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Kuriose Eigenheit

Warum in Äthiopien aktuell das Jahr 2016 ist 

Äthiopischer Kalender: Warum in Äthiopien noch das Jahr 2016 ist
Äthiopien ist als Reiseland vor allem für seine Natur und Kaffee-Kultur bekannt. Doch was viele nicht wissen: Das Jahr verläuft hier anders. Foto: Getty Images
Sabine Winkler
Freie Autorin

27. Juni 2024, 10:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Lust auf eine Zeitreise? Das ist in Äthiopien möglich – zumindest auf dem Papier. In dem ostafrikanischen Land zeigt das Kalenderblatt nämlich ein ganz anderes Datum an als hierzulande. Der Grund dafür reicht Jahrtausende zurück. 

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Silvester feiert man am 31. Dezember, nicht wahr? Äthiopier würden bei dieser Aussage mindestens eine Augenbraue hochziehen. Denn in dem Land in Ostafrika mit mehr als 123 Millionen Einwohnern begrüßt man in der Nacht vom zehnten auf den elften September das neue Jahr – und ein äthiopisches Jahr hat 13 Monate, nicht zwölf.  

Aktuell befinden sich Einwohner und Reisende in Äthiopien, das vor allem für seine einzigartige Natur und Kaffee-Kultur bekannt ist, im Jahr 2016. Genauer gesagt ist die äthiopische Zeitrechnung sieben Jahre und acht Monate hinter der des Gregorianischem Kalendersystems, das in den meisten westlichen Ländern und auch in Deutschland verwendet wird. Das liegt daran, dass man in dem ostafrikanischen Land einem eigenen Kalendersystem folgt.  

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Äthiopischer Kalender: So verläuft ein Jahr 

Der äthiopische Kalender ist eine Variante des koptischen Kalenders, welcher eng mit den christlichen Feiertagen verknüpft ist. Was vielen nämlich vielleicht nicht bewusst ist: Mit knapp 44 Prozent stellen laut Statista-Daten die äthiopisch-orthodoxen-Christen die größte Religionsgemeinschaft im Land dar.  

Der Äthiopische Kalender findet auf Staatsebene in Äthiopien offiziell Anwendung. Das heißt, nach ihm werden die Monate, Feier- und Wochentage begangen und Termine zu Veranstaltungen ausgerichtet. Daneben nutzt auch die äthiopisch-orthodoxe Kirche sowie die eritreisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche das System. Es gibt zwölf Monate zu je 30 Tagen und einen Monat mit nur fünf Tagen beziehungsweise sechs in einem Schaltjahr.  

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Das sind die äthiopischen Kalender-Monate: 

  • Mäskäräm (Beginn 11. September, im Schaltjahr 12. September) 
  • Ṭəqəmt (Beginn 11. Oktober, im Schaltjahr 12. Oktober)  
  • Ḫədar (Beginn 10. November, im Schaltjahr 11. November)  
  • Taḫśaś (Beginn 10. Dezember, im Schaltjahr 11. Dezember)  
  • Ṭərr (Beginn 9. Januar, im Schaltjahr 10. Januar) 
  • Yäkatit (Beginn 8. Februar, im Schaltjahr 9. Februar) 
  • Mägabit (Beginn 10. März)  
  • Miyazya (Beginn 9. April) 
  • Gənbot (Beginn 9. Mai) 
  • Säne (Beginn 8. Juni) 
  • Ḥamle (Beginn 8. Juli) 
  • Nähase (Beginn 7. August)
  • Pagume (Beginn 6. September) 

Durch den einen Extramonat im Vergleich zum Rest der Welt freut man sich in Äthiopien auch sprichwörtlich über „13 Monate Sonnenschein“, wie die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ in einem Blogeintrag schreibt. 

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In Äthiopien konnte man 2007 nochmal ins Millennium feiern 

Im Vergleich zum Koptischen Kalender, der nur noch in koptisch-orthodoxen Kirchen genutzt wird, ist der äthiopische rund 267 Jahre zurück. Doch warum ist das so? Der Religionswissenschaftler Emmanuel Fritsch schreibt in seinem Werk „Ethiopian review of cultures“, dass die Zeitrechnung zwar wie im gregorianischen Kalender auf Christi Geburt zurückgeführt wird. Der Unterschied in der Jahreszählung beruhe jedoch darauf, dass die Äthiopier am vor-dionysianischen Geburtsjahr Christi festhalten, das 5.500 Jahre nach dem damals angenommenen Datum der Schöpfung angesetzt wurde. Dadurch ergibt sich die Zeitverschiebung von knapp acht Jahren im Vergleich zu unserem Kalender.  

So kam es, dass man im Jahr 2007 bei einem September-Urlaub noch einmal das neue Jahrtausend willkommen heißen konnte. So warb die Tourismusbehörde des Landes damals laut einem Bericht der „Deutschen Welle“ mit dem Slogan: „Die ‚Y2K‘-Partys in Europa und den USA verpasst? Kein Problem – kommt nach Äthiopien, wir haben noch immer 1999“. 

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Auch die Uhren ticken in Äthiopien anders 

Aufgrund der Lage am Äquator dauern die Tag- und Nachthälften im ostafrikanischen Land in etwa gleichlang. Deswegen wird ein Tag in jeweils zwölf Tag- und Nachtstunden eingeteilt, wie der Reiseblog „Mukatravel“ erklärt.  

Der Tag startet mit dem Sonnenaufgang, um circa sechs Uhr deutscher Zeit. Für die Äthiopier ist es dann Mitternacht. 7.00 Uhr unserer Zeit ist also 1.00 Uhr in Äthiopien. Da Äthiopien außerdem zur ostafrikanischen Zeitzone gehört, ist das Land der mitteleuropäischen Zeitzone um zwei Stunden voraus, in der Winterzeit beträgt der Zeitunterschied nur eine Stunde. Bei Verabredungen mit einem Local sollte man also sicher gehen, welche Uhrzeit gemeint ist. 

Auch wenn das alles bei Reisenden zunächst Verwirrung stiftet, hat es einen klaren Vorteil: Zumindest für die kurze Dauer eines Urlaubs ist man rund sieben Jahre jünger als sonst.  

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