14. Dezember 2023, 15:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stonehenge, was so viel wie „hängende Steine“ bedeutet, gehört zu den berühmtesten und geheimnisvollsten Orten in Europa. Jährlich besuchen etwa 1,5 Millionen Besucher die mysteriösen Steinkreise, die seit 1986 zum Unseco-Weltkulturerbe zählen. Doch wegen eines geplanten Tunnelbaus ist dieser Status akut bedroht.
Stonehenge im Süden Englands zählt zu den größten wissenschaftlichen Rätseln der Menschheit. Denn niemand weiß genau, wer die beeindruckenden Steinkreise vor 5000 Jahren erbaut hat und warum. Die mysteriöse archäologische Stätte befindet sich inmitten von grünen Hügeln in der südenglischen Grafschaft Wiltshire, etwa 13 Kilometer nördlich der Stadt Salisbury. Doch die idyllischen Bilder trügen: Das kultische Monument liegt nicht einmal 200 Meter von der A303, einer viel befahrenen Fernstraße, entfernt. Hier staut sich der Verkehr und der Lärm und Anblick überschatten das Besichtigen und Erleben von Stonehenge. Daher will die britische Regierung einen Tunnel bauen. Doch damit läuft Stonehenge Gefahr, von der Weltkulturerbe-Liste gestrichen zu werden, denn das Vorhaben könnte massive Auswirkungen auf die Umgebung und Umwelt haben.
Weltkulturerbe-Status von Stonehenge bereits seit 2021 gefährdet
Die Unesco hat Stonehenge bereits im Jahr 2021 in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Denn schon damals wollte die Regierung einen Tunnel nahe Stonehenge bauen, berichtete die britische „Daily Mail“. Doch wegen der Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen wurde dieses Tunnelbau-Vorhaben im Juli 2021 vom Obersten Gerichtshof gestoppt.
In diesem Sommer genehmigte das britische Verkehrsministerium nun neue Pläne zum Tunnelbau von Amesbury nach Berwick Down in Wiltshire, die auch das Teilstück nahe Stonehenge beinhalten. Doch Aktivisten haben wieder Klage gegen die neue Anordnung erhoben – zu gering seien die Anpassungen. Seit dem 12. Dezember läuft der Prozess und die „Stonehenge Alliance“ hofft, auch dieses Mal die Pläne zu stoppen.
Stonehenge als Zeuge der Megalithkultur
Stonehenge erzählt von einer Kultur, die heute die Megalithkultur genannt wird. Sie war eine Hochkultur in der Jungsteinzeit. Auch auf der Insel Malta sind viele solcher megalithischen Tempel errichtet worden, über die man ebenfalls nur wenig weiß. Mitglieder dieser Kultur erbauten ihre Kultstätten in Form von Steinkreisen, Steinalleen oder einzelnen Steinen (Megalithen), riesige und schwer zu bearbeitende Felsblöcke. Auch wenn diese Kulturen in ganz Europa verteilt waren und vermutlich keinen Kontakt untereinander hatten, gibt es doch eine wichtige bedeutende Gemeinsamkeit: einen unerschütterlichen Glauben und eine Zielstrebigkeit, die fast übermenschliche Kräfte in ihnen freigesetzt haben muss.
Theorien über Stonehenge
Vermutet wird, dass der Bau von Stonehenge ca. 3100 Jahre v. Chr. begonnen und mindestens 2000 Jahre gedauert haben muss. Die Steinkreise sind so ausgerichtet, dass am Morgen des Mittsommertages die Strahlen der Sonne geradewegs ins Innere des Bauwerkes eindringen. Auch der Lauf des Mondes hatte bei der Errichtung von Stonehenge vermutlich eine große Bedeutung. Es könnte also sein, dass die Stätte als eine Art Kalender gedient haben könnte.
Auch vertreten einige Wissenschaftler die Theorie, dass Stonehenge einst als Grabstätte genutzt wurde. Dafür spricht eine Studie aus dem Jahr 2008, laut derer man rund um Stonehenge menschliche Überreste nachweisen konnte. Auch ein Fund aus jüngster Zeit könnte diese Theorie stützen. Erst kürzlich entdeckten Forscher 20 Hügelgräber in der nahe gelegenen Stadt Salisbury. Diese könnten aus der Jungsteinzeit (ca. 10.000 bis 2400 v. Chr.) stammen, berichtet u. a. die „Berliner Morgenpost“.
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Stonehenge regt die Fantasie an
Wieder andere, nicht wissenschaftliche Theorien besagen, dass Stonehenge eine Opferstätte der Druiden oder gar ein Landeplatz für Ufos gewesen sein könnte.
Aber gerade, weil es so viele Theorien gibt und man kaum etwas über Stonehenge weiß, regt der Besuch dieser Stätte die Fantasie an. Ob jung oder alt – wenn man vor den Steinkreisen steht, ist man plötzlich gedanklich in einer Zeit, als jeder Sonnenaufgang ein mystisches Ereignis war, die Natur noch eine eigene Seele hatte und der Wald von Geistern und anderen Gestalten bewohnt war. Doch gibt es einen Wermutstropfen: Da die Steine in der Vergangenheit immer wieder absichtlich beschädigt worden waren, wurden sie bereits vor Jahren komplett umzäunt. Besucher können Stonehenge also nur aus einiger Entfernung betrachten.
Besucher-Infos
Öffnungszeiten: in der Sommersaison bis Anfang September täglich von 9.30 bis 19 Uhr, im Winter von 9.30 bis 17 Uhr
Tickets und Eintrittspreise: Tickets für Stonehenge können online auf der Webseite von Englisch Heritage gebucht werden. Die Standardpreise für Erwachsene betragen ab 23,60 Britische Pfund (ca. 27,50 Euro), für Kinder 14,50 (16,90 Euro) und für Familien ab 38,10 (44,40 Euro).
Tipp: Sehenswert ist auch das Besucherzentrum, das in Filmen und Ausstellungen viel Wissenswertes über die 5000 Jahre alte archäologische Stätte vermittelt. Das Besucherzentrum liegt etwa zwei Kilometer von dem Stonehenge-Monument entfernt und kann entweder zu Fuß oder mit einer Shuttle-Bahn erreicht werden.
Anreise: Mit dem Zug zum Beispiel von London nach Salisbury (Fahrtzeit: ca. 1 h 20 min) und dann weiter mit dem Bus zum Besucherzentrum von Stonehenge. Alternativ Anreise mit dem eigenen Auto / Mietwagen oder organisierte Halbtages/Tagestour ab London.
(Mit Textauszügen von Friederike Ostermeyer)