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Marokko

Taghazout – ein Surfer-Paradies fernab der Touri-Zentren

Strand von Taghazout, Marokko
Der Strand von Taghazout eignet sich nicht nur zum Surfen, sondern auch zum Fußballspielen Foto: Getty Images
Tim Röhn

7. Januar 2015, 9:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In Taghazout scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Surfer, Künstler und Fotografen lieben das kleine Fischerdorf in der Nähe von Agadir. TRAVELBOOK hat sich hier mal umgesehen – und ein echtes Paradies entdeckt.

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Abdellah, ein junger Mann mit breiten Grinsen und einem Lockenkopf à la Max Herre, kennt keine Gnade. Ob man nun schon einmal auf dem Brett stand oder nicht – der Surflehrer lässt seine Schüler bei 30 Grad in der prallen Sonne im Neoprenanzug kreuz und quer über den breiten Sandstrand joggen, die Männer und Frauen müssen auf der Stelle hüpfen und sich dehnen. Es ist anstrengend, die Haut glüht, aber Abdellah sagt: „Das muss so sein. Falls man sich vorher nicht vernünftig aufwärmt, ist die Verletzungsgefahr im Wasser zu groß.“

Taghazout, Region Souss-Massa-Draâ, Königreich Marokko. Wer sich entscheidet, in das malerische 5000-Seelen-Dorf an der Küste des nordafrikanischen Landes zu reisen, muss sich ins Zeug legen, wenn er einen Surfkurs besucht – zumindest beim Aufwärmen. Ansonsten ist Taghazout eine Oase der Ruhe, der perfekte Ort, um aufzutanken und die Seele baumeln zu lassen.

Strand von Taghazout
„Surfers only“ steht auf dem Ring. Und tatsächlich kommen die meisten auch nur zum Surfen her Foto: Getty Images

Er liegt fernab der Touri-Zentren Marrakesch, Casablanca und Essaouira, ist aber nicht weit entfernt: Dreieinhalb Stunden ist man von Deutschland aus per Direktflug nach Agadir unterwegs. Von dort dauert es mit dem Taxi eine Stunde nach Taghazout, die Fahrt führt immer am Meer entlang, am Ende kämpft sich das Auto über staubige Pisten mit knietiefen Schlaglöchern.

Auch in Taghazout selbst sind die wenigen Straßen nicht asphaltiert, überhaupt macht es den Anschein, als sei die Zeit irgendwann vor ein paar Jahrzehnten stehengeblieben. Alte Männer bieten ihre Ware auf dem kleinen Marktplatz feil, Fischer fahren frühmorgens mit ihren Booten hinaus aufs Meer, und auf dem zweihundert Meter langen Steinstrand in der Mitte des Dorfs hockt ein Kamel gleich neben den sonnenbadenden Touristen.

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Links und rechts der staubigen Hauptstraße reiht sich ein Restaurant neben das andere, es gibt Autovermietungen und Touranbieter. Das Leben aber spielt sich hauptsächlich in den engen Gassen weiter unten am Meer ab, wo Männer und Frauen Souvenirläden betreiben und freundlich fragen, ob Interesse an Holzskulpturen, Halsketten und Bleistift-Zeichnungen besteht.

Auch jene Fremden, die nichts kaufen wollen, ernten am Ende freundliche Blicke, verbunden mit guten Wünschen. Direkt am Ufer liegen einfache Cafés, After-Hour-Musik dringt aus den Boxen, serviert wird Couscous und Tee. Die Menschen, junge und alte, einheimische und fremde, sitzen gemeinsam an den Tischen, ihre Blicke gleiten über die Wellen bis zum Horizont.

Taghazout ist ein malerischer Ort, ein Paradies nicht nur für Surfer, sondern auch für Fotografen und Künstler, die ihre Kamera oder Papier und Stift bereit halten sollten. Die Häuser direkt am Wasser – fast alle können von Touristen gemietet werden – glänzen in der Nachmittagssonne goldbraun, die roten, blauen, gelben Boote, die auf dem Kopf am Strand liegen, sehen aus der Ferne aus wie Bonbons.

Das Dorf ist (noch immer) ein Geheimtipp, der Massentourismus weit weg; kleine Häuschen direkt am Ufer lassen sich für wenig Geld über die bekannten Internetportale mieten. Luxuriöse Hotels sucht man vergeblich, wer nach Taghazout kommt, lässt sich hauptsächlich in Surfer-Unterkünften nieder, die zwar nicht die ausgefallensten Zimmer und weichsten Betten haben, in denen aber die Wellen direkt gegen das Zimmerfenster schlagen.

Frühstück wird auf Dachterrassen mit Blick auf das Meer serviert, selbst der schüchternste Mensch dürfte kein Problem haben, mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen. In und um Taghazout gibt es Surfspots für Anfänger und Profis, und so drehen sich fast alle Gespräche erst einmal um die aktuellen Surfbedingungen. Dabei muss nicht die komplette Zeit in den Wellen verbracht werden.

Eine Autostunde entfernt liegt das Tal des Asif Tamrhakht. Allein die Fahrt durch eine rostrote Bergregion (Vorsicht: scharfe Kurven und Gegenverkehr!) mit Olivenbäumen und Bananenstauden ist spektakulär und lohnenswert. Kurz vor Immouzer liegt am Straßenrand ein kleiner Verkaufsstand. In dem kristallklaren Bach gegenüber stehen Tische und Stühle im Wasser. Ein Kellner serviert frisch gepresste Säfte und Sandwiches für wenig Geld.

Kein Alkohol, nicht mal unter der Hand

Immouzer selbst ist daran zu erkennen, dass Einheimische auf die Straße hüpfen und Parkplatzwächter spielen. Von hier ist es ein eineinhalbstündiger Fußmarsch durch das Gebirge, ehe man die Wasserfälle von Immouzer erreicht (Tipp: ausreichend Wasser mitnehmen; auf dem Weg dorthin gibt es nichts zu kaufen). Hier baden Touristen und Einheimische zusammen in einem See, mutige Männer und Frauen stürzen sich von 20 Meter hohen Felsen hinunter ins Nass. Der Ort ist einen Tagesausflug wert, und wer schnell ist, schafft es danach auch noch ein paar Stündchen in die Wellen vor Taghazout.

Ob im Tal des Asif Tamrhakht oder in Taghazout – die Einheimischen sind entspannt, sie sind gastfreundlich, sie freuen sich, wenn sie mit den Touristen ein bisschen Englisch üben können. Einige sprechen sogar Deutsch und lieben es, die Fremden damit zu überraschen. Nur bei einer Sache gehen die Meinungen auseinander: beim Alkohol. In Tagazhout selbst gibt es aus religiösen Gründen keinen, und selbst unter der Hand lässt sich in den Touristen-Herbergen nichts bekommen.

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Wer nicht verzichten will, muss sich aus Agadir Bier oder Wein mitbringen. Taxifahrer, die von Reisenden gebeten werden, für ein paar Dirham für sie Alkohol zu holen, sind schnell beleidigt oder irritiert. „Ihr verrückten Touristen“, sagen sie dann, „unser Taghazout ist ja wohl schön genug. Da braucht man doch kein Alkohol.

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