9. Juli 2017, 13:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Georgien ist ein winziges Land, das kaum von Touristen bereist wird: Dabei bietet es nicht nur atemberaubende Berglandschaften, sondern auch überall im Land verteilt in Stein gehauene Höhlenstädte, in denen man uralte Klöster, Fresken und Verteidigungsanlagen besichtigen kann.
Am Ufer der Kura, westlich der Stadt Achalkalaki im Süden Georgiens, erstreckt sich die Felsenfestung Wardsia: 700 Säale, Zimmer und Terassen, die durch verschlungene Tunnel, Serpentinenwege und Treppen miteinander verbunden sind. Sie wurden vor 800 Jahren von Menschenhand in die 500 Meter hohe Felswand des Berges Eruschetis gehauen.
Die gewaltige Höhlenstadt hat eine Fläche von 900 Quadratmetern und wurde im 12. Jahrhundert errichtet: Bauherr war der georgische König Giorgi III. Er plante die Stadt als Grenzfestung, denn im Mittelalter musste sich das Königreich immer wieder gegen einfallende Türken und Perser, Seldschuken und Mongolen verteidigen. Bevor die Festung vollendet war, starb der König und hinterließ sein Reich seiner Tochter, Königin Tamar. Die tiefromme Herscherin vervollständigte das Bauwerk zwar, jedoch richtete sie es als orthodoxes Kloster und nicht als Kriegsfestung ein.
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Platz für bis zu 50.000 Menschen
Über 800 Mönche sollen zu ihren Lebzeiten in den Höhlen gewohnt haben. Während eines militärischen Konflikts mit den Seldschuk-Türken lebte jedoch auch Königin Tamar selbst von 1193 bis 1195 mit ihrem Gefolge in der Stadt. Bis zu 50.000 Menschen konnten in Wardsia Zuflucht suchen: Es gab Wohnungen, Bäckereien, einen Speisesaal, eine Bibliothek, Ställe und Badebassins. Wasser und Frischluft wurden durch ein raffiniertes Keramikkanalsystem zu den einzelnen Wohnräumen befördert.
Die Höhlen waren für den Belagerungszustand errichtet worden: Die unteren Geschosse waren nur durch Leitern zu erreichen, die eingezogen wurden, sobald ein feindliches Heer anrückte. Das Kloster hielt mehreren Belagerungen stand. Im 16. Jahrhundert erst wurde es durch die Ottomanen eingenommen. Heute sind die Wege asphaltiert und für Besucher sehr bequem zugänglich. Im Innern der kühlen Höhlen verbirgt sich die Kirche Maria Himmelfahrt. Die byzanthinische Kapelle ist für ihre wunderschönen, bunten Fresken bekannt und bildet bis heute das religiöse Zentrum des Klosters. Denn auch heute noch leben einige Mönche in Wardsia und führen Touristen durch ihre labyrinthartigen Gänge.
Das älteste Kloster Georgiens
Wenn man sich nur ein paar Tage in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, aufhält, dann empfiehlt sich ein Tagesausflug zu Dawit Garetscha: dem ältesten Kloster des Landes. Es liegt nur zwei Stunden von Tiflis entfernt in einer beeindruckenden Wüstenlandschaft. Archäologische Forschungen haben etwa 5000 Mönchszellen im gesamten Klosterkomplex festgestellt.
Die Wohnräume sind direkt in den Felsen gehauen, auch wenn die Hügel des Plateaus, auf dem das Kloster steht, teilweise steil abfallen. Dadurch sieht das Kloster sehr eigentümlich aus und wirkt fast futuristisch. Im Innern des Klosters finde sich wunderschöne, lichtdurchflutete Tunnelsysteme und ebenso wie in Wardsia, uralte Fresken.
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Die Festung Uplisziche
Im Herzen des Landes befindet sich schließlich die Festungsstadt Uplisziche. Die Festungsanlage wurde bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet und war das georgische Handelszentrum der Seidenstraße mit rund 5.000 Einwohnern. Sie war so gut befestigt, dass sie erst im 13. Jahrhundert durch den Mongolenherrscher Ögedei Khan die eingenommen und zum Teil zerstört wurde.
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Davor war die Festung ein Ort der Religion und der Kultur: Es gab ein Amphitheater, eine große Säulenhalle, ein Markt und eien Platz, an dem Tiere geopfert wurden. Sogar eine Kanalisation aus Abflussrinnen und Wasserkanälen befand sich unterhalb der Stadt. Auch hier gibt es eine Felsenkirche zu besichtigen.