19. Juli 2023, 15:00 Uhr | Lesezeit: 13 Minuten
Ein unterschätztes Juwel: Mit mehr als 300 Kilometern Mittelmeer-Küste, bis zu 2200 Meter hohen Bergen und vielen pittoresken Dörfern ist Ligurien eine der vielseitigsten Urlaubsregionen in Italien. TRAVELBOOK war in Ligurien und stellt einige der schönsten Reiseziele vor.
Das klare Wasser vor Sizilien, der einmalige Charme von Venedig und die beeindruckende Geschichte von Rom: Italien hat ohne Zweifel diverse traumhafte Urlaubsregionen zu bieten. Eine, die häufig noch unterschätzt wird, ist Ligurien. Die Region erstreckt sich von der Grenze zu Frankreich und dem Fürstentum Monaco bis zur Toskana und ist in vier Provinzen untergliedert: Imperia, Savona, Genua und La Spezia. Die Küste zwischen Ventimiglia und Genua wird Riviera di Ponente und die zwischen Genua und La Spezia Riviera di Levante genannt. Das Urlaubsgebiet rund um San Remo und Imperia wird mitunter auch als Blumenriviera (Riviera dei Fiori) bezeichnet. Egal, in welche Region Sie reisen – Sie können sich auf authentisches Italien freuen. Welche Orte sich besonders lohnen: ein Überblick.
Übersicht
Riviera di Ponente in Ligurien
An der Riviera di Ponente in Ligurien gibt es eine Vielzahl von Urlaubsorten. Traditionelle Hochburgen sind San Remo sowie Alassio und Finale Ligure. Besonders beliebt bei Familien ist auch Imperia samt Umgebung. Ein besonders hübsches Städtchen westlich von Genua ist Noli in der Provinz Savona.
Schöne Urlaubsorte an der Riviera di Ponente
San Remo
San Remo liegt nur etwa 20 Kilometer von der Grenze zum Fürstentum Monaco entfernt. Der ligurische Badeort zog bereits im 19. Jahrhundert Touristen an: Mehr als 25 Hotels und Hunderte von Villen gab es damals schon. Neben Portofino und Portovenere gilt San Remo noch heute als Treffpunkt der Schönen und Reichen. Fürsten und Könige urlaubten in der sogenannten Belle Époque an der Blumenriviera. Der mondäne Ruf ist inzwischen etwas verblasst, immer noch beliebt ist die Kurstadt allerdings bei Seglern, älteren Urlaubern und Familien.
Seit mehr als 100 Jahren residiert in der Stadt das „Casinò Sanremo“ in einem prächtigen Jugendstil-Palast. Das Casinò ist nach wie vor Treffpunkt für den Jetset. Ähnlich wie das Konkurrenz-Etablissement in Monte Carlo im nahen Fürstentum Monaco. An einem Abend können dort gewaltige Vermögen den Besitzer wechseln. Selbstverständlich ist San Remo mit seiner hübschen Altstadt, der pittoresken Uferpromenade und seinen Stränden in der Umgebung auch bestens für einen Sommerurlaub geeignet. Zahlreiche Anbieter von Ferienhäusern und Wohnungen buhlen jedes Jahr um die Gunst der Touristen. Wie fast überall in Italien sind Juli und August die gefragtesten Reisemonate.
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Alassio
Auch Alassio war neben San Remo und Portofino bereits in den 1960er-Jahren ein beliebter Ferienort der Schickeria. Noch heute sind in dem zwischen Imperia und Genua gelegenen Städtchen viele kleinere Hotels und Apartmenthäuser direkt am Strand zu finden. Das Riviera-Ufer ist im Sommer fest in den Händen der Sonnenschirmverleiher und Strandbadbesitzer. Doch wie im Urlaubsland Italien üblich gibt es auch in Alassio mindestens einen frei und kostenlos zugänglichen Strandabschnitt. Zwar ist Alassio ein klassischer Badeort, der unter normalen Umständen insbesondere in den Monaten Juli und August völlig ausgebucht ist. Doch auch im Frühling und Herbst gibt es dort traditionell viele Feriengäste.
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Neben dem mittelalterlichen Festungsturm Torrione Saraceno lohnt sich in Alassio auch ein Besuch der rund 1000 Jahre alten Torre di Vegliasco. Ein weiterer beliebter Treffpunkt ist der Muretto di Alassio. Ernest Hemingway war im Jahr 1951 einer der ersten Prominenten, die an dieser Befestigungsmauer des Stadtparks von Aassio eine kunstvoll verzierte Fliese angebracht hatte. Inzwischen gibt es dort Hunderte solcher prominenten Signaturen.
Imperia
Imperia ist, wie bereits erwähnt, bei vielen Urlaubern sehr beliebt. Das liegt zum einen daran, dass die Stadt sehr gut angebunden ist und auch mit dem Zug erreichbar ist, was für viele Orte in der Region keine Selbstverständlichkeit ist. Zudem bietet Imperia nicht nur schöne, flache Strände, sondern auch eine spannende Innenstadt, die zweigeteilt ist, was in der Geschichte der Stadt begründet ist. Einst gab es hier zwei Orte, Porto Maurizio und Oneglia. 1923 allerdings wurden beide zusammengefasst und nach dem Fluss Impero benannt, der einst die beiden Ortsteile trennte. Obwohl es Imperia nun mehr als 100 Jahre in der jetzigen Form gibt, haben sich die Ortsteile jeweils ihren besonderen Charme erhalten.
Besonders empfehlenswert ist die Altstadt von Porto Maurizio, Borgo Parasio. Hier kann man herrlich durch die kleinen Gassen schlendern – lassen Sie sich einfach treiben und genießen Sie unbedingt in einer der kleinen Bars einen Aperol Spritz, der mitunter nur fünf Euro kostet. Kulturell interessierte Urlauber sollten sich die Kathedrale San Maurizio und die mittelalterliche Festung Forte di Santa Tecla nicht entgehen lassen.
Wer shoppen möchte, sollte eher nach Oneglia fahren, dort gibt es deutlich mehr Einkaufsmöglichkeiten. Außerdem lohnt sich ein Besuch des Porto Oneglia.
Das Hinterland der Riviera di Ponente
Natürlich zieht es viele Urlauber in Ligurien ans Meer. Doch auch das Hinterland hat zahlreiche Highlights zu bieten – vor allem für diejenigen, die sich für den besonderen Charme von alten italienischen Bergdörfern erwärmen können. Oberhalb von Imperia finden sich gleich mehrere Orte, die sich für einen Besuch eignen.
Dolcedo
Einer der größeren Orte im Hinterland der Riviera di Ponente ist Dolcedo, das sieben Kilometer von Porto Maurizio entfernt im Herzen des Prino-Tals liegt. Der Ort bestand nach eigenen Angaben einst aus zehn kleineren Bezirken, die schließlich zusammengefasst wurden. Davon sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Dolcedo ist immer noch überschaubar. Die Stadt, in der etwa 1200 Menschen leben, kann man in einer Stunde fußläufig komplett erkunden.
Ein Besuch lohnt sich dennoch, allein schon für den zauberhaften Blick von den insgesamt fünf Brücken, welche die verschiedenen Ortsteile miteinander verbinden. Die Brücke der Malteserritter bietet dabei den besten Ausblick auf Dolcedo. Allerdings sollten Sie nicht davon ausgehen, dass Sie hier, oder generell in Dolcedo, allein sind: Der Ort ist mittlerweile bei Deutschen so beliebt, dass auf mindestens der Hälfte aller Parkplätze Autos mit deutschem Kennzeichen stehen.
Tavole
Deutlich weniger überlaufen ist das kleine Dorf Tavole. Ja, auch hier werden Sie mutmaßlich dem einen oder anderen deutschen Urlauber begegnen. Doch das nimmt Tavole in keinster Art seinen Charme. Wer auf der Suche nach authentischem Italien ist, wird hier fündig. In den kleinen pittoresken Gassen sitzen alte Frauen und Männer und quatschen; Katzen stromern durch die Straßen. Zur Mittagszeit ist es unbeschreiblich still und idyllisch und abends kehrt wieder Leben ein. Dann trifft man sich in der Osteria vor dem Kirchplatz oder spielt eine Partie „Pallapugno“, ein antikes Ballspiel, in dem die Einwohner Meister sind – eine Tatsache, auf die man hier sehr stolz ist. Auch für Tavole muss man wenig Zeit einplanen, der Ort mit weniger als 100 Einwohnern ist schnell erkundet. Wer mag, kann einen Ausflug allerdings mit einer etwa 30-minütigen Wanderung zum nächsten Dorf verknüpfen…
Valloria
Ein Besuch von Valloria lohnt sich nämlich gleich aus zwei Gründen. Der erste und augenscheinlichste ist das Alleinstellungsmerkmal des Dorfs: die bemalten Türen. Die Idee für das außergewöhnliche Freilichtmuseum entstand aus der Not heraus. Valloria war, wie viele kleine Dörfer im Hinterland, vom Verfall bedroht. Touristen verirrten sich hier eher selten hin. Deshalb suchte man Anfang der 1990er-Jahre einen Weg, Urlauber anzulocken und begeisterte zeitgenössische Künstler dafür, die Türen zu verschönern. Seither werden jedes Jahr neue Türen bemalt – die Stile sind komplett unterschiedlich, von modern-kubistisch über impressionistisch bis realistisch.
Der wichtigere Grund, nach Valloria zu kommen, ist aber das Essen. Inmitten des Dorfes findet sich das kleine Restaurant „San Giuseppe Agriturismo“. Hier gibt es zwar keine Drei-Sterne-Küche, dafür aber ein hervorragendes Degustationsmenü, das Sie unbedingt nehmen sollten. Für nur 30 Euro pro Person wird man hier über Stunden mit immer neuen Köstlichkeiten versorgt. Bei unserem Besuch gab es Käse und Salami, Vitello Tonato, mehrere Zucchini-Variationen, hausgemachte Pasta, Kaninchen samt Beilagen und eine große Dessert-Auswahl. Besonders schön: Hier kommt der Koch noch mit der Pasta-Pfanne direkt an den Tisch und gibt Besuchern selbst auf. Die Atmosphäre ist toll und man fühlt sich, als säße man bei einer italienischen Familie am Tisch. Uneingeschränkte Empfehlung!
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Riviera di Levante in Ligurien
Östlich der sehenswerten Stadt Genua, im Mittelalter eine mächtige Republik in Konkurrenz zu Venedig, schließt sich die Riviera di Levante an. Exklusive Ausflugsziele wie die ehemaligen Fischerorte Portofino und Camogli sind nicht weit von Liguriens Hauptstadt zu finden. Hinter den Badeorten Bonassola und Levanto beginnt der Naturpark Cinque Terre, ein sowohl für Badeurlauber als auch für Wanderer geeignetes Urlaubsziel. Am besten sind Touristen zwischen Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore mit der Eisenbahn oder zu Fuß unterwegs.
Beliebte Reiseziele an der Riviera di Levante
Portofino
Malerischer kann ein Fischerdorf an der ligurischen Küste südöstlich von Genua kaum sein. Weil das so ist, trifft sich dort seit den 1950er-Jahren der Jetset. Mal mit der Yacht von der Costa Smeralda auf Sardinien herüber schauen, ein Wochenende im Luxushotel Splendido verbringen und dann schnell zu einem Meeting nach Mailand: So oder ähnlich sieht der Tagesablauf vieler etablierter Portofino-Urlauber aus.
Viel Platz ist in dem Dorf mit gerade einmal 400 mit erstem Wohnsitz gemeldeten Einwohnern nicht. Zentraler Treffpunkt für Einheimische wie Touristen sind die Via Roma und die zentrale Piazetta, die von kleinen Cafés, Restaurants, Shops und Boutiquen gesäumt wird. Für Besucher von außerhalb lohnt ein Spaziergang vorbei am Leuchtturm von Portofino und dem legendären Castello Brown bis zum Punta Portofino am Ende der Halbinsel. Tipp: Wer länger bleibt, sollte unbedingt durch den Naturpark Portofino entlang der Küste bis nach Camogli wandern. Die Gegend zählt zu den schönsten Flecken Liguriens.
Nationalpark Cinque Terre
Noch in den 1980er-Jahren war das Cinque Terre nahe La Spezia hauptsächlich Ziel für Individualtouristen. Als Cinque Terre bezeichnet man die Küstenlinie der fünf Berg- und Fischerdörfer Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare, die bis zum Bau einer Eisenbahnlinie Ende des 19. Jahrhunderts von der Außenwelt nur über den Seeweg verbunden waren.
In den Bergdörfern Riomaggiore, Manarola, Corniglia und Vernazza am Ligurischen Meer gab es zwar schon kleine Hotels, Privatpensionen und Ferienwohnungen. Touristischer entwickelt jedoch war stets das größere Monterosso. Die verwunschenen, wilden Wege an den Küsten waren stille Refugien für Wanderer. Das Gros der Besucher im Sommer waren Tagestouristen und „Locali“ (Anwohner), die tagsüber zum Baden kamen. Seit 1997 ist die Region Weltkulturerbe.
Heute wird das Cinque Terre als Nationalpark vermarktet. Wandern ist nur mit einem Ticket möglich. Landschaft und Küstengewässer sind geschützt. Es darf nicht gewerblich gefischt oder gebaut werden. Nach wie vor gelangt man mit dem Regionalzug oder mit dem relativ teuren Ausflugsschiff von La Spezia aus in die Dörfer und ihre Umgebung. Leider ist die Ursprünglichkeit und Wildheit des Landstrichs etwas verloren gegangen. Etwa von April bis Oktober kommen zigtausende Touristen hierher. Es wird mehr Englisch, Japanisch und Deutsch als Italienisch gesprochen.
In Gruppen pilgern die Besucher den legendären in den Berg gehauenen „Via dell’Amore“ mit romantischen Ausblicken aufs Meer, die Steilküste und die Fischerdörfer zwischen Riomaggiore und Manarola. In den charakteristischen Fischerdörfern sind die Restaurants, Eisdielen und Bars in der Hochsaison stets sehr gut besucht. Auch von Tagestouristen aus Genua. Für die Ortsansässigen ist der Tourismus längst die Haupteinnahmequelle. Der lokal angebaute Likörwein Sciacchetrà wird mehr oder weniger als Souvenir verkauft.
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Golf von La Spezia in Ligurien
Direkt an die Cinque Terre schließt sich der malerische Golf von La Spezia an. Weil sich dort Dichter wie Dante, Byron, Shelley und auch Goethe zu bedeutenden literarischen Werken inspirieren ließen, wird die schönste und größte Bucht Liguriens auch „Golf der Poeten“ („Golfo dei Poeti“) genannt. In der Umgebung der Hafenstadt La Spezia gelegen sind Lerici und Portovenere die schönsten, größten, aber auch exklusivsten Ferienorte.
Beliebte Reiseziele am Golf von La Spezia
La Spezia und Umgebung
Als der Maler Karl Blechen (1798-1840) bei seiner Italienreise vor fast 200 Jahren den Golf von La Spezia malte, lebten an der Stelle, wo sich heute die Hafenstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern befindet, nur Fischer und einige Schafhirten. Zu sehen ist das Bild im Neuen Pavillon des Schlosses Charlottenburg in Berlin. Dichter wie Goethe, Shelley und Byron ließen sich von der Schönheit des Golfs von La Spezia inspirieren. Die Umgebung von La Spezia in Ligurien ist traditionell eine beliebte Urlaubsregion der Italiener und seit nunmehr Jahrzehnten auch von Touristen aus aller Welt.
Der Graf von Cavour ließ im Rahmen der Einigung Italiens 1861 in der etwa fünf Kilometer langen und mehr als drei Kilometer breiten Bucht den damals wichtigsten Militärhafen des Landes ausbauen. Heute hat La Spezia eine hübsche Altstadt mit vielen Geschäften, einen neu und schick ausgebauten Jachthafen, eine palmengesäumte Promenade – aber auch einen wichtigen Handels- und Marinehafen. Einige Industrieunternehmen sind ebenfalls ansässig.
Gleichwohl gibt es in der Region La Spezia schöne Badebuchten mit kleinen sauberen Stränden und wunderschönen Urlaubsorten wie Portovenere, Lerici und Tellaro. Direkt hinter der den Golf von La Spezia umgebenden Bergkette ist der Naturpark Cinque Terre (siehe oben) mit seinen charakteristischen Dörfern Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso zu finden. Auch die hübschen Badeorte Bonassola und Levanto sind nicht weit. Herrlich ist der Blick vom mittelalterlichen Dorf La Serra oberhalb von Lerici auf den Golf von La Spezia bis hinüber auf die andere Seite mit Portovenere und den Inseln Palmaria und Tino.