17. September 2022, 6:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vor 50 Jahren versank der portugiesische Ort Vilarinho das Furnas in den Fluten eines Staudamm-Projektes. Jedoch nicht für immer. Denn jedes Mal, wenn der Wasserspiegel in dem künstlichen See fällt, tauchen die Ruinen der alten Stadt wieder auf. Das Atlantis von Portugal ist mittlerweile ein beliebter Touristenmagnet.
Im Norden Portugals, mitten im Herzen des Peneda-Gerês Nationalparks, liegt einer der geheimnisvollsten Orte des Landes. Das liegt vor allem daran, dass er einen Großteil des Jahres unter Wassermassen begraben ist. Und das schon seit 50 Jahren. Doch genau dieser Umstand hat das kleine Vilarinho das Furnas, so der Name der ehemaligen Siedlung, zu einem der größten Touristenmagneten Portugals gemacht.
Die Geschichte von Vilarinho das Furnas begann laut Atlas Obscura bereits vor etwa 2000 Jahren, als der Ort im ersten Jahrhundert nach Christus von den Römern gegründet wurde. Auch wenn er nie zu einer größeren Stadt heran wuchs, handelte es sich doch durchaus um eine prosperierende Siedlung. Ende der 1960er-Jahre lebten hier immer noch 300 Menschen. Doch genau zu dieser Zeit wurde beschlossen, Vilarinho dem Fortschritt zu opfern. Der Ort war damit dem Untergang geweiht – und zwar sprichwörtlich.
Ende nach 2000 Jahren
Denn genau dort, wo Vilarinho das Furnas sich befand, liegt heute ein Stausee. Der Barragem de Vilarinho das Furnas ist benannt nach dem Ort, den er zerstörte. Bereits 1967 begannen demnach die Planungen für das Mega-Projekt, das der Region und dem Land Energie aus Wasserkraft liefern sollte. Was bedeutete gegenüber diesem Fortschritt schon das Schicksal von gerade einmal 300 Menschen? Und so wurde beschlossen, dass der Ort verschwinden musste.
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Um die Bewohner von Vilarinho das Furnas zum Umzug zu bewegen, nahm die mit dem Bau betraute Energie-Gesellschaft, die Companhia Portuguesa de Electricidade, in der Folge einiges Geld in die Hand. Dennoch sollte es vier Jahre dauern, bis im Jahr 1971 der letzte Bewohner seine geliebte Heimat verließ. Am 14. Mai 1972 dann kamen die Wassermassen des Flusses Homem, begruben 2000 Jahre Geschichte einfach unter sich. Das hätte das Ende von Vilarinho das Furnas sein können. Stattdessen wurde der Ort zu so etwas wie einem portugiesischen Atlantis.
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Das Atlantis von Portugal
Denn im Gegensatz zu der sagenumwobenen Märchenstadt taucht der Ort noch heute immer mal wieder auf. Und auch das ist sprichwörtlich gemeint. Denn wenn der Wasserspiegel in dem Stausee bei Trockenheit sinkt, oder sein Becken wegen Wartungsarbeiten geleert wird, geben die Fluten das wieder frei, was heute noch von Vilarinho das Furnas geblieben ist. Es sind nicht mehr als ein paar steinerne Mauern, und doch zieht das Spektakel immer wieder Besucher seinen Bann.
Diese können auf dem Stausee aber auch zu Zeiten, in denen Vilarinho das Furnas unter Wasser liegt, Touren buchen. Auf Glasboden-Booten kann man dann die Überreste der untergegangenen Stadt bewundern. In dem nahen Ort São João do Campo gibt es außerdem ein Museum, das an die Geschichte der versunkenen Siedlung erinnert. Und auch im benachbarten Spanien, an der Grenze zu Portugal, gibt es ein solches Atlantis. Der Ort namens Aceredo wurde 1992 im Zuge des Baus der Talsperre Alto Lindoso in Portugal planmäßig geflutet. Bereits im Oktober 2021 gaben ihn die Fluten überraschend wieder frei, da der Wasserstand in der Region so niedrig war wie noch nie.
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Genau wie Vilarinho das Furnas ist Aceredo seitdem ein wahrer Touristenmagnet. Hier befinden sich neben den Ruinen der einstigen Wohnhäuser sogar noch die Überreste von Straßen, über die Besucher flanieren können wie auf der Promenade eines Feriendomizils. Im Gegensatz zu seinem portugiesischen Nachbarn wird Aceredo aber wohl auf absehbare Zeit erst einmal über Wasser bleiben, so lange hier die Regenfälle ausbleiben.