1. Oktober 2014, 10:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie pflegen Wanderwege, jäten Unkraut im Wald, zählen seltene Tiere oder arbeiten als Senner: Bei verschiedenen Freiwilligen-Projekten in Österreich können sich Touristen für die Umwelt engagieren. Einen Tag lang oder den ganzen Urlaub. Der Trend nennt sich: Wwoofing.
Gegen Mittag werden die Arme langsam schwer. Die Sonne brennt vom Himmel, die Luft ist feucht und schwül – vor allem an den Forstwegen, an denen sich das Indische Springkraut, die Goldrute und der Sommerflieder wie eine Plage ausbreiten. „Diese Pflanzen sind eingeschleppt, sie sind nicht in unseren Wäldern heimisch“, sagt Lukas Rinnhofer, der als Ranger im österreichischen Alpenpark Karwendel arbeitet. Und damit diese Pflanzen sich nicht weiter in Kranebitten westlich von Innsbruck ausbreiten, ist er mit einer Gruppe von Freiwilligen im Wald unterwegs.
„Das ist oft das einzige Mittel gegen invasive Arten, die den heimischen Pflanzen den Lebensraum nehmen“, sagt er. Auch wenn der violette Sommerflieder gut riecht und den Bienen und Schmetterlingen einen Anlaufpunkt bietet, ist er keine Nahrungspflanze für die Insekten. „Der Sommerflieder überwuchert artenreiche Waldlichtungen innerhalb kurzer Zeit“, weiß Christina Thurner, die in Kranebitten lebt. Sie engagiert sich für den Erhalt der heimischen Arten und rupft in ihrer Freizeit immer wieder Neophyten aus, so der Fachbegriff für eingeschleppte Arten. Und sie weiß, wo sie stehen.
Auch interessant: Rezept für Kaspressknödel aus Österreich
Um das Springkraut mit seinen kugeligen Wurzeln aus der Erde zu ziehen, muss man sich zunächst durch Brombeerbüsche schlagen. „Es blüht schon, das ist gefährlich. Dann sät es sich aus“, sagt Ranger Rinnhofer. Der Stiel der Pflanze sieht aus wie eine schmale Rhabarberstange, er lässt sich leicht aus der Erde rupfen. Große Haufen des Unkrauts werden am Wegesrand aufgeschichtet und später abgeholt. Tiefer im Wald, an einer Felswand und in einer Klamm: der Sommerflieder. Büscheweise. Die Freiwilligen schneiden und sammeln. Der Ranger klettert auf die Felsen, um dort die nachwachsenden Zweige auszureißen. Dabei entdeckt er immer wieder Wespennester, Käfer, sogar einen Tausendfüßler. „Daran sieht man, dass die Natur weitgehend intakt ist“, sagt er.
Meinung Darum gehe ich nicht mehr in den Zoo
Ute Kranz auf Weltreise 9 Gründe, warum jeder eine Auszeit nehmen sollte
Angebote, Good News und Inspiration Für ausgewählte Reisen – Tui bietet Bonus bis zu 250 Euro
Volunteer-Jobs über die Naturpark-Websites
Der Alpenpark Karwendel schreibt, ebenso wie die anderen Tiroler Naturparks, seine Aktionen für freiwillige Helfer auf seiner Webseite www.karwendel.org aus. Touristen sind dabei ebenso willkommen wie Einheimische. Da geht es um Neophyten ebenso wie um die Pflege von Biotopen, die Erneuerung von Wegen oder darum, den Flussuferläufer zu beobachten. Auch die Almpflege steht immer wieder auf dem Programm. Das heißt: Weidezäune herrichten, eine Viehtränke bauen, Lawinen aufräumen.
In der Wachau in Niederösterreich helfen die Volunteers bei der Erhaltung des Naturparks Jauerling im Unesco-Welterbe Wachau. Hier lernen sie, wie die Bergwälder, Donau-Auen, Steinterrassen, Orchideenwiesen und Viehweiden gepflegt werden. Das Besondere beim Projekt Wachau Volunteer: Die jungen Leute, die aus verschiedenen Ländern nach Österreich kommen, werden in einer Schule untergebracht. Camp-Sprache ist Englisch. Zusammen mit einheimischen Teams gehen sie ihre Projekte an. In ganz Österreich gibt es Höfe, die zur Organisation „Wwoof – World wide opportunities on organic farms“ gehören. Das ist eine weltweite Bewegung von Freiwilligen, die auf biologischen Höfen für freie Kost und Logis mithelfen, um Erfahrungen im biologischen Land- und Gartenbau zu lernen. Sie melken etwa Kühe oder helfen bei der Ernte.
Die Arbeit der Freiwilligen wird sehr geschätzt, sagt Hermann Sonntag. Er ist Geschäftsführer des Alpenparks Karwendel, der verschiedene Freiwilligen-Aktionen organisiert und begleitet hat. Touristen und Einheimischen mache es Spaß, sich zu engagieren und etwas Sinnvolles für die Umwelt zu machen, sagt Sonntag. „Und nebenbei lernen sie noch etwas über die einzigartige Natur.“