21. Mai 2019, 12:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die größte Höhle der Welt ist noch größer als bislang gedacht. Erst 2009 wurde die Hang Son Doong erforscht – jetzt wurde entdeckt, dass zu dem gigantischen, natürlichen Steintunnel unter Zentralvietnam noch viel mehr gehört, als bisher bekannt war. Seit 2013 dürfen Touristen die riesige Gesteinswelt besuchen.
Das Label „größte Höhle der Welt” hat Hang Son Doong – oder auch „die Höhle von Fluss und Berg” – ohnehin schon inne gehabt. Während einer Expedition durch Vietnams Höhlenwelt haben drei britische Taucher kürzlich einen neuen Unterwasser-Tunnel entdeckt, der Son Doong mit einer anderen riesigen Höhle, der Hang Thung, verbindet.
Gigantische Höhle überrascht
Son Doong allein ist schon 38,5 Millionen Kubikmeter groß. Die Höhle ist 8,9 Kilometer lang, der tiefste Punkt liegt 490 Meter unter der Erde. Der höchste Hohlraum mit Dach ist 200 Meter hoch. Der Kölner Dom hätte darin locker Platz. Mit der Verbindung um die Thung-Höhle kommen nochmal 1,6 Millionen Kubikmeter Volumen hinzu.
„Das ist, als würde jemand einen Klumpen auf der Spitze des Mount Everest finden, der ihn nochmal um 1.000 Meter erhöht”, sagt Howard Limbert, Höhlen-Experte und technischer Berater von Touranbieter Oxalis, zu „CNN Travel”. Er ist überzeugt: „Jede Höhle der Welt würde bequem in Son Doong Platz finden, wenn die beiden verbunden sind – das ist eine ungeheuerliche Größe.” Laut Limbert gibt es zwar einige längere Höhlen, die seien zum Teil aber sehr schmal. Son Doong hingegen sei an jeder Stelle gigantisch.
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Strand und Wolken in der Höhle
Die Hang Son Doong liegt im Nationalpark Phong Nha-ke Bang in Zentralvietnam nahe der Grenze zu Laos. Unter anderem wegen seiner vielen Höhlen gehört der Park seit 2003 zum Unesco-Weltnaturerbe.
Im Innern der Son Doong fließt ein Fluss, der sich nach jeder Regenzeit einen neuen Weg durch den steinernen Tunnel bahnt. Wo er bereits geflossen ist, bleibt Sand zurück. Deshalb hat die Son-Doong-Höhle gleich mehrere Strände. Außerdem ist die Höhle so groß, dass sie sogar ihre eigenen Wolken bildet. „Viele richtig große Höhlen haben ihr eigenes Wolkensystem“, erklärt Limbert.
Zwei Dschungel und ein riesiger Tropfstein
Zu den beeindruckenden Naturschauspielen in der Riesenhöhle gehören außerdem gleich zwei Dschungel. Der Höhlenexperte erklärt, dass das Flusswasser den Kalkstein immer weiter ausgehöhlt habe und so die Höhle immer größer wurde. Irgendwann habe das Dach über dem riesigen Hohlraum sein eigenes Gewicht nicht mehr tragen können und sei zusammengebrochen. Aus der Mischung aus hoher Luftfeuchtigkeit, Licht von oben, Dunkelheit von unten und einer riesigen Menge uralten Fledermaus-Guanos, also Fledermaus-Kot, sei schließlich der Dschungel entstanden. Da die Decke der Son Doong gleich an zwei Stellen eingebrochen ist, gibt es heute zwei Dschungel. Die liegen eine halbe Tageswanderung voneinander entfernt.
Kurz vor Ende der Höhle, etwa bei acht Kilometern, steht im größten Hohlraum die sogenannte „Vietnamesische Mauer”, ein 80 Meter hohes Gebilde aus weichem Tropfstein. Die Decke ist hier etwa 200 Meter hoch. Der Tropfstein ragt aus einem grünblauen, unterirdischen See hervor.
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So teuer ist eine Höhlen-Tour
Entdeckt wurde Son Doong von einem Mann namens Ho Khanh. Der hatte die Höhle bereits um 1990 rum entdeckt und erzählte Höhlenwanderer Limbert davon. 2009 fanden die Männer den Eingang wieder und Limbert maß die riesige Höhle aus.
Limberts Arbeitgeber Oxalis bietet seit ein paar Jahren Ausflüge in die Höhlen des Nationalparks an. Vier Tage dauert eine Tour durch Son Doong. Wegen der Regenzeit können Touristen die Höhle nur von Anfang Februar bis Ende August besichtigen. Für eine Tour inklusive fünf Übernachtungen zahlen sie 3.000 USD-Dollar (umgerechnet knapp 2.700 Euro).