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Tipps für eine Rundreise

Kampanien und Latium – wo Italien noch vielerorts unberührt ist

Kapanien Latium
Weinberge, Meer und malerische Dörfer: Italiens Regionen Kampanien und Latium sind noch ein echter Tipp Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

1. April 2023, 5:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Auf einer Reise durch Italien kann man abseits der Touristenmassen zwei der schönsten Regionen Italiens kennenlernen: Kampanien und Latium. Und lernt ganz nebenbei, dass Großbritanniens berühmtestes Musikinstrument ursprünglich von den Römern „importiert“ wurde. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann nimmt Sie mit auf die Reise.

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Da ist es also wieder, dieses einzigartige Italien-Flair. Wir stehen in der kleinen Stadt Sessa Aurunca auf dem Marktplatz, genießen das hektische, bunte Treiben. Um uns herum ist, wie jeden Donnerstag, gerade Markt, Händler bieten lautstark um Kundschaft werbend ihre Waren an. Vom Meer weht der Wind laue, nach Zitrusfrüchten duftende Luft herüber, darunter mischt sich der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, schwarz wie Motoröl.

Willkommen in Kampanien, einer Region im Südwesten von Italien, die, zumindest hier, ein wenig vom touristischen Zirkus vergessen worden zu sein scheint. Andere Urlauber begegnen uns jedenfalls nicht, als wir zwischen den Marktständen schlendern, an denen es die wunderbarsten Köstlichkeiten zu kaufen gibt: Käse, Schinken, eingelegte Oliven, Mandeln, Walnüsse, getrockneter Fisch, zahllose Sorten Obst und Gemüse, die auch direkt hier, in einem von Italiens Obstgärten, geerntet wurden. Schick gekleidete Damen wühlen sich gleich daneben durch Second-Hand-Kleidung, Prädikat „Vintage“.

Eine Stadt wie ein Gemälde

Wer sich in seinem Urlaub nicht zwischen Meer und Bergen entscheiden, gut essen und dazu noch romantisch verträumte Dörfer entdecken möchte, der sollte einen Besuch in den Regionen Kampanien und Latium in Betracht ziehen. Fernab der pulsierenden Großstädte Neapel und Rom findet man hier noch den Takt des alten Italien, wo in den Orten von spätestens 13 bis 16 Uhr Siesta gehalten wird. Wo man mit etwas Glück einen Pizzaladen, ein Eisenwarengeschäft und ein Café findet und wo die Menschen auch gar nicht mehr brauchen.

Von Anfang an stellt sich auf einer Reise durch Kampanien und Latium eine wunderbare Entschleunigung ein, nirgends gibt es auch nur den Anflug von Hektik, man hat ja (zumindest als Einheimischer) genug Zeit für alles. Ein guter Start für unsere Italien-Reise ist das bereits erwähnte Sessa Aurunca, 60 Kilometer nördlich von Neapel. Wer hierher kommt, hat den Eindruck, in ein Freilicht-Gemälde gelaufen zu sein. Verwinkelte Gassen, altes Kopfsteinpflaster, immer wieder Bilder oder kleine Statuen von Heiligen in Wandnischen. Die verwaschenen Fassaden der Häuser sehen ein wenig aus, als hätte jemand sie mit Aquarellfarbe hin getupft.

Sessa Aurunca
Sessa Aurunca Foto: picture alliance / imageBROKER | Kiedrowski, R.

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Suchen Sie die Orte, die nach nichts aussehen

Die Entdeckungsreise beginnt mit einer Stärkung im Café „Il Ducale“, gleich gegenüber des mächtigen Stadtschlosses. Hier gibt es neben ordentlich starkem Kaffee auch noch leckere Backwaren, und man sitzt mit wunderbarem Blick auf den Marktplatz. Zu entdecken gibt es außerdem zahlreiche prunkvoll verzierte Kirchen und ein altes Amphitheater, doch auch hier entschleunigt Kampanien auf wunderbare Weise: Man hat gar nicht das Gefühl, etwas Spektakuläres sehen zu müssen. Allein hier zu sein, reicht völlig.

Die besten Orte sind oft die, die nach überhaupt nichts aussehen. Das Gleiche gilt auch für das Restaurant „La Rinascente da Nicola“, aber für etwa 10 Euro bekommt man hier fantastische Küche, vom gegrillten Schwertfisch über Pasta mit Steinpilzen bis hin zur ewigen Steinofen-Pizza. Fragen Sie nach dem hausgemachten Dessert, wenn später noch Platz im Magen ist.

Ausflug ins Märchendorf

Die ganze Zeit über hat man das angenehme Gefühl, die Siesta ginge in Sessa Aurunca eigentlich den ganzen Tag lang. Das gleiche gilt aber auch für andere Orte wie Castelforte oder Maranola. Letzterer befindet sich schon in der Nachbarprovinz Latium, ein wahres Märchendorf, das sich an die Ausläufer der Monti Aurunci, also der Aurunker-Berge, klammert. Benannt sind diese nach einem Stamm, der hier bereits vor den Römern ansässig war, und überragen rostrot sprichwörtlich die gesamte Region.

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Maranola besuchen heißt, sich bewusst zu verlieren. Denn es ist nicht leicht, in den schmalen, verwinkelten Gassen den Überblick zu behalten. Immer geht es nur in eine Richtung, nämlich nach oben, und von dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf die nahe Küste und das Meer. Liebevoll haben die Bewohner ihre Häuser und Sträßchen mit Pflanzen begrünt, an Wäscheleinen trocknet Kleidung, hier und da die obligatorische Vespa, aber man sieht in Maranola definitiv mehr Katzen als Menschen.

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Eine Kirche im Felsen

Spektakulärer wird das Panorama nur auf einem der Gipfel der Aurunker-Berge. Der berühmteste von ihnen ist der Monte Redentore, auf dem eine große Jesus-Statue über das Land wacht. Oberhalb von Maranola befindet sich ein Parkplatz, von dem aus man bequem zu der gut ausgeschilderten Tour starten kann. Um nur eines vorweg zu nehmen: Ich kann mich nicht erinnern, irgendwo in Italien schon einmal so eine traumhafte Aussicht gehabt zu haben.

Italien
Der Aufstieg zum Monte Redentore nahe des Ortes Maranola Foto: Robin Hartmann

Die genießt man aber auch schon entlang des breiten Schotterpfades bergauf, das Tal etwa tausend Meter unter sich. Ein Gefühl von Vogelperspektive. Unterwegs immer wieder am steilen Hang grasende Kühe, am Himmel riesig erscheinende Raubvögel, auf Beute lauernd. Je höher man kommt, desto aberwitziger wird das Panorama, wobei der Weg zu keiner Zeit etwa steil wäre. Kurz unter dem Gipfel ein echter „Wow“-Moment: In den Stein des Monte Redentore gehauen, liegt hier eine wunderschöne Felsenkirche, gewidmet dem Heiligen Michael. Wer den Anstieg auf sich nimmt, kann hier von Frühjahr bis September auch einer Messe beiwohnen.

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Die in den Fels gehauene Kirche des Heiligen Michael liegt unterhalb des Gipfels des Monte Redentore Foto: Robin Hartmann

Dudelsack-Klänge in den Bergen

1252 Meter über dem Boden verschlägt es einem dann endgültig die Sprache, wenn sich gefühlt ganz Italien vor den staunenden Blicken auftut. Die Aussicht auf das weite Land, das Meer und die Küste wirkt derart gewaltig, als würde man aus einem Flugzeug schauen. Von hier oben hat alles nur noch Spielzeug-Dimension. Die Tatsache, dass kaum andere Wanderer unterwegs sind, versüßt den kurzen Ausstieg aus der Realität noch zusätzlich.

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Die Aussicht vom Monte Redentore Foto: Robin Hartmann

Zurück bergab geht es dann mit einem wunderbar leichten Gefühl, als plötzlich wahrlich unerwartete Klänge die Stille zerreißen. Man reibt sich die Augen, doch da stehen auf einem Felsvorsprung wirklich zwei Dudelsack-Spieler, und blasen ihre herrlich schrägen Töne in die Weite. Der Dudelsack sei nämlich gar nicht aus Schottland, so der eine Virtouse. Vielmehr hätten ihn damals römische Soldaten auf ihren Eroberungs-Feldzügen importiert. Auch heute noch sei er vor allem in Süd-Italien ein gerne gespieltes Instrument.

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Ausflug ans Meer

Was jetzt zum Glück noch fehlt, ist ein Ausflug ans Meer. Sowohl in Kampanien als auch in Latium kommt man hier in der Regel problemlos zu einem einsamen Strand. Das Wasser ist selbst im November noch angenehm lau, die Wellen zudem sanft und nicht besonders stark. Wer Postkarten-Strände sucht, wird vielleicht enttäuscht sein: Hier gibt es keinen weißen Puderzucker-Sand.

Wie wäre es zum Abschluss der Italien-Reise noch mit einem Bad in einer Natur-Heilquelle? In Suio in Kampanien findet man gleich mehrere davon. Das schwefelhaltige warme Wasser eignet sich perfekt für eine Auszeit nach ein paar Tagen Sightseeing – obwohl der teils starke Geruch nach faulen Eiern zugegeben wohl erstmal gewöhnungsbedürftig ist. Die Region ist, genau wie Latium, von Rom bzw. Neapel sehr gut mit dem Zug erreichbar. Das Netz von Trenitalia ist hervorragend ausgebaut, die Preise in der Regel mehr als erschwinglich. Wer vor Ort aber wirklich eintauchen will, der sollte vielleicht lieber auf ein Mietauto zurückgreifen.

Ein wunderbares Mitbringsel aus Kampanien und Latium ist übrigens das Olivenöl, das hier im November frisch gepresst wird. Wenn Sie die Chance haben, besuchen Sie eine der alten Ölmühlen. Einfach zusehen, wie das flüssige Gold in die teils riesigen Kanister läuft, dazu der wunderbare Geruch. Im Netz findet man unter dem Suchbegriff „Oliven ernten Italien“ zudem zahlreiche Angebote, sich selbst einmal an einer Ernte zu beteiligen. Aus frisch gemachter eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, es lohnt sich. Und wenn Sie dazu nach Kampanien und Latium reisen, entdecken Sie zudem noch ein Stück echtes Italien.

Themen Europa Italien
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