11. August 2018, 11:14 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Burgen und Berge, Geschichte und Gärten gibt es in Schottland an fast jeder Ecke – da fällt die Auswahl schwer, auch weil die Wege weit sind im Norden Großbritanniens. Wir zeigen 7 Orte, die sich wirklich lohnen.
Es muss nicht immer Loch Ness sein, auch nicht unbedingt Edinburgh Castle. Wer nach Schottland reist, kann sich ein abwechslungsreiches Rundreiseprogramm zusammenstellen, in dem ein paar übliche Verdächtige unter den Attraktionen bestens mit weniger bekannten Zielen harmonieren.
Ein Vorschlag für einen Besuch im Land der Dudelsäcke mit sieben Stationen und bleibenden Eindrücken.
Dunnottar Castle an der Nordseeküste
Welch ein Anblick, was für eine Lage! Gut 30 Kilometer südlich von Aberdeen erheben sich auf einer kleinen Halbinsel die Reste von Dunnottar Castle aus der Nordsee. Mit dem Festland verbunden ist die Ruine über einen Fußweg durch eine Senke: Besucher müssen von der Steilküste fast bis auf Meereshöhe hinabsteigen und wieder hinauf. Während des Bürgerkriegs waren dort oben 1651 zeitweise die Kronjuwelen Schottlands versteckt.
Fast allen Gebäuden aus jenen Zeiten fehlt schon lange das Dach, seit einer Restaurierung 1925 ist der Verfall aber aufgehalten. Gepflegtes Grün breitet sich aus zwischen den alten Mauern. Im Sommer sind Besichtigungen von 9.00 bis 17.30 Uhr möglich, der Parkplatz ist rasch überfüllt. Es lohnt sich, spät zu kommen, wegen des Lichts.
Muick in Aberdeenshire
Eben noch bildete im Tal des Flüsschens Dee eine sattgrüne Wald- und Wiesenlandschaft die Umgebung, doch kurz vor Loch Muick ändert sich das Bild schlagartig. Etwa eine Autostunde westlich von Aberdeen erreichen Besucher hier die fast baumlosen Highlands.
Loch Muick liegt im Cairngorms-Nationalpark, das Gelände gehört aber Königin Elizabeth II. als Privatbesitz. Das Schloss Balmoral, in dem die Monarchin traditionell ihren Sommerurlaub verbringt, ist nur etwa 15 Kilometer entfernt. Ein 12,5 Kilometer langer Wanderweg umrundet den See und führt direkt am Glas-allt Shiel vorbei, einem düsteren Gebäude aus grauen Steinen mit abgedunkelten Fenstern, das 1868 als Wochenendhaus für Königin Victoria gebaut wurde.
Inverewe am Loch Ewe
Purpur, Orange, Blau, Gelb, Dunkelrot: In unzählbar vielen Farben blüht es den Besuchern des Gartens Inverewe entgegen, wenn sie im Sommer an den Beeten entlangspazieren. Die botanische Vielfalt der Anlage überrascht viele Touristen, liegt doch Inverewe weit im Nordwesten Schottlands, der allgemein als rau gilt. Doch auch Gewächse, die in tropischen Ländern zu Hause sind, gedeihen hier prächtig. Möglich machen es der Golfstrom im Atlantik und eine geschützte Lage am Südende der Meeresbucht Loch Ewe.
Seerosenteiche und ein Steingarten, Eukalyptusbäume aus Tasmanien und riesige Rhododendren: Es gibt viel zu sehen. Angelegt hat den Garten, der heute vom National Trust for Scotland getragen wird, Osgood Hanbury Mackenzie. Er ließ von 1862 an aus aller Welt Bäume nach Inverewe holen, aus Japan und aus dem Himalaya ebenso wie aus Chile, Südafrika und Neuseeland.
Erst seit 2016 lässt sich auch das von Mackenzie gebaute Haus besichtigen, das innen noch so aussieht, wie es seine Tochter Mairi bis zu ihrem Tod 1953 bewohnt hat. Das schwarze Telefon hat noch eine Wählscheibe. Auf einer Couch eine Illustrierte mit einer Aufnahme der jungen Königin Elizabeth II.
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Das Viadukt am Glenfinnan Monument
Das Viadukt kennen Urlauber aus den Harry-Potter-Filmen. Darin fährt der Hogwarts-Express-Zug mit den Zauberschülern über eben diese Brücke, die im Westen Schottlands eine dramatisch wirkende Landschaft überspannt. Sie liegt nahe des Glenfinnan Monuments, einer Säule, die an eine hier begonnene Rebellion in den Jahren 1745/46 erinnert.
Das Viadukt allein ist jedoch nur halb so interessant wie das Viadukt mit einer Dampflok drauf – eben wie bei Harry Potter. Viermal am Tag lässt sich solch eine Szene im Sommer tatsächlich beobachten, wenn der Touristenzug The Jacobite vorbeikommt, der zwischen Fort William und Mallaig pendelt. Einmal morgens, einmal abends – und wer ihn in beide Richtungen fahrend sehen will, sollte zwischen 14.30 und 16.00 Uhr hier sein. Schon von Ferne ist dann das Pfeifen der Lokomotive zu hören. Wenn der Zug die Brücke erreicht, geht ein Raunen durch die Menge, Kameras surren und klicken im Akkord.
Die Kelpies bei Falkirk
Was sind denn das für Skulpturen? Jeweils 30 Meter hoch ragen zwei glänzende Pferdeköpfe aus dem Boden, geformt aus insgesamt 928 Platten rostfreien Stahls und jeder immerhin 300 Tonnen schwer. „The Kelpies“ heißt das Kunstwerk, das nahe der Stadt Falkirk nordöstlich von Glasgow alle Blicke auf sich zieht.
Entworfen hat es der Künstler Andy Scott, der darin „ein Symbol des modernen Schottland, stolz und majestätisch“ sieht. In nur 90 Tagen Bauzeit wurden die Kelpies im Jahr 2013 errichtet. Sie sollen unter anderem an die große Bedeutung der Pferde für die Entwicklung der schottischen Wirtschaft erinnern.
Die „Britannia“ im Hafen von Leith
Als die „Britannia“ 1997 außer Dienst gestellt wurde, soll Elizabeth II. extrem traurig gewesen sein. Doch die Betriebskosten waren der britischen Regierung zu hoch geworden, und daher musste die Königin Abschied nehmen von dem Schiff, das ihr für Staatsbesuche und viele andere Reisen in alle Welt als „Königliche Jacht“ gedient hatte. Mit gut 125 Meter Länge und Platz für 220 Mann Besatzung wirkt sie noch immer wie ein kleines Kreuzfahrtschiff.
Heute liegt die – einst in Schottland gebaute – „Britannia“ im Hafen von Leith, einem Stadtteil von Edinburgh. Ihre fünf Decks werden ehrfürchtig von Besuchern durchschritten. Der State Dining Room ist eingedeckt für ein festliches Essen, und die Brücke, die Quartiere der Crew und die Wäscherei sind noch so eingerichtet, wie sie bis 1997 genutzt wurden.
Arthur’s Seat in Edinburgh
Über Schottlands Hauptstadt strahlt die Sonne, der Nachmittag nähert sich seinem Ende – und am Fuß des Arthur’s Seat setzt sich sowas wie eine kleine Prozession in Bewegung. Einheimische und Touristen wollen nun hinauf auf den Hügel, der am östlichen Rand des Zentrums von Edinburgh etwa 250 Meter hoch aufragt. Der Trampelpfad ist leicht zu bewältigen. Ganz oben ist der Panoramablick großartig und reicht weit über die Nordseebucht Firth of Forth. Im leicht dunstigen Gegenlicht wirkt die so lebhafte City zugleich ein wenig entrückt und verzaubert. Kräftig bläst der Wind nun von Westen.
Ebenso wie der Nachbarhügel Salisbury Crags mit seinen Steilklippen gehört der Arthur’s Seat zum frei zugänglichen königlichen Holyrood Park. Schottlands Parlament und der Holyrood-Palast schließen sich unmittelbar nördlich an. Am schönsten ist ein Besuch hier oben an einem Schönwettertag in den frühen Abendstunden. Die Sonne sinkt langsam über der Stadt mit dem Edinburgh Castle in Richtung Horizont. Dabei zuschauen, im Gras sitzen und über bereits Erlebtes nachdenken: Einen besseren Ort dafür in Schottland kann man sich kaum vorstellen.
Die Orte im Überblick auf der Karte:
Anreise
Nonstopflüge nach Glasgow und Edinburgh gibt es von mehreren Flughäfen in Deutschland aus, für die Rundreise empfiehlt sich dann ein Leihwagen. Eine Anreise mit dem eigenen Auto kostet auch wegen der Ärmelkanal-Passage viel Zeit: Zwischen München und Edinburgh zum Beispiel liegen 1770 Kilometer (etwa 18 Stunden reine Fahrzeit), von Berlin bis Aberdeen sind es rund 1950 Kilometer (fast 21 Stunden).
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Klima und Reisezeit
Sehr wechselhaftes Wetter mit Sonnenschein und Regen oft rasch nacheinander. Von Juni bis September erreichen die Tageshöchstwerte zum Beispiel in Edinburgh im Schnitt 17 bis 18 Grad.