9. Dezember 2023, 15:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Der Sound des Dschungels ganz nah, Spitzen-Tauchspots vor der Haustür: Die Küstenregion um Khao Lak mit ihren vielen Stränden ist typisch thailändisch – und vom Massentourismus trotzdem kaum berührt.
Kaffeeduft liegt in der feuchtwarmen Tropenluft. Vor einer Höhle im Regenwald haben einige Männer Wasser in einem Bambusrohr über offenem Feuer erhitzt und dann eine tiefschwarze Koffeinbombe aufgebrüht.
Das ist nicht nur für Touristen hübsch anzusehen, sondern hat in Thailands Süden Tradition. Serviert wird das Getränk in ebenfalls aus Bambus gefertigten Bechern – auf Wunsch mit viel Zucker. Eine Handvoll Ausländer schaut gebannt zu. Die Flöße, mit denen sie gekommen sind, dümpeln friedlich im Sok River. „Mmmhhhh, lecker!“, sagt eine Deutsche, die am Dschungelkaffee nippt.
Am Ufer ist es schattig, eine willkommene Erholung von der Hitze auf dem Fluss. Kirschrote Libellen kreisen über dem glitzernden Wasser, ein Trupp riesiger Ameisen marschiert über den sandigen Boden, aus den Baumkronen hört man exotisches Vogelgezwitscher.
Einer der ältesten Regenwälder der Welt
Der 739 Quadratkilometer große Nationalpark Khao Sok im Süden von Thailand zählt zu den schönsten Gegenden des Königreichs. „Der Regenwald in dieser Region ist einer der ältesten der Welt und vermutlich sogar älter als der Amazonas“, heißt es auf der Homepage des Parks.
Wer ihn per Bambusfloß oder Kanu erkundet, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Haushohe Kalksteinfelsen und Wasserfälle, wilde Natur und der Sound des Dschungels – Khao Sok gibt seinen Besuchern das Gefühl, noch ein echtes Abenteuer fernab der Zivilisation zu erleben.
„Mangrove Snake!“, raunt der Bootsmann plötzlich und zeigt auf eine gelb-schwarze Schlange, die sich auf einem Ast zusammengerollt hat. Fast 50 Säugetierarten, mehr als 300 Vogelarten sowie unzählige Fledermäuse, Reptilien und Insekten sind im Park heimisch.
Der Nationalpark liegt nur wenige Stunden von Thailands größter Insel Phuket entfernt, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Von der ruhigen Urlaubsregion Khao Lak an der Andamanensee dauert die Fahrt nur knapp eineinhalb Stunden. Für diejenigen, die an dem herrlichen Küstenstreifen Ferien machen, gehört ein Abstecher in den Park oft zum Pflichtprogramm.
Der Nachtclub bleibt leer
Khao Lak ist Thailand wie aus dem Bilderbuch. Dennoch wurden die Strände noch nicht vom Massentourismus in Beschlag genommen. Deutsche Urlauber haben die Region aber schon lange für sich entdeckt, sie machen seit Jahren den Löwenanteil der internationalen Gäste aus. Vor allem Paare, die Erholung und Stille suchen, werden fündig: etwa am Bang Niang Beach mit seinen hohen Kokospalmen oder am White Sands Beach, dessen Name Programm ist.
„Wir nennen Khao Lak auch „Little Thailand“, weil man hier alles findet, was Thailands Tradition und Kultur ausmacht. Es ist einfach authentisch“, sagt Samer Alhaj, Hotelmanager im „JW Marriott Khao Lak Resort & Spa“: „Die Region ist ein echter Gegenpol zu den meisten Destinationen in Thailand, die sehr auf Kommerz ausgerichtet sind.“
Das Resort bietet eine besondere Attraktion: Gäste können hier im – nach Hotelangaben – längsten Pool Südostasiens planschen (TRAVELBOOK berichtete). Die Badewelt erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 2,4 Kilometern. Zu den ellenlangen Bahnen gesellen sich Rutschen, Jacuzzis, ein Wellenbad und zwei Poolbars.
„Khao Lak ist etwas für Leute, die wirklich relaxen wollen“, sagt Thing, Reiseführer vom Tourunternehmen Khaolak Vista, der sich wie in Thailand oft üblich nur mit Vornamen vorstellt. Knatternde Jetskis? Fehlanzeige, sagt er. Die seien sogar verboten. „Es gibt überhaupt nur einen Nachtclub in der Gegend, und der ist immer leer.“
Erfolgreicher Wiederaufbau nach dem Tsunami
Traurige Berühmtheit erlangte Khao Lak vor knapp 20 Jahren, als am 26. Dezember 2004 ein verheerender Tsunami die vielen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans erfasste. Kaum eine Region in Thailand wurde damals schwerer getroffen, Tausende Menschen kamen in den Fluten ums Leben – darunter neben Einheimischen auch viele Touristen, speziell aus Deutschland. Das damalige Backpacker-Paradies wurde fast komplett verwüstet.
Heute zeugt der Ban Nam Khem Tsunami Memorial Park von der Trauer der Hinterbliebenen. Fotos und Blumenschmuck, überall Erinnerungen an die Toten auf blau-weißen Fliesen. „Du bist immer bei uns“, schreibt eine Familie auf einer kleinen Gedenktafel.
Eine Gruppe ganz in Weiß gekleideter Touristinnen geht schweigend durch die Gedenkstätte, die einer Welle nachempfunden ist. Ein paar Meter weiter glänzt das blaue Meer in der Sonne. Friedlich an diesem Tag, und doch irgendwie angsteinflößend an diesem Ort.
Der Wiederaufbau war mühsam. „Alle hier haben mitgeholfen, damit Khao Lak wiederauferstehen konnte“, sagt Thing. Mit Erfolg, denn von Verwüstung und Zerstörung ist heute nichts mehr zu sehen. Aber es hat Jahre gedauert, bis sich wieder Urlauber in die Region trauten.
Damit sich das Inferno von 2004 nicht wiederholt, gibt es mittlerweile Alarmsysteme, ausgeschilderte Evakuierungsrouten und überall entlang der Küste hohe Tsunami-Schutzgebäude aus Beton. „Die Lokalregierung veranstaltet auch jedes Jahr Schulungen für Mitarbeiter der Reisebranche“, sagt Thing: „Jeder hier weiß, wo er hin muss, wenn wieder ein Tsunami kommt.“
In der Inselwelt gemeinsam statt einsam
Dann parkt Thing den Wagen in der Altstadt von Takua Pa, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Khao Lak. Im 19. Jahrhundert blühte hier der Abbau von Zinn und lockte – wie auch auf Phuket – Händler aus China, England und Portugal. An diese Zeit erinnern pastellfarbene Gebäude in sino-portugiesischer Architektur sowie Schreine und kleine Tempel, chinesische Laternen und Arkaden. Sonntags bietet ein Markt Souvenirs und köstliche Thai-Küche.
Khao Lak ist auch das Tor zu einer eigenen Inselwelt: Sowohl die Similan Islands als auch die abgelegenen Surin Islands werden von hier aus für Tagestouren und Tauchsafaris angesteuert. Zum Schutz ihrer Natur sind beide Archipele während der Regenzeit von Mai bis Oktober für Besucherinnen und Besucher jedoch gesperrt.
Auch sind nur einige der Similan-Inseln für Touristen zugänglich, was in der Hauptsaison häufig dazu führt, dass sich vor den weißen Stränden Dutzende Ausflugsfähren tummeln. Einsam ist es dann nicht – gleichwohl sind die spektakulären Granitformationen und die Buchten an Schönheit kaum zu toppen.
Auch die Macher der „Lonely Planet“-Reiseführer sind verliebt in den Süden von Thailand und haben ihn kürzlich in die Top Ten der „Best Regions to Travel in 2024“ aufgenommen. Die Autoren schwärmen von „kilometerlangen einsamen Stränden, traditionellen Fischerdörfern und atemberaubenden, dschungelbedeckten Nationalparks“. Das klingt wie Khao Lak in Kurzform – „Little Thailand“ wie aus dem Bilderbuch eben.
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Reiseinfos zu Khao Lak
Reiseziel: Die Region Khao Lak liegt in Südthailand. Die Fahrt von Phuket, das durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist, dauert knapp 90 Minuten. Zum Nationalpark Khao Sok sind es weitere 90 Minuten Fahrt.
Anreise: Zahlreiche Airlines bieten Verbindungen von Deutschland nach Phuket an. Von Phuket am besten mit Taxi oder Privatwagen weiter nach Khao Lak. Viele Hotels bieten einen kostenlosen Transfer an.
Reisezeit: November bis April, dann ist in der Region Trockenzeit und es gibt nur wenige Niederschläge. Das Klima ist feucht und tropisch, die Tagestemperaturen liegen meist über 30 Grad.
Unterkünfte: Es gibt zahlreiche Hotels in verschiedenen Preisklassen an dem gesamten Küstenstreifen.
Währung: 100 Baht = 2,62 Euro (Stand Ende November 2023)
Weitere Informationen:www.tourismthailand.org