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Eine Woche Abenteuer pur

Warum sich ein Urlaub in Bosnien und Herzegowina unbedingt lohnt!

Bosnien und Herzegowina
Der Sutjeska-Nationalpark ist der Höhepunkt für Naturliebhaber in Bosnien und Herzegowina. Das Land bietet aber auch lebendige Städte und eine jahrhundertealte Kultur. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

30. Juli 2023, 6:49 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten

Eine Reise durch Bosnien und Herzegowina ist vielleicht eines der letzten großen Abenteuer auf dem europäischen Kontinent. In dem fast vollständig von Wald bedeckten und von Flüssen wie Seen durchzogenen Land spielt die Natur ganz groß auf. In den Städten genießen Urlauber das Beste aus einer jahrhundertealten Kultur, die seit jeher durch katholische, orthodoxe und muslimische Einflüsse geprägt wird. Und noch in vielen weiteren Hinsichten überrascht der junge Staat. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann war eine Woche lang in dem Balkan-Land unterwegs und verrät seine besten Tipps.

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Wann waren Sie das letzte Mal in einem Urlaub, aus dem Sie zurückgekehrt sind, mit einem inneren Glücksgefühl und dem Gedanken: „Wow, diese Reise hat alle meine Erwartungen noch bei Weitem übertroffen“? Genau diese Emotionen bewegen mich immer noch, nachdem ich kürzlich eher durch Zufall einen Urlaub in Bosnien und Herzegowina verbracht habe. Ich gebe zu, der erste Anlass war der unglaublich günstige Flugpreis. Doch je mehr ich über den kleinen, jungen Staat las, desto neugieriger wurde ich. Und erlebte schließlich eine Reise, die ich ohne zu zögern als eine der schönsten in meinem ganzen Leben bezeichnen kann.

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So war mein Urlaub in Bosnien und Herzegowina

Von Berlin aus ging es zunächst nach Banja Luka, manche Fluggesellschaften haben aber auch die Hauptstadt Sarajevo im Programm. Für mich war diese kleine, auf den ersten Blick völlig reizlose Stadt aber der ideale Ausgangspunkt für meinen Roadtrip durch Bosnien und Herzegowina. Der örtliche Flughafen ist von der Größe wie eine Schuhschachtel – ich habe unterwegs Einkaufszentren gesehen, die bestimmt zehnmal so groß waren. Ein Shuttlebus erwartet die Fluggäste bereits bei Ankunft und bringt sie für fünf Euro bzw. 10 Bosnische Konvertible Mark, die Landeswährung, direkt ins Stadtzentrum zum Krajina-Platz. Dort befindet sich auch die Touristen-Information und eine Art Shopping-Straße.

Die Ferhat Pasha-Moschee in Banja Luka ist eine der Sehenswürdigkeiten der zweitgrößten Stadt von Bosnien und Herzegowina
Die Ferhat Pasha-Moschee in Banja Luka ist eine der Sehenswürdigkeiten der zweitgrößten Stadt von Bosnien und Herzegowina Foto: Getty Images

Heiße Quellen und Glühwürmchen

Obwohl Banja Luka die zweitgrößte Stadt von Bosnien und Herzegowina ist, sind hier alle Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichbar. Und tatsächlich ist der einzige offensichtliche Ort im Zentrum, der meiner Meinung nach diese Bezeichnung verdient, eine alte, sehr gut erhaltene Festung, die ab dem 14. Jahrhundert entstanden ist. Ein paar schöne Kirchen und Moscheen, ein vor allem morgens stattfindender bunter Markt, und schon ist man nach maximal zwei Stunden quasi „fertig“ mit der Stadt und hat das Gefühl, eigentlich schon weiter reisen zu können. Das wäre aber ein Fehler, denn Banja Luka ist eine Schönheit, die sich nur dem wirklich offenbart, der bereit ist zu suchen.

Da wäre zum Beispiel der Aufstieg zum Banj Brdo, dem Hausberg der Stadt. Über eine Straße, auf der auch Autos fahren können, laufen vor allem Einheimische und ein paar wenige Touristen vor allem abends gerne hier hinauf, denn die Aussicht zum Sonnenuntergang ist wirklich spektakulär. Wie eine Modellbaulandschaft liegt Banja Luka, eingebettet in satt bewaldete grüne Hügel da, und mit dem Blick in die Weite erahnt man schon etwas von der wilden Schönheit von Bosnien und Herzegowina. Wer möchte, steigt dann durch dichten Wald ab zu den Srpske Toplice, natürlichen heißen Quellen, in denen man baden kann. Als ich die Strecke Anfang Juli lief, erleuchteten unzählige Glühwürmchen wie geisterhafte Feenlichter meinen Weg. Der erste von unzähligen magischen Momenten auf der Reise.

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Magisch schöne Flüsse und Seen

Am nächsten Tag geht es mit dem Bus weiter ins Landesinnere. Bitte informieren Sie sich vor der Abfahrt zu ihrem Zielort genau. Denn die Busse scheinen meiner Erfahrung nach keineswegs stets verlässlich zur selben Zeit abzufahren, und selbst bei Zugverbindungen können die Zeiten je nach Tag variieren. Dafür ist das Reisen per Bus hier vergleichsweise sehr günstig, umgerechnet acht Euro zahlt man für eine Fahrt in das etwa anderthalb Stunden entfernte Jajce. Ein kleiner Ort, der sich dank seines mittelalterlichen Flairs großer Beliebtheit erfreut. Die größte Attraktion hier ist aber ein Naturwunder, nämlich ein Wasserfall, der mitten in dem Ort in die Tiefe stürzt. Gespeist wird er vom Pliva-Fluss, der sich, aus den Bergen kommend, durch Jajce zieht.

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Unter anderem wegen dieses Panoramas ist Jajce eine der bei Urlaubern beliebtesten Städte in Bosnien und Herzegowina Foto: Getty Images

Einen etwa vier Kilometer langen Fußweg entfernt liegen der Große und der Kleine Pliva-See, die zweifellos zu den schönsten Gewässern von Bosnien und Herzegowina gehören. Wie der Fluss selbst auch sind sie auf geradezu magische Weise türkisgrün gefärbt, das Wasser ist vor allem bei hohen Temperaturen eine wunderbare Abkühlung. Überall entlang des Weges ergießt es sich in Kaskaden in die dicht bewaldete Landschaft, sodass man kaum merkt, dass der Weg direkt entlang einer zum Glück nicht besonders stark befahrenen Straße liegt. Zudem gibt es auch fast überall so etwas wie Bürgersteige. Ein Pflicht-Stopp ist nach einem herrlichen Wander- und Badetag das sensationell gelegene Restaurant „Konoba Slapovi“, wo man an Tischen speist, die auf einer Aue mitten im Fluss stehen. Die Preise sind hier zwar quasi doppelt so hoch wie in vergleichbaren Lokalen, aber mit umgerechnet etwa 10 Euro für ein Hauptgericht für deutsche Geldbörsen immer noch mehr als günstig.

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Die Pliva-Seen gehören zu den schönsten im Land und befinden sich nahe der kleinen Stadt Jajce Foto: Getty Images

Die heißeste Stadt des Landes

Auf der Piazza von Jajce kann man sich dann so richtig schön der Kaffeekultur hingeben, die in Bosnien und Herzegowina ganz großgeschrieben wird. Wer es authentisch (und besonders stark) möchte, bestellt einen „Bosanska Kava“, der in manchen Cafés tatsächlich noch aus Messingkännchen serviert wird. Dazu eine Süßigkeit oder ein Burek (Börek) aus einer der zahllosen Pekaras – der im ganzen Land allgegenwärtigen Bäckereien, die für unglaublich kleines Geld jeden aufkommenden Appetit sofort effektiv in Wohlgefallen auflösen. Aber Vorsicht, abseits von Restaurants ist es wirklich schwer, etwas anderes für den kleinen Hunger zwischendurch zu finden. So habe ich eine Woche lang tagsüber mehr oder weniger auf einer Burek-Totaldiät verbracht.

Weiter geht es nach Mostar, der wohl quirligsten und bei Touristen beliebtesten Stadt von ganz Bosnien und Herzegowina. Allein schon die Fahrt hierher von Jajce aus ist eine Attraktion, die Straße windet sich durch eine immergrüne Landschaft, in der sanfte Hügel bald schon den ersten kahlen Gipfeln der Dinarischen Alpen weichen. Mostar, in einem Talkessel gelegen, gilt als die heißeste Stadt des Landes, wo im Sommer Temperaturen von um die 40 Grad keine Seltenheit sind. Abkühlung kann man im Stadtzentrum an einem Steinstrand am Neretva-Fluss suchen. Von hier aus hat man dann auch den besten Blick auf die berühmte Brücke von Mostar, die größte Attraktion im Ort.

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Mostar gilt als heißeste Stadt in Bosnien und Herzegowina. Sie ist wahrscheinlich auch die meistbesuchte. Foto: Getty Images

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Noch schöner bei Nacht

Wie direkt aus einer Game of Thrones-Episode entsprungen, ziehen sich kleine kopfsteingepflasterte Gässchen durch die malerische Altstadt von Mostar. Die Massen von Touristen, die sich hier von Laden zu Laden wälzen, sind allerdings nach den bislang ruhigen Tagen ein mittelschwerer Schock. Wer sich die Illusion bewahren möchte, Bosnien und Herzegowina sei ein noch völlig unentdecktes Paradies für Abenteurer, der sollte Mostar während eines Urlaubs unbedingt meiden. Zumindest tagsüber. Denn etwa ab 22.30 Uhr ist eine Vielzahl der Gäste bereits wieder in ihre Betten oder anderswo hin verschwunden. Und dann entfaltet Mostar einen geradezu magischen Charme. Nun kann man sich nach eigenem Tempo bewegen, nimmt die wunderbare, muslimisch geprägte Altstadt ganz anders wahr. Es gab sogar einen Moment weit nach Mitternacht, in dem ich allein auf der Brücke stand und wieder einmal über das Glück staunte, in dieses wunderbare Land gekommen zu sein.

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Die Brücke von Mostar gehört zu den Bildern, das wohl auch jeder kennt, der noch nie in Bosnien und Herzegowina war Foto: Getty Images

Wer möchte, kann von Mostar aus mit den Stadtlinien 10 und 12 auch noch in das nahe Blagaj fahren. Hier befindet sich mit dem Blagaj Tekija ein ehemaliges Kloster, dass durch seine einmalige Lage wahre Massen anlockt. Es scheint direkt aus einer steilen Felswand geschlagen zu sein. Hier nisten Schwalben und andere Vogelarten, entspringt in einer nahen Höhle die Quelle des Flusses Buna. Das Kloster selbst hat man in zehn Minuten besichtigt. Leider wird die Magie des Ortes dadurch entweiht, dass sich um das Gebäude herum ein wahrer Vergnügungspark aus Restaurants und Buden mit Souvenir-Ramsch erstreckt. Zudem kommen besonders im Sommer teils bis zu tausend Menschen täglich hierher.

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Das Kloster Blagaj Tekija in der Nähe von Mostar ist wegen seiner einmaligen Lage ein Touristenmagnet Foto: Getty Images

Skurriles Sarajevo

Weiter geht es dann nach Sarajevo, auf einer Strecke, die in zahllosen Blogs und Reiseforen als eine der schönsten in Europa beschrieben wird. Sie führt wiederum entlang des Wassers durch wunderbar grünes, bergiges Terrain. Wer kann, sollte den Zug nehmen. Dieser kommt nicht nur etwa eine Stunde schneller an als der Bus, sondern ist dazu auch noch deutlich günstiger. Sarajevo selbst habe ich abseits der Altstadt allerdings kaum wahr genommen. Ich verbrachte hier nur einen Abend, um dann am nächsten Morgen früh auf eine Tour in den Sutjeska-Nationalpark zu gehen. Er ist der älteste von ganz Bosnien und Herzegowina.

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Das Foto trügt: So leer ist es in der Altstadt von Sarajevo garantiert nie Foto: Getty Images

In Erinnerung geblieben ist mir aber dennoch die hoffnungslos überfüllte, muslimisch geprägte Altstadt. Wie in Mostar scheint sie nur aus Souvenirläden und Restaurants zu bestehen. Zudem die sogenannte Lateinerbrücke, wo mit dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin der Erste Weltkrieg ausgelöst wurde. Nur ein unscheinbares Plastikschild erinnert aber an die Tragödie. Fast scheint es so, als wolle die Stadt den Ort lieber verstecken. In Sarajevo geschah es auch, dass ich durch eigenes Verschulden fast zwei Stunden nach einer Unterkunft suchte. Das lag aber nicht daran, dass es keine gegeben hätte, sondern an einer Macke von mir. Nachdem ich zuvor die ganze Woche unglaublich günstig gewohnt und teils gerade einmal 15 Euro für ein Einzelzimmer in einem guten Hostel bezahlt hatte, kamen mir 35 Euro in einem Hotel mitten in der Altstadt auf einmal völlig utopisch teuer vor.

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Nur für erfahrene Bergsteiger

Von Sarajevo aus starten aber fast alle Abenteuer-Agenturen ihre Trips in die wirklich noch wilde Natur des Landes. Daher lasse ich mich dann hier auch vor der Tür meines Hotels abholen. Der Sutjeska-Nationalpark liegt direkt an der Grenze zu Montenegro bei dem kleinen Ort Tjentište, und punktet gleich mit mehreren Superlativen. Zum einen befindet sich hier mit dem Maglić der mit 2386 Metern höchste Berg des Landes. Zum anderen mit dem Perućica-Urwald der mit 20.000 Jahren älteste seiner Art auf dem gesamten europäischen Kontinent. Achtung: Festes Schuhwerk ist für den Besuch von beiden Naturwundern absolut unerlässlich, wenn man sich nicht selbst leichtfertig in schlimmstenfalls Lebensgefahr bringen will.

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Der Trnovačko-See liegt zu Füßen des höchsten Berges von Bosnien und befindet sich schon in Montenegro Foto: Getty Images

Wer allerdings derart vorbereitet und mit einer guten Kondition ausgestattet kommt, wird hier ein magisches Wochenende erleben. Der Aufstieg zum Gipfel des Maglić ist mit etwa zweieinhalb Stunden sehr kurz, aber technisch äußerst anspruchsvoll. Einheimische sagten mir am Abend nach der Tour, der Berg sei eine Acht auf einer Skala von Zehn. Es gibt einige nur mit einem Stahlseil gesicherte Passagen. Hier geht es in die eine Richtung mehr oder weniger vertikal bergauf. Während in die andere, nur einen Fußbreit entfernt, mehrere hundert Meter tiefe Abgründe gähnen. Wer keine oder wenig Erfahrung mit wandern oder gar bergsteigen hat, hat hier wirklich nichts verloren.

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Wo noch wilde Bären leben

Die Aussicht auf dem Gipfel entlohnt dann allerdings für sämtliche Strapazen. Ein unglaubliches Rundum-Panorama von Bergen, die sich teils im nahen Montenegro befinden. Der Abstieg beginnt zunächst moderat mit der Wanderung über ein von Wildblumen übersätes Hochplateau. Die letzte Stunde geht es dann allerdings über eine Geröllpiste derart steil bergab, dass Mitglieder meiner Gruppe den „Weg“ auf dem Gesäß rutschend bewältigen mussten. Die einzige Motivation besteht darin, dass das Tagesziel, der Trnovačko-See, der wie ein blauer Diamant in der Berglandschaft schimmert, bereits von Weitem zu sehen ist.

Eine sternklare Nacht am Lagerfeuer an dem relativ warmen Bergsee gehört dann aber wiederum zu den Erinnerungen, die man sein Leben lang nicht vergessen wird. Genauso wenig wie eine frühmorgendliche Wanderung in Richtung Perućica-Wald, wenn die Landschaft noch mit geisterhaftem Nebel verschleiert ist. Hier führt ein äußerst steiler Pfad dann zu einem weiteren Natur-Highlight, dem fast 80 Meter hohen Skakavac-Wasserfall. Das Betreten dieses Waldes, in dem auch noch Bären leben, ist nur mit Guide erlaubt. Mit diesen Eindrücken im Kopf und im Herzen mache ich mich dann am nächsten Tag auf von Sarajevo zurück nach Banja Luka. Ich habe eine unglaubliche Woche verbracht. Und möchte in Bosnien und Herzegowina doch noch so viel sehen, dass es für zahlreiche weitere Urlaube reichen dürfte. Ich freue ich jetzt schon, bald zurückzukommen und sage aus vollem Herzen Hvala. Also Danke für dieses einmalige Abenteuer.

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Der Skakavac-Wasserfall ist eines der Naturhighlights im Sutjeska-Nationalpark Foto: Getty Images
Themen Europa
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