo im Nirgendwo und legen uns an den Strand, der tatsächlich wunderschön ist und den wir ganz für uns haben. Zur frühkindlichen musischen Erziehung klampfe ich ein paar neu erlernte Griffe auf der Ukulele – wann ist man schließlich schon mal so unter sich? Ein paar hundert Meter weiter, so hat Rrricarrrdo erzählt, wird das warme
Wasser der Bucht genutzt, um Muscheln anzubauen. Und tatsächlich kommen in den Abendstunden ein paar vereinzelte Fischer, um im zurückweichenden Wasser nach wilden Muscheln zu suchen.
Bevor ich meine zweite Heimat wieder verlasse, um in vergewitterte, aber angenehme 30 Grad nach Köln zurückzukehren, muss ich allerdings noch einen unverzichtbaren Besuch tätigen. Meine Freundin und „Spiegel“-Bestseller-Autorin Bettina Haskamp („Alles wegen Werner“ und ganz aktuell: „Azorenhoch“) pendelt das ganze Jahr über zwischen Portugal und Hamburg hin und her. Der Großteil ihrer Werke, die ich ab und zu in verschiedenen Stadien der Entwicklung zum Probe-Lesen bekomme, entstehen also hier.
Wir sitzen bis in die Nacht auf der Terrasse, essen gebratene Sardinen und schwelgen in alten und neuen Geschichten. Immer dabei: ihre beiden Hunde Cha-Cha und Tango, ihre zwei Katzen und nebenan auf der Wiese die beiden Esel, derer sich Bettina jüngst angenommen hat, weil sie heimatlos geworden waren. Eine Naturgewalt, diese Frau. Leider foto-scheu. Aber mehr als lesenswert!
Einen letzten Ausflug wagen wir –trotz Hitze–, um auch mal zu sehen, was eigentlich flussaufwärts passiert. Im kleinen Örtchen Alcoutim steht ein winziges und gänzlich unsymmetrisches Castelo, das seit Hunderten von Jahren der spanischen Verteidigungs-Anlage auf der anderen Seite des Flusses trotzt. Ein kleines Museum im Castelo beherbergt tausend Jahre alte Tonscherben und Werkzeuge, die ich mir vor allem im kühlen Luftzug der Klima-Anlage gerne ausgiebig anschaue.
Den Rest unserer Urlaubstage KANN man nur noch im Pool oder am Strand verbringen, wo ein kleines Lüftchen weht. Ich liege wie Prinzessin Yogurette mit ultrahohem Lichtschutzfaktor unter meinem Schirmchen und weiß jetzt schon, dass mir meine zweite Heimat fehlen wird.
Ein Land, in dem die Uhren sich tatsächlich langsamer drehen, wenn man erst hier angekommen ist, und in dem man als Schwangere an jeder Supermarktkasse
selbstverständlich vorgelassen wird, egal wie hoch sich der Einkauf im Wagen auch türmt. Nächstes Jahr komme ich wieder an meinen geliebten Guadiana, ich kann einfach nicht anders.