
7. April 2025, 13:06 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Kenia ist ein beliebtes Reiseziel in Ostafrika. Doch das Bild, dass das Auswärtige Amt in seinen Sicherheitshinweisen aktuell zeichnet, ist teils düster. Wie sicher sind Reisen in den afrikanischen Staat zurzeit?
Einmal Löwen aus nächster Nähe sehen. Riesigen Elefanten dabei zuschauen, wie sie gemächlich vorbeistapfen und sich dabei winzig klein fühlen. Oder sehen, wie Giraffen in freier Wildbahn elegant ihre Hälse recken, um noch das höchste Blatt am Baum zu erreichen. So in etwa die Idee von einer Safari. Ein Reiseziel, das sich dafür eignet, ist Kenia im Osten Afrikas. Neben Wildsafaris verspricht das Land seinen Besuchern zudem traumhafte Strände (TRAVELBOOK berichtete) sowie Aufstiege auf den Mount Kenya mit Traumaussichten. Und zumeist galt Kenia, wenn auch nicht als uneingeschränkt sicher, zumindest als eins der sicheren Länder Afrikas. Doch bereits seit dem letzten Jahr kommen von dort immer wieder Meldungen zu Aufständen mit etlichen Toten. Die innenpolitische Lage ist unsicher. Hinzu kommen ein paar weitere Themen wie Kriminalität und Krankheiten, die für Unsicherheit sorgen. Entsprechend fragen sich Reisende, wie sicher Reisen nach Kenia aktuell sind und ob geplante Urlaube dorthin stattfinden können. Ein Überblick über die Lage vor Ort.
Übersicht
Unsichere innenpolitische Lage
Aktuell scheint sich die Lage ein wenig beruhigt zu haben, nachdem es im vergangenen Jahr etliche gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der kenianischen Polizei sowie schließlich auch dem Militär gab. Zunächst demonstrierten die Kenianer gegen ein Steuergesetz, dann auch gegen die gesamte Regierung William Rutos, der seit September 2022 im Amt ist. Im vergangenen Sommer stürmten Demonstranten das Parlament und setzten Teile davon in Brand. Die Regierung ging rigoros gegen die Demonstranten vor, etliche Menschen kamen dabei ums Leben. Die Demonstrationen zogen sich bis zum Jahresende, wie das Auswärtige Amt in seinen Sicherheitshinweisen zu Kenia schreibt. Reisende müssen jedoch weiterhin damit rechnen, dass kurzfristig Demonstrationen anberaumt werden, die in gewaltsame Proteste umschlagen können. Das sei besonders in Nairobi, Mombasa und anderen Städten Kenias der Fall.
Terrorgefahr
Neben der Gefahr durch Aufstände besteht laut dem Auswärtigen Amt vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts auch in Kenia „eine erhöhte Gefahr terroristischer Anschläge“. So habe die somalische Terrororganisation Al-Shabaab damit gedroht, mit Vergeltungsaktionen auf die Beteiligung der kenianischen Streitkräfte an der ATMIS-Mission zur Friedenssicherung in Somalia zu reagieren. Außerdem rief die Terrororganisation dazu auf, sich mit der Hamas in Gaza zu solidarisieren.
„Regierungsgebäude, Hotels, Bars und Restaurants, Einkaufszentren, kirchliche Einrichtungen, öffentliche Verkehrsmittel wie Busse, Kleinbusse, Fähren, Flughäfen und andere stark frequentierte Einrichtungen zählen zu den Orten mit erhöhter Gefährdung“, heißt es seitens des Auswärtigen Amts. Hinzu kommen verschiedene Regionen, von deren Besuchen das Amt aufgrund terroristischer Aktivitäten vor Ort dringend abrät. Dazu gehört etwa das Grenzgebiet zu Somalia, einschließlich der Provinz Lamu. Dazu schreibt das Auswärtige Amt: „Lamu Island und Manda Island sind bislang nicht Ziel von Anschlägen geworden. Es gibt jedoch ein verstärktes Aufkommen aktiver terroristischer Zellen, die bis in die Nähe des Archipels vordringen.“ Gerade bei Ausflügen an abgelegenere Orte der Küstenregion bestehe ein erhöhtes Entführungs- und Anschlagsrisiko. Lamu Island gehört zum UNESCO-Welterbe und ist als Zentrum der islamischen und Swahili-Kultur bekannt.
Kriminalität
Auch unabhängig von der aktuellen politischen Lage ist Kenia kein durchweg sicheres Reiseland. Kriminalität ist vielerorts ein Thema. So hat die kenianische Regierung zuletzt die North-Rift-Region als besonders gefährdet eingestuft, da hier zuletzt vermehrt Angriffe durch Banden stattfanden und sich die Lage vor Ort weiter aufheizt. Laut dem Auswärtigen Amt besteht jedoch in allen Teilen Kenias die Gefahr, Opfer eines bewaffneten Überfalls zu werden. Ebenso käme es zu Entführungen auch westlicher Ausländer, bei denen teils hohe Geldbeträge erpresst würden.
Gerade in Nairobi und Mombasa besteht laut dem Auswärtigen Amt eine erhöhte Gefahr von Raubüberfällen, auf Fußgänger wie Autofahrer. In Nairobi gelten vor allem die Stadtteile Eastleigh, Pangani sowie die Slum-Gebiete als gefährlich. Bei organisierten Slum-Touren kommt es mitunter zu gewalttätigen Übergriffen auf Besuchergruppen. In der Stadt komme es in letzter Zeit zudem regelmäßig zu Trickbetrügereien, bei denen sich Betrüger Reisenden gegenüber als Polizisten ausgaben. Das Auswärtige Amt empfiehlt, sich in einem solchen Fall den Dienstausweis zeigen zu lassen und Anweisungen „nicht ohne nachvollziehbaren Grund zu folgen“.
Eine erhöhte Gefahr überfallen und entführt zu werden, sieht das Amt auch in den nördlichen und nordöstlichen Landesteilen Kenias, in der Küstenregion nördlich von Malindi sowie auf den Straßen in die Nordostprovinz und die nördliche Küstenprovinz. An den Stränden seien es besonders Spaziergänger, die sich nach Einbruch der Dunkelheit am Strand und außerhalb der Hotelanlagen aufhielten, die Gefahr liefen, überfallen zu werden. Mitunter kommt es an der Küste auch zu Überfällen in privat gemieteten Unterkünften von Touristen sowie in Bars, Restaurants und Nachtclubs.
Gefahrregionen in Kenia
Das Auswärtige Amt rät aktuell dringend von Reisen in diese Regionen ab:
- North-Rift-Region:
- Korkoron Hills, Tandare Valley und Silale Gorges in Baringo County;
- Mukogodo Forest, Kamwenje, Warero und Ndonyoriwo, Lekuruki Hills, Losos und Kiape Caves und Sieku Valley in Laikipia County;
- Ltungai Conservancy, Longewan, Nasuur, Lochokia und Lekadaar Escarpmenst, Lolmolok Caves, Pura Valley, Malaso Escarpment und Suguta Valley in Samburu County;
- Kapebok, Nakwamoru, Lebokat, Ombollion, Nadome und Kamur Caves in Turkana County sowie Turkwell Escarpment an der Schnittstelle zu West Pokot und Turkana Counties
- Grenzgebiet zu Somalia (rund 100 Kilometer Entfernung zur Grenze), einschließlich der Provinz Lamu
Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) Österreichs hat aktuell eine partielle Reisewarnung (Sicherheitsstufe 5 von 6) für das Grenzgebiet zu Somalia erlassen. Ein hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3) besteht laut dem österreichischen Ministerium für die „,Counties‘ Turkana, West Pokot, Elgeyo Marakwet, Baringo, Laikipia und Samburu.“ Für den Rest des Landes bestehe ebenfalls ein Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 2)
LGBTQ+ und andere und rechtliche Besonderheiten
Wer nach Kenia reisen möchte, sollte wissen, dass das kenianische Strafrecht „homosexuelle Handlungen unter Strafe stellt“, wie das Auswärtige Amt schreibt. Zudem seien sie auch gesellschaftlich tabuisiert. Demnach empfiehlt es dringend Zurückhaltung in der Öffentlichkeit.
Wer sich in Kenia via Datingplattform verabrede, müsse besonders vorsichtig sein, habe es in diesem Zusammengang zuletzt mehrfach Überfälle mit teils schwerer Körperverletzung gegeben. Insbesondere Homosexuelle seien betroffen.
Besondere rechtliche Regelungen in Kenia in der Übersicht:
- Drogen: Drogendelikte werden hart bestraft. Auch ohne Verurteilung kann man mehrere Jahre in Untersuchungshaft festgehalten werden.
- Waffen: Unerlaubter Waffenbesitz wird schwer bestraft. Als Waffen gelten auch Spielzeugpistolen, Gas- und Schreckschusspistolen, CS-Gas und Pfefferspray. Waffen dürfen nicht in Nationalparks gebracht werden.
- Visum: Wer sich unerlaubt in Kenia aufhält, etwa nachdem das Visum abgelaufen ist, muss mit Haft, Geldstrafe und Abschiebung rechnen.
- Plastiktüten: verboten. Der Besitz wird mit Geldstrafen und sogar Haft bestraft.
- Elfenbein(-produkte): Besitz und Handel sind verboten.
- Korallen, Muscheln und Seesterne: Kauf und Sammeln sind verboten.
- Geld: Beschädigung und Zerstörung verboten und unter Strafe, da der kenianische Präsident auf Münzen und Scheinen abgebildet ist.
Straßenverkehr, Natur und Klima
Wie vieles andere in Kenia ist auch der Straßenverkehr nicht unbedingt sicher. Laut dem Auswärtigen Amt kommt es vergleichsweise oft zu schweren Unfällen von Überlandbussen und Motorradtaxis (sogenannte „Boda-Boda“) mit Todesfolge. Die Gründe sind zu hohe Geschwindigkeit und übermüdete Fahrer. Ähnlich sieht es bei Safaris lokaler Anbieter aus, bei denen mitunter auch die Kleinbusse nur bedingt geländetauglich sind.
In den Regenzeiten des Landes (Oktober/ November und Ende März bis Mitte Juni) kann es so stark regnen, dass es zu Überflutungen und Erdrutschen kommt. Das behindert auch den Straßenverkehr und zerstört mitunter Infrastruktur. Außerdem kann es in Kenia mitunter zu Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten kommen, da sich das Land in einer seismisch leicht aktiven Zone befindet, schreibt das Auswärtige Amt.
Krankheiten
Die medizinische Versorgung hängt stark vom Aufenthaltsort ab. Auf der Risk Map 2024 von International SOS heißt es, es bestehe ein variables Risiko, da es in den großen Städten eine adäquate medizinische Versorgung etwa mit Medikamenten und Notfalldiensten gebe, in anderen Landesteilen hingegen nicht. Gleiches gelte für das Aufkommen übertragbarer Krankheiten.
Zu den Gefahren durch übertragbare Krankheiten gehört unter anderem Malaria, das durch Mücken übertragen wird. Das Malariarisiko ist regional verschieden, eine Übersicht bietet die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin. Generell ist das Risiko in allen Landesteilen unter 2.500 Meter Höhe hoch, das Stadtzentrum Nairobis ist hingegen Malariafrei. Weitere, durch Mücken übertragene Krankheiten in Kenia sind Chikungunya-, und Denguefieber, Leishmaniasis, lymphatische Filariosen, Rift-Valley- und West-Nil-Fieber sowie das Zikavirus. Durch Zecken besteht zudem die Gefahr für das Krim-Kongo- und das Afrikanische Zeckenbissfieber. Darüber hinaus gibt es Krankheiten, die durch Hunde (Tollwut), den Kontakt mit infizierten Schlacht- und Milchprodukten infizierter Tiere (Rift-Valley-Fieber), verschiedene Huftiere (Milzbrand) sowie Kamele (MERS) übertragen werden können. Außerdem gibt es einige Tierarten, die selbst gefährlich, weil zum Beispiel giftig sind.
Darüber hinaus kann es laut dem Auswärtigen Amt durch schlechtes Trinkwasser und eine mangelnde Lebensmittel- und Handhygiene zu Durchfall sowie Lebererkrankungen, Shigellose, Typhus und Poliomyelitis kommen. Darüber hinaus besteht ein Risiko, sich bei anderen Menschen mit Meningokokken, Tuberkulose oder HIV zu infizieren. Des weiteren kann es zu Beeinträchtigungen durch die Luftverschmutzung in den Großstädten, intensive Sonneneinstrahlung sowie verschiedene Wurminfektionen und die Höhenkrankheit geben.
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Das sollten Sie bei einem Urlaub in Kenia beachten
Entsprechend der unsicheren Lage veröffentlicht das Auswärtige Amt in seinen Reisehinweisen zu Kenia jede Menge Ratschläge für die eigene Sicherheit. Die wichtigste ist stets: Halten Sie sich ständig über die Lage vor Ort informiert, auch über lokale Medien sowie Reiseveranstalter oder Hotelleitungen vor Ort.
TRAVELBOOK fasst die weiteren wichtigen Tipps zusammen:
- Demonstrationen und Menschenansammlungen weiträumig meiden; in Nairobi besonders den Central Business District (CBD), das State House, die Stadtteile Kibera und Mathare während Demonstrationen komplett meiden, außerdem die Moi Avenue, Kenyatta Avenue, Haile Selassie Avenue und Harambee Avenue
- Nicht notwendige Fahrten sowie entlegene Gegenden vermeiden; bei Überlandfahrten auf öffentliche Busse, „Matatus“ und „Boda-Bodas“ verzichten und stattdessen lizenzierte Taxis nutzen; keine Nachtfahrten
- Immer achtsam bleiben
- Stets funktionsfähige Kommunikationsmittel mit sich tragen
- In die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts eintragen
- Bei unvermeidlichen Reisen in die oben genannten Gefahrengebiete im bewachten Konvoi oder Flugzeug anreisen
- Nur in gesicherten Unterkunftsarten übernachten
- Mombasas Altstadt nur mit ortskundigen Personen besuchen; nachts die Innenstädte Nairobis und Mombasas meiden
- Keine unnötigen Wertsachen oder größere Bargeldsummen mitnehmen; nur wenn nötig in der Öffentlichkeit das Smartphone benutzen
- Individualtouristen in Nationalparks sollten nur in Lodges oder auf bewachten Campingplätzen übernachten
- Leisten Sie bei einem Raubüberfall keine Gegenwehr und informieren Sie unverzüglich die örtliche Polizei und die Deutsche Botschaft Nairobi
- Verbote und Warnungen sowie die Anweisungen lokaler Behörden und Sicherheitskräfte beachten
- Bei der Reise- oder Hotelleitung über Safarianbieter informieren und den Fahrer wenn nötig bei risikoreicher Fahrweise auf einen angemessenen Fahrstil hinweisen
- Wanderungen möglichst mit ortskundigen, vertrauenswürdigen oder beim Kenya Wildlife Service registrierten Wanderführern
- Frühzeitig reisemedizinisch beraten und den Impfschutz anpassen lassen
- Keine Plastiktüten im Gepäck nach Kenia bringen
- Ständig vor Mücken schützen (Mückenschutzmittel, entsprechende Kleidung, Bettnetze)
- Von krank wirkenden Personen, Beerdigungen und Krankenhäusern sowie Tieren und Tierkot fernhalten.