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Das erste Land mit eigener Telefonnummer

Wer diese Nummer anruft, landet per Zufall bei irgendeinem Schweden

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TRAVELBOOK Redaktion

25. April 2016, 12:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Schweden hat sich eine Telefonnummer zugelegt. Wer anruft, wird mit einem ganz normalen Schweden irgendwo im Land verbunden. Seit etwa zwei Wochen ist die Aktion schon am Laufen – und verzeichnet bereits 107.000 Anrufe.

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Wie warm ist es im Sommer in Schweden? Wie stehen die Chancen auf ein Abba-Comeback? Ist das Bildungssystem in Schweden wirklich so toll, wie alle glauben? Wie teuer ist das Bier in Stockholm?

Wer Antworten auf solche Fragen direkt von einem Schweden erhalten möchte, muss dazu jetzt nur noch sein Handy zücken. Denn das Land hat seit Kurzem eine eigene Telefonnummer.

Die hat der Touristenverband Svenska Turistföreningen zum 250. Jahrestag des schwedischen Gesetzes zur Pressefreiheit freigeschaltet. Wer die Nummer +46 771 793 336 wählt, wird per Zufall mit einem Schweden irgendwo zwischen Schonen und Lappland verbunden.

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„Mit wem spreche ich denn da?“

Zum Beispiel mit Hans-Eric Lundgren, genannt Hasse. Der Rentner sitzt gerade in seinem Wohnzimmer im nordschwedischen Skellefteå, als das Telefon klingelt. „Hallå?“, antwortet er. „Mit wem spreche ich denn da?“ So vertreibt sich der 73-Jährige die Zeit, während er darauf wartet, dass seine Frau von ihrer Arbeit im Krankenhaus zurückkommt.

Mit 30 Anrufern hat er schon geplaudert, die Menschen klingeln aus Kanada, Australien, Finnland oder Deutschland an. „Ein paar Teenager aus den Niederlanden und Italien wollten wissen, wie das Schulsystem hier in Schweden ist“, erzählt Hasse in akzentfreiem Englisch. Aus Melbourne meldeten sich junge Kerle, die gerade aus der Kneipe kamen und „einfach neugierig“ waren.

Wegen des Zeitunterschieds wurde Lundgren auch schon mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt – und als Kummerkasten gebraucht. „Da war eine Dame aus Kanada dran, sie war allein und ganz unglücklich“, berichtet Hasse. „Da war es bei uns 4 Uhr morgens.“

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Schon mehr als 106.000 Anrufer aus 175 Ländern

Steht ihm der Sinn nicht nach Plauderei mit Fremden, stellt er einfach die App auf seinem Handy aus. Die muss jeder Schwede, der mitmachen will, herunterladen – und wird so innerhalb von Minuten zum Botschafter seines Landes. Inzwischen haben sich schon mehr als 20.000 Schweden angemeldet, fast 107.000 Anrufe aus mehr als 175 Ländern sind seit dem 6. April bei ihnen eingegangen, wie man auf der eigens eingerichteten Website theswedishnumber.com erfährt. Am häufigsten rufen US-Amerikaner an, die 30 Prozent aller Anrufe ausmachen. Dahinter: Briten (6 Prozent), Chinesen, Niederländer und Türkei (je 4 Prozent).

„Das Schöne ist, dass Schweden selbst ihre Geschichten erzählen und dir Reisetipps geben können – es steht keine Marketingfirma dahinter, die dir sagt, wo du hinfahren sollst“, sagt Jenny Engström von der Svenska Turistföreningen. Mindestens bis zum 6. Juni, dem schwedischen Nationalfeiertag, soll die Nummer noch bestehen bleiben.

„Es ist eine tolle Idee, ich kann mein Englisch und mein Deutsch aufbessern“, sagt Joakim Bourdette. Der 19-jährige Stockholmer büffelt im Moment fürs Abitur und hat deshalb zwar nicht immer Zeit, ans Telefon zu gehen, ist aber von dem Projekt begeistert. „Es macht echt Spaß.“ Den Menschen am anderen Ende der Leitung empfiehlt er eine Bootsfahrt raus ins Stockholmer Archipelago oder einen Besuch in den kleinen Dörfern rund um die schwedische Hauptstadt. Er stutzt. „Viele Leute fragen nach dem Wetter.“

Für Schweden oft eine seltsame Frage, gerade für die im Norden. „Wenn du hier oben wohnst, weißt du, dass es nach einer Weile kalt wird, und ziehst dich eben entsprechend an“, sagt Hasse Lundgren. „Wenn es nicht gerade minus 30 Grad kalt ist, fährt meine Frau das ganze Jahr über mit dem Fahrrad zur Arbeit.“ Lundgren selbst hat früher als Geologe gearbeitet, jetzt verbringt er seine Zeit mit Reiten, Elchjagd und Terrier Urax. Und ab und zu auch am Telefonhörer.

Knapp drei Minuten dauern die Telefonate über die schwedische Nummer im Durchschnitt. Manchmal unterhält sich Hasse Lundgren aber auch eine halbe Stunde – und so gut, dass er seine Gesprächspartner zum Elch-Dinner ins verschneite Skellefteå einlädt.

Themen Europa Schweden
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