23. August 2022, 6:12 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Sie möchten in den Urlaub, aber wissen nicht wohin es gehen soll – an den Strand, in die Berge, in eine hippe City? Oder vielleicht lieber doch etwas Exotisches wie den Dschungel und auf Entdeckungstour zu versunkenen Städten? Warum machen Sie nicht einfach alles zusammen? In Kolumbien ist das möglich. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann verrät, was Sie in Kolumbien unbedingt sehen sollten.
Falls Sie schon länger mit einem Urlaub in Kolumbien liebäugeln sollten, dann entscheiden Sie sich so schnell wie möglich dafür. Denn das Land ist vieles, aber kein Geheimtipp mehr. Und das hat seine Gründe. Kolumbien ist so vielfältig wie kaum ein anderes Land in Südamerika, lässt landschaftlich von tropischen Stränden über tiefen Dschungel, wilde Berge und aufregende Städte wirklich keine Wünsche offen. Obendrein punktet Kolumbien mit noch mit vergleichsweise günstigen Preisen und einer gut entwickelten touristischen Infrastruktur.
Darüber hinaus landen die Kolumbianer in Rankings zu den glücklichsten Nationen weltweit regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Und diese Lebensfreude ist überall spürbar und sehr ansteckend. Man addiere jetzt noch die außergewöhnlich reichhaltige und zum Teil exotische Küche dazu, und das Resultat ist ein außergewöhnlicher Urlaub, der alle Erwartungen erfüllen wird. Hier sind unsere TRAVELBOOK-Tipps für einen unvergesslichen Urlaub.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um Kolumbien gibt Nina Röber (Instagram: ninarober) in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Top Reiseziele in Kolumbien
Cartagena
Für mich persönlich ist Cartagena die schönste Stadt, die ich bisher in Südamerika gesehen habe. Das liegt zum einen an dem kolonialen Charme mit den vielen bunten Häusern, aber auch an dem karibischen Wetter, der Nähe zum Meer und einem einzigartigen Nachtleben. Cartagenas Altstadt ist sehr gut erhalten und lädt zu einem Spaziergang durch ihre Gassen ein. Viele der Häuser dort sind in knalligen Farben wie Himmelblau, Gelb und Rot gestrichen. In Cartagenas Altstadt reiht sich eine Bar an die andere, ein Restaurant an das nächste. Und mittendrin verkaufen unzählige Läden wie auch Straßenhändler Souvenirs wie Hüte, selbstgemachten Schmuck und die obligatorischen Fußball-Shirts der kolumbianischen Nationalmannschaft.
Mit seinen zahlreichen Hostels bietet Cartagena die perfekten Bedingungen für Backpacker aus aller Welt. Viele Hostels befinden sich in dem hippen Bezirk Getsemani, in dem es zum Teil auch atemberaubende Street Art gibt.
Wer es in Cartagena entspannt angehen lassen will, kann den Strand in Bocagrande besuchen oder mit dem Schiff zur Insel Barú oder zum Archipelago del Rosario fahren. Dort kann man bei einer Schnorcheltour die Unterwasserwelt bestaunen – bekommt allerdings auch eine Eindruck davon, was Massentourismus anrichten kann. Denn die ehemals blühenden Korallen sind mittlerweile größtenteils abgestorben. Echt verrückt ist ein Bad im Schlammvulkan El Totumo, der einst aktiv war und dessen Schlamm heute aufgrund seines Mineralgehaltes heiltherapeutische Zwecke hat. Allein über Cartagenas Reize könnte ich wohl ein kleines Buch schreiben – doch es wird Zeit, weiter zu ziehen.
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Santa Marta
Ein paar Stunden nördlich von Cartagena befindet sich die Kleinstadt Santa Marta. In deren Nähe sich einige der wohl schönsten Strände des Landes befinden. Nur etwa 40 Minuten mit dem Bus entfernt wartet der Tayrona-Nationalparkmit wahren Postkarten-Stränden wie dem Cabo San Juan de Guia.
Das Panorama hier erinnert an Bilder von den Seychellen. Riesige, vom Meer abgerundete Steine türmen sich zwischen Palmen, Puderzuckersand und kristallblauem Wasser. Der Park bietet aber auch noch andere Buchten, die man vom Fischerdorf Taganga aus bequem mit dem Boot erreichen kann. Backpacker werden aber ohnehin in Taganga statt in Santa Marta wohnen wollen. Denn hier gibt es preiswerte Hostels und einen etwas verstaubten, aber umso ehrlicheren Charme.
Skurril ist, dass es im ganzen Dorf nicht eine asphaltierte Straße gibt, man aber als Tourist überall Burger, Pizza und immer öfter auch vegetarische und vegane Küche bekommt. Eine echte Alternative ist das Kochen, vor allem, weil man von den Fischern den Fang frisch vom Boot kaufen kann. Und das bedeutet unter anderem Hummer für umgerechnet wenige Euro.
Wer statt Strand- lieber Aktivurlaub machen möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Denn hier kann man sehr günstig seinen Tauchschein machen oder wandern gehen. Die berühmteste, mehrtägige Tour führt durch den Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta zur Ciudad Perdida, ein mehr als 50 Kilometer langer Trek zu den Ruinen der alten Tayrona-Hochkultur, die hier einst siedelte. Der Weg ist hier zwar das Ziel, aber auch die „Verlorene Stadt“ ist einmalig und sehr beeindruckend. Wobei es wohl auch wenig Aufregenderes gibt, als einmal eine Nacht bzw. gleich mehrere Nächte im Dschungel zu verbringen.
Komfortabel: Zwischen Cartagena und Santa Marta/Taganga verkehrt ein Shuttlebus, der einen gegen einen fairen Preis zwischen den beiden Städten einmal pro Tag hin- und herfährt und direkt vor dem jeweiligen Hostel absetzt.
Medellín
Medellín wird aufgrund seines milden Klimas auch die „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt und liegt von Bergen eingerahmt im Aburrá-Tal. Die Stadt, in der einst der Drogenbaron Pablo Escobar herrschte, hat einen beispiellosen Wandel durchgemacht. So ist zum Beispiel die Mordrate seit seinem Tod im Jahr 1993 um 95 Prozent zurückgegangen, die Armut um 66 Prozent. Zudem hat Medellín 2016 mit dem Lee Kuan Yew World City Prize einen der wichtigsten Stadtentwicklungspreise überhaupt gewonnen. Das liegt unter anderem an den guten und sicheren öffentlichen Verkehrsmitteln wie auch an der großzügig ausgebauten Infrastruktur für Radfahrer.
Spektakulär sind die „Metrocables“ – Seilbahnen, mit denen man in die Hügel rund um die Stadt und zum Beispiel in den Arví-Nationalpark fahren kann. Der Arví-Nationalpark ist ein 10.000 Hektar großes Areal, wo man tolle Wanderungen unternehmen kann, und das sowohl auf eigene Faust als auch bei geführten Touren, die umgerechnet nur etwa 1,50 Euro kosten. Wer möchte, kann hier auch campen, in der wunderschönen Natur sind einige öffentliche Plätze mit Grillstellen eingerichtet.
Innerhalb der Stadt ist vor allem der Parque Berrio mit zahlreichen Skulpturen des berühmten Bildhauers Fernando Botero sehenswert. Die dicken Statuen sind einfach skurril und liebenswert. Auf dem Cerro Nutibarra hat man einen tollen Ausblick über die Stadt. Hier befindet sich auch der originalgetreue Miniaturnachbau eines typisch bunten kolumbianischen Dorfes sowie das Medellín-Museum.
Im Parque Explora kann man zu vielen wissenschaftlichen Bereichen etwas lernen und auch selbst teilweise erstaunliche Experimente durchführen. Zudem befindet sich hier auch eines der größten Aquarien in ganz Südamerika sowie der Botanische Garten und ein Planetarium. Natürlich bieten die zahlreichen Hostels, die um die Partymeile El Poblado zentriert sind, auch Touren zu den Stationen des „Wirkens“ von Pablo Escobar an, inklusive seinem Grab auf dem Friedhof Montesacro.
Wer nach Medellín kommt, sollte wissen, dass auch Vororte der Stadt wie das malerische Guatapé unbedingt einen Besuch wert sind. In der Kleinstadt gibt es einen geradezu gigantischen Felsen, auf dessen Spitze sich ein Aussichtsturm befindet. Von dort blickt man auf die surreal schöne Seenlandschaft von Guatapé hinab. Man kann für Stunden dasitzen und den Blick einfach nicht von der Magie der Natur lösen.
Guatapé selbst ist ein verschlafenes, aber kunterbuntes Nest, das wirkt, als wäre es aus einem Märchenbuch gefallen. Die Seen rund um den Ort lassen sich bei einer Bootstour erkunden. Und natürlich trifft man auch hier wieder auf Spuren des ewigen Escobar – in dem Fall auf eine Villa, die seine Feinde vom Cali-Kartell ausbomben ließen.
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Bogotá
Die Hauptstadt von Kolumbien ist mir ehrlich gesagt nicht wirklich in bleibender Erinnerung geblieben. Und dennoch gibt es einige Dinge, die hier sehenswert sind. Allen voran der Hausberg Montserrate auf über 3000 Metern Höhe, von dem aus man einen unvergesslichen Ausblick über die pulsierende Millionen-Metropole hat.
Besucher zieht es vor allem in das bunte Viertel Candelaria, wo sich viele Künstler niedergelassen haben und man in unzähligen bunten Läden Souvenirs kaufen oder einfach gut und günstig essen kann. Die Street Art-Szene von Bogotá gehört zudem zu den aufregendsten in ganz Südamerika. An fast jeder Ecke kann man riesige, zum Teil sogar legal gemalte Kunstwerke bestaunen.
In der Nähe von Bogotá befindet sich zudem in einem alten Bergwerk die Kirche von Zipaquirá. Auf dem Weg zu der unterirdischen Kathedrale sind in verschiedenen Stollenarmen die Stationen des Kreuzweges von Jesus Christus nachgestellt. Das Ganze getaucht in ein geradezu geisterhaftes Licht, das zu allem Überfluss auch noch seine Farbe wechselt. Der Besuch hier dürfte jedoch nicht für jeden etwas sein. Denn zum einen ist es in dem alten Bergwerk oft sehr eng, zum anderen hat man mitunter das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Dies kann aber auch daran liegen, dass man sich in Bogotá mit seiner Lage weit über 2000 Meter ohnehin erst einmal akklimatisieren muss.
Salento
Diese verträumte Kleinstadt befindet sich im Herzen des weltberühmten „Eje Cafetero“, dem Hauptanbaugebiet für den berühmten kolumbianischen Kaffee. Die Moderne ist an Salento zum Glück größtenteils vorbei gezogen. Stattdessen findet man um den schönen Marktplatz aufgereiht viele bunte alte Häuser, die den Charme des Ortes ausmachen.
Rund um Salento kann man zahlreiche schöne Wanderungen unternehmen. Die wohl spektakulärste führt in das Valle de Cocora, ein Tal, gesäumt von den bis zu 60 Meter hohen Wachspalmen, dem Nationalbaum Kolumbiens. Entlang eines Flusses wandert man in die oft nebelverhangenen, immergrünen Hügel, durch dichten Wald und über wackelige Hängebrücken.
Einer der Höhepunkte ist eine Art Berghütte, auf der man zu einem Becher heißer Schokolade die unzähligen bunten Kolibris beobachten kann, die hier mit Nektarspendern angelockt werden. Das bunte Spiel der Vögel, die niemals stillzustehen scheinen, zieht einfach jeden in seinen Bann. Und so verbringt man wohl die meiste Zeit der Wanderung damit, ein halbwegs vernünftiges Foto der kleinen Farbwunder zu schießen.
Der Fluss ist darüber hinaus ein ausgezeichnetes Gebiet fürs Forellenfischen. Doch für Anfänger gibt es am Einstieg zum Valle de Cocora auch eine kleine Zuchtfarm, aus der man die Salmoniden frisch aus einem kleinen Teich fangen kann.
In der Nähe des Ortes gibt es auch einige Kaffeeplantagen, auf denen man lehrreiche Führungen rund um das Gebräu machen und auch Kaffee kaufen kann. Frischer und natürlicher als hier bekommt man ihn in Kolumbien nicht. Wer abends nach Unterhaltung sucht, findet bestimmt ein paar Mitstreiter für eine Partie Tejo. Bei Tejo geht es darum, mit einem Wurfstein mit Schießpulver gefüllte Beutelchen zur Explosion zu bringen. Ein sowohl lautes als auch sehr trinkstarkes abendliches Vergnügen, und neben dem Fußball Kolumbiens Nationalsport.
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Man kann (wahrscheinlich) nicht alles sehen
Eines möchte ich Ihnen vor Ihrer Reise nach Kolumbien auf jeden Fall mit auf den Weg geben. Das Land ist mehr als dreimal so groß wie Deutschland, weshalb es mehr oder weniger unmöglich ist, bei einem Besuch alles zu sehen. Wer also nicht gerade eine mehrmonatige Backpacker-Reise plant, wird sich also auf jeden Fall seine ganz persönlichen Höhepunkte zusammenstellen müssen.
Hinweis: Detaillierte Infos zu den Einreisebestimmungen, zur aktuellen Corona- und Sicherheitslage in Kolumbien finden Sie auf der Webseite des Auswärtigen Amtes.