8. November 2017, 11:55 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In Zeiten, wo die meisten Nationen versuchen, weniger Kunststoff zu produzieren, um die Umwelt zu schonen, scheint es auf den ersten Blick seltsam, dass ausgerechnet bei Geldscheinen der Trend in die andere Richtung geht: Immer mehr Länder gehen dazu über, ihr komplettes Papiergeld aus Plastik herzustellen.
Die Gründe hierfür sind simpel: Ein Schein aus Plastik ist nicht nur reiß- und wasserfester als ein Papierschein, er ist auch schwieriger zu fälschen. In einem Plastikgeldschein kann man nämlich zahlreiche Sicherheitsfunktionen einbauen, die so auf Papierscheinen nicht umzusetzen sind.
Das erste Land, das Kunststoff-Scheine einführte, war Australien. Der australische 10-Dollar-Schein kam bereits im Jahr 1988 in Umlauf. Grund war damals der hohe Umlauf von Falschgeld: Mit dem Einführen von Plastikgeld wollte man neue Hürden für Betrüger schaffen. Für die Produktion der neuen Währung entwickelten australische Wissenschaftler ein neues, besonders belastbares Polymer. Zum Beispiel kann man auf diesem Material durchsichtige Fenster und Hologramme in den Schein einarbeiten, außerdem wird fluoreszierende Tinte verwendet, die nur unter ultraviolettem Licht sichtbar.
Es dauerte nach 1988 noch acht Jahre, bis alle australischen Papierscheine durch Polymer-Banknoten ersetzt wurden. Das zweite Land, das synthetische Kunststoff-Geldscheine herausbrachte, war Neuseeland. Im Jahr 1999 kam dort der 20-Dollar-Schein aus Plastik in Umlauf.
Gekochte Scheine
Andere Länder, die ihre Banknoten vollständig aus Plastik herstellen, sind Brunei, Kanada, Papua Neu Guinea und Vietnam. In Kanada wurde das Plastikgeld 2013 sehr skeptisch von den Kanadiern aufgenommen. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ wurden die neuen Scheine gekocht, gefroren und in Waschmaschinen mit Kaffeepulver, Murmeln, Schrauben und synthetischem Schweiß getestet, bevor sie freigegeben wurden, um die Kanadier von ihrer Unverwüstlichkeit zu überzeugen. Weltweit werden alle Plastikscheine aus dem stark strapazierbaren, australischen Polymer hergestellt.
Das einzige europäische Land, das ausschließlich Kunststoffscheine verwendet, ist Rumänien. In Großbritannien ist seit immerhin einem Jahr der Winston-Churchill-Schein, die britische Fünf-Pfund-Note, ebenfalls wetterfest. Auch viele andere Staaten, darunter Mexiko, Costa Rica, Brasilien, Nigeria, Chile, Gambia, Nicaragua, Trinidad und Tobago, die Malediven und Nepal haben mittlerweile Plastikscheine eingeführt. Alle Nationen versprechen sich damit nachhaltigeres Geld, das sie nicht jedes Jahr erneuern müssen.
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Gerade auch Länder mit starker Inflation, also mit sehr vielen Scheinen im Umlauf, profitieren vom robusteren Plastikgeldschein: Das Geld kann nicht so schnell zerreißen verdrecken oder unleserlich werden.
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Der Euro steht wegen schlechter Papierqualität in Kritik
Für den Euro gibt es derzeit gibt keine Pläne, von Papier auf Plastik zu wechseln. Dabei gab es an der Qualität des Papiers schon starke Kritik: Die erste Generation des Euro war sehr brüchig und nicht besonderes reißfest. Die folgenden Generationen sind zwar aufgrund einer zusätzlichen Beschichtung wesentlich stabiler, dafür schlich sich aber ein neues Problem ein, das erst 2014 bekannt wurde: Auf der Beschichtung der aktuellen Euroscheine kann man laut einem „Focus“-Bericht, der die Bundesbank zitiert, keine Fingerabdrücke mehr erkennen oder nachweisen, was die Verfolgung von Fälschern und anderen Verbrechern erschwert. Vielleicht wäre die Einführung von Polymer doch auch beim Euro ratsam?