29. Juni 2018, 12:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Stiftung Thomson Reuters hat die Top Ten der gefährlichsten Länder für Frauen ermittelt. Das Ranking steht jedoch auch in der Kritik.
Die Stiftung Thomson Reuters hat eine auf einer Umfrage basierende Liste mit den gefährlichsten Ländern der Welt veröffentlicht. Das letzte Ranking dieser Art veröffentlichte die Stiftung im Jahr 2011. Die Faktoren der Befragung bezogen sich explizit auf Frauen, die in den genannten Ländern leben.
Insgesamt wurden 548 Experten für Frauenrechte befragt, darunter Akademiker, Gesundheitsfachkräfte, Organisationen, Journalisten und Sozialexperten. Sie mussten die fünf ihrer Meinung nach gefährlichsten Länder aus den 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen benennen. Außerdem sollten sich die Experten in den sechs Kategorien Gesundheitswesen, Diskriminierung, kulturelle Traditionen, sexuelle und nicht sexuelle Gewalt und Menschenhandel jeweils für das Land mit der kritischsten Situation entscheiden. Daraus ergab sich dieses Ranking, das durchaus kritisch gesehen werden muss:
Die Top Ten der gefährlichsten Länder für Frauen:
- Indien
- Afghanistan
- Syrien
- Somalia
- Saudi-Arabien
- Pakistan
- Demokratische Republik Kongo
- Jemen
- Nigeria
- USA
Kritik an der Umfrage
Indien ist laut der Stiftung für Frauen das gefährlichste Land der Welt, da eine hohe Wahrscheinlichkeit von sexueller Gewalt oder Belästigung besteht. Außerdem sei die weibliche Bevölkerung teilweise Praktiken wie Säure-Attacken und Zwangsehen ausgeliefert und habe einen stark eingeschränkten Zugang zu Bildung und Sicherheit. Aus Indien kommt aber auch die größte Kritik an dem neuen Ranking, zurecht! Denn schließlich basieren die Ergebnisse lediglich auf Meinungen von rund 500 individuellen Personen und haben daher nur bedingt einen wissenschaftlichen und statistischen Wert. Nicht befragt wurden die Betroffenen, also die einheimischen Frauen, der angeblich gefährlichsten Länder der Welt. Laut BBC kommen 41 der 548 Befragten aus Indien. Wer genau befragt wurde, wurde nicht transparent gemacht. Das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für Übergriffe auf Touristen und Touristinnen in den touristischen Regionen Indiens zwar gering ist, dennoch wird darauf hingewiesen, dass „situationsangemessenes und kulturbewusstes Verhalten sich vor dem Hintergrund der Berichte über sexuelle Übergriffe vor allem auch für allein reisende Frauen empfiehlt“. Aber natürlich passt eine solche Empfehlung auch für Länder.
Überraschend scheint zunächst, dass auch die USA in diesem Ranking auf Platz 10 auftauchen. Die Befragten nannten sexuelle Gewalt und den erschwerten Zugang zum Rechtssystem, vor allem nach Fällen von Vergewaltigung, als negative Faktoren in den USA. Denn die Umfrage wurde nach der #MeToo-Debatte durchgeführt, und die könnte die Antworten erheblich beeinflusst haben. Auch die nicht-sexuelle Gewalt bewerten die Experten als hoch, in dem Ranking landet die USA auf Platz sechs vor Saudi-Arabien, Somalia und Mexiko.
Für acht der zehn aufgeführten Länder – Syrien, Jemen, Somalia, Afghanistan, Pakistan, Demokratische Republik Kongo und Nigeria – bestehen auch tatsächlich Reise- oder Teilreisewarnungen vom Auswärtigen Amt.
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Welche Länder sind sicher?
Der Travel Risk Map, die jedes Jahr erneuert wird, kann man entnehmen, welche Länder besonders gefährlich sind – hier können sich natürlich Frauen und Männer informieren. Es geht hierbei nämlich um die Gefahr von Terroranschlägen oder etwa eine hohe Kriminalitätsrate. Besonders gut schneiden in dem Ranking nordische Länder wie Grönland, Island, Norwegen, Finnland, Dänemark ab, aber auch die Schweiz, Slowenien, und Luxemburg gelten als sicher.
Am Global Peace Index kann man ablesen, in welchen Ländern es besonders friedlich ist und seine Reiseziele dementsprechend planen und anpassen. Auch hierbei schneiden Island, Dänemark, Slowenien, Finnland und Norwegen sehr gut ab. So aber auch Kanada, Neuseeland, Österreich, Tschechien, Singapur, Japan und Portugal.
Der sogenannte „Safe Cities Index“ kann Frauen ebenso helfen, sich für ein Ziel zu entscheiden, an dem sie sich sicher fühlen. Unter die Top Ten des Rankings von 2017 fallen Städte wie Tokio, Singapur, Osaka, Toronto, Melbourne, Amsterdam, Sydney, Stockholm, Hongkong und Zürich.