12. April 2023, 15:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Dürre bleibt ein Dauerthema in Europa. Nach dem trockenen Sommer 2022 sind zahlreiche Regionen weiterhin von Trockenheit gezeichnet. Das kann auch Auswirkungen auf diesjährigen Sommerurlaub in den betroffenen Gebieten haben.
Schon im letzten Sommer berichteten TRAVELBOOK und zahlreiche andere Medien über Dürre, Hitze und Brände in Europa. Der Klimawandel hat die Welt weiter fest im Griff, die Auswirkungen sind vielerorts spürbar. Und in diesem Winter gab es kaum Erleichterungen. In vielen Regionen blieben die erhofften und notwenigen Mengen an Regen und Schnee aus. Die Pegelstände in zahlreichen beliebten Urlaubs-Destinationen sind auf dem Tiefstand, schon jetzt gibt es Wasser-Rationalisierungen. „Betroffen sind weite Teile des Kontinents, von Irland bis zur Türkei“, heißt es seitens des Umweltministeriums. Satellitendaten zeigen demnach eine „besonders kritische Lage in Westeuropa, wo nun bereits lange vor dem Sommer Maßnahmen ergriffen werden, um die Wasserknappheit einzudämmen.“ Doch was bedeutet die anhaltende Dürre in Europa für den Sommerurlaub 2023?
TRAVELBOOK zeigt in dieser Übersicht, welche beliebten Urlaubs-Destinationen in Europa auch in diesem Jahr besonders von der Dürre betroffen sein können und wo welche Auswirkungen auf den Sommerurlaub möglich sind.
Übersicht
Deutschland
Die Dürre ist besonders intensiv im Süden Europas zu spüren, aber auch in Mitteleuropa muss mit Einschränkungen beim Sommerurlaub gerechnet werden. So etwa in Deutschland, wo es in diesem Winter wie in vielen europäischen Ländern zu warm war und zu wenig geregnet und geschneit hat, um die Pegelstände auf einen guten Stand zu bringen. Es ist der zwölfte warme Winter in Folge, wie es seitens des Deutschen Wetterdienstes heißt. Im Vergleich zu seinen südlichen Nachbarn ist Deutschland jedoch in einer vergleichbar guten Lage. „Wir wissen seit 15 Jahren durch Klimasimulationen, dass Deutschland durch den Klimawandel nicht austrocknen wird“, zitiert der „Stern“ Andreas Marx, Leiter des Deutschen Dürre-Monitors am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Er erklärt, dass die Temperatur in Deutschland zwar steigen werde, man aber davon ausgehe, dass das Land Ende des Jahrhunderts noch immer wasserreich sei.
Folgen hat die Dürre in Europa dennoch, auch für jene, die ihren Sommerurlaub in Deutschland verbringen möchten. So erwarten etwa die Betreiber von Flusskreuzfahrten niedrige Pegelstände und damit verbundene Unannehmlichkeiten. „Der Rhein wird wohl größtenteils Niedrigwasser haben“, zitiert die „Deutsche Welle“ (DW) den Vize-Präsidenten der Interessengemeinschaft der Flusskreuzfahrt-Reedereien, Daniel Thiriet. Er vermutet, dass Passagiere an „besonders kritischen Stellen“ mit Bussen transportiert werden müssen. Und nicht nur die Voraussagen zur Trockenheit stehen, Wetterexperten rechnen laut verschiedener Medien mit einem weiteren Hitzesommer, auch in Deutschland.
Frankreich
Frankreich verzeichnete wie seine europäischen Nachbarn auch in diesem Winter vergleichsweise geringe Niederschläge. Laut einem Artikel der „Deutschen Welle“, die sich auf den Wetterdienst Météo France beruft, gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1959 „nie so langanhaltend keine Regenfälle“ im Winter wie in diesem Jahr. Die Folge sind ausgetrocknete Böden und ein niedriger Grundwasserspiegel in vielen Teilen Frankreichs. Das Thema Wassermangel beschäftige Frankreich bereits im letzten Sommer, teilweise musste es in Flaschen und per Tankwagen geliefert werden.
Aktuell ist der Wasserverbrauch in 15 von 101 Départements beschränkt. Autos dürfen nicht gewaschen und Rasenflächen wie private Gärten und Sportstadien nicht bewässert werden, teilweise dürfen keine privaten Pools mehr gebaut und gefüllt werden. Teile der Bevölkerung reagieren auf den Wassermangel und die Wasser-Sparpläne der Regierung mit zum Teil gewalttätigen Protesten. Auch das ist eine Folge der Dürre in Europa, die Einfluss auf den Sommerurlaub in Frankreich in diesem Jahr haben könnte. Eine andere ist die Verschlechterung der Luftqualität, die sich etwa in Paris zeigt. Seit Beginn des Jahres gab es mehrfach Feinstaubalarm in der französischen Hauptstadt. Gleichzeitig sterben zahlreiche Pflanzen ab, was wiederum eine Gefahr mit sich bringt: Waldbrände.
Italien
Norditalien erlebt eine bereits seit zwei Jahren anhaltende Trockenphase, wie die Deutsche Welle berichtet, die sich auf Mattia Gussoni, Meteorologe beim Wetterdienst Il Meteo, bezieht. Der gerade vergangene Winter sei überdurchschnittlich warm gewesen und es habe an Schnee and Regen gefehlt. Im vorangegangenen Winter habe es ähnlich ausgesehen. Die Folge seien niedrige Pegelstände. Das zeigt sich deutlich am Gardasee, der zu einem Symbolbild der Dürre in Europa avanciert ist.
Nach der Freilegung riesiger Unterwasserfelsen im August 2022 wurde der See im Februar um eine weitere Touristenattraktion reicher: Wegen des historischen Tiefstands konnten Touristen zu Fuß zur sogenannten Kanincheninsel (Isola di San Biagio) spazieren, was auch zahlreiche Menschen taten (TRAVELBOOK berichtete).
Mittlerweile sind die Pegelstände in dem riesigen See in Norditalien laut der Internetseite Gardasee.de zumindest um zwei Zentimeter gestiegen (Stand: 11. April 2023), die anhaltende Trockenheit bleibt aber weiterhin ein Problem. Nicht nur der Gardasee zeigt einen besorgniserregenden Tiefstand, auch der für die Landwirtschaft wichtige Fluss Po führt zu wenig Wasser. TRAVELBOOK berichtete im Februar außerdem über ausgetrocknete Kanäle in Venedig.
Sommerurlaub in Italien wird wohl trotz der weiterhin anhaltenden Dürre in Europa möglich sein, mitunter jedoch wahrscheinlich verbunden mit Einschränkungen. So bleiben Baden und Wassersportarten im Gardasee voraussichtlich möglich. Touristen müssen sich aber auf Wasser-Spaßmaßnahmen einstellen. So gab es bereits im letzten Sommer Verbote zum Befüllen von privaten Pools und auch öffentliche Brunnen wurden zum Teil stillgelegt. Damit ist auch in diesem Jahr wieder zu rechnen. Neben dem Wassermangel waren es im vergangenen Jahr vor allem die Brände, die das beliebte Urlaubsland in Alarmbereitschaft hielten. Auch die sind in diesem Sommer nicht auszuschließen.
Folge des Klimawandels Gardasee kämpft weiterhin mit historischem Wassermangel
Anhaltende Dürre Gardasee trocknet aus und in vielen Regionen Italiens lodern die Flammen
Hitzewelle, Waldbrände … Portugal kämpft mit anhaltender Dürre
Spanien
Den Wassermangel bekommt zurzeit auch Spanien zu spüren. So seien die letzten zwei Jahre in Barcelona etwa die trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen 1914 gewesen, wie „DW“ schreibt. Demnach liegt die Regenmenge im Schnitt bei 621,5 Millimetern pro Jahr, 2022 sei es nicht einmal die Hälfte gewesen. In der Folge haben zahlreiche Stauseen dramatische Tiefstände erreicht, was sich auf die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Barcelona auswirken kann. Barcelona hat entsprechend Wasser-Sparmaßnahmen ergriffen. Unter anderem bleibt die beliebte allabendliche Springbrunnen-Show des Font Màgica de Montjuïc vorerst eingestellt, öffentliche Parks werden vorerst nicht mehr bewässert.
Auch auf der bei Deutschen beliebten Ferieninsel Mallorca herrschten kürzlich große Dürre-Sorgen hinsichtlich der anstehenden Urlaubssaison. Dank des Unwetters Juliette, das Ende Februar über die Balearen-Insel zog und große Mengen Niederschlag brachte, ist man dort aktuell entspannt. Laut „DW“ liegen die Pegelstände in den Stauseen wegen der überdurchschnittlichen Regen- und Schneemenge bei 90 Prozent ihrer Kapazitäten. Im vergangenen Sommer traf Mallorca, wie ganz Südeuropa, eine große Hitzewelle. In der Folge durften die Menschen ihre privaten Pools nicht mehr füllen und Gärten nicht mehr bewässern. Außerdem gab es Appelle, beim Trinkwasser zu sparen (TRAVELBOOK berichtete). Die Situation auf Mallorca könnte in diesem Sommer ähnlich sein.