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Nahost-Krieg, innenpolitische Lage, Terror ...

Wie sicher sind Reisen nach Tunesien aktuell?

Tunesien Sicherheit
Beitragsbild entfernen Kamelritte in der Sahara-Wüste sind eine Attraktion in Tunesien Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

1. März 2024, 10:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die Lage in Nahost bleibt nach dem Kriegsbeginn in Gaza im Oktober 2023 angespannt, was auch Auswirkungen auf andere Länder in der Region hat. Entsprechend stellen sich Menschen, die dorthin reisen möchten, oftmals die Frage, ob eine Reise zurzeit sicher ist. Geht es um Tunesien, kommen weitere Sicherheitsbedenken hinzu, allen voran die aktuelle politische Lage wirft mindestens Fragezeichen auf. Auch das Auswärtige Amt greift die Sicherheitsbedenken auf und rät von Reisen in bestimmte Regionen und Aktivitäten ab.

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Tunesien ist ein beliebtes Reiseziel der Deutschen in Nordafrika, das oftmals mit günstigen Pauschalreisen lockt. Urlaub in dem afrikanischen Staat bedeutet sommerliche Temperaturen und hübsche Strände, spannende Bauwerke und Kulturdenkmäler, einen Einblick in die tunesische Lebensart und nicht zuletzt spannende Ausflüge in die größte Trockenwüste der Erde, der Sahara. Millionen Urlauber kommen jedes Jahr nach Tunesien und genießen all die Reichtümer, die das Urlaubsland zu bieten hat. Auch in diesem Jahr und gerade jetzt, wo der europäische Winter noch nicht so recht weichen mag, klingen Sonne und Sand, Meer und Wärme für viele sicherlich gut. Manch einen zieht es gedanklich vermutlich bereits nach Tunesien. Doch einmal mehr umtreibt Reisende angesichts der aktuellen innen- und außenpolitischen Lage wohl auch diese Frage: Ist eine Reise nach Tunesien aktuell sicher?

Tunesien und die aktuelle Lage in Nahost

Angesichts des Israel-Kriegs und der angespannten Lage in Nahost stellt sich auch hinsichtlich Reisen nach Tunesien die Frage nach der Sicherheit. Zwar ist Tunesien nicht direkt in den Krieg involviert, die pro-palästinensische Ausrichtung ist aber klar. Und nicht nur das, der Hass gegen Israel ist groß. Das machte der tunesische Staatspräsident Kais Saied unter anderem in einer „Brandrede gegen das ,zionistische Gebilde’“ deutlich, in der er zur Befreiung Palästinas aufrief, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ im November berichtete. Auch ein tunesischer Gesetzentwurf, wonach Verbindungen nach Israel zukünftig Hochverrat bedeuten sollen, wie etwa WELT berichtete, verdeutlicht, wie aufgepeitscht die Stimmung gegenüber Israel ist. Auch die Wut auf den Westen ist groß.

Dazu schreibt das Auswärtige Amt (AA): „Aufgrund der aktuellen Situation im Nahen Osten kann es in Tunesien verstärkt zu Demonstrationen kommen“. Es hält Deutsche vor Ort an, Demonstrationen und Menschenansammlungen weiträumig zu meiden. Außerdem rät es, sich mittels lokaler und sozialer Medien zu informieren und den „Anweisungen lokaler Sicherheitskräfte“ zu folgen.

Tunesiens unsichere innenpolitische Lage

Demonstrationen gibt es in Tunesien aber längst nicht nur gegen Israel oder Unterstützer des israelischen Staats. Auch die Regierung selbst steht häufiger im Zentrum von Protestkundgebungen. „Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften können dabei nicht ausgeschlossen werden“, schreibt das Auswärtige Amt. Das Zentrum der Demonstrationen ist oftmals das Stadtzentrum der Hauptstadt Tunis, insbesondere an den Wochenenden. Hinzu kommt, dass sich zuletzt auch die Stimmung gegen Ausländer verschlechterte. Im Juli 2023 etwa habe es „gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und Migranten“ in Sfax gegeben, heißt es beim AA.

Der tunesische Präsident Saied ist seit 2019 im Amt, 2021 löste er das Parlament auf und hob die Gewaltenteilung auf. „Zunehmende Machtkonzentration beim Präsidenten, Verhaftungen von Medienschaffenden und Oppositionellen, rassistische Diskurse und Rückgriffe auf Verschwörungsmythen, um seine Gegnerschaft politisch zu schwächen“ sind die Mittel, die Saied nach einem Beitrag des „German Institutes for Global and Area Studies“, kurz GIGA, seither nutzt. Die Hinwendung zur Autokratie und insbesondere die Verhaftungen von Oppositionellen wird auch von deutschen Medien ebenso wie von Nichtregierungsorganisitionen (NGO) angeprangert.

Entsprechend kann auch die kriselnde innenpolitische Lage Einfluss auf Urlauber haben. Eine Reise nach Tunesien kann in der Folge nicht als uneingeschränkt sicher eingestuft werden.

Terror und zu meidende Gebiete

Neben der stark aufgeladenen anti-israelischen Haltung und den innenpolitischen Problemen, sind es in Tunesien auch terroristische Anschläge, die Auswirkungen auf einen Urlaub im Land haben können. Zuletzt gab es am 9. Mai 2023 einen Anschlag an der Synagoge La Ghriba auf der tunesischen Insel Djerba. Und das ist nur der letzte in einer langen Reihe von Anschlägen, die zwischen 2018 und 2020 sowie 2015 das Land in Alarmbereitschaft versetzten und bei Urlaubern die Frage aufwarfen, ob und wenn ja, wo ein Urlaub in Tunesien noch sicher sei (TRAVELBOOK berichtete). Zwar verstärken die tunesischen Sicherheitskräfte ihre Präsenz saisonbedingt in den Touristengebieten, das Auswärtige Amt sieht aber weiterhin „ein erhöhtes Risiko“ für Terroranschläge.

Sehr klar rät es von Reisen in bestimmte Regionen ab. So etwa in „das Gebiet südlich beziehungsweise südöstlich der Linie, die von der Grenze zu Algerien über Tozeur/ Nafta, Douz, Ksar Ghilane, Tataouine bis Zarzis führt“. Gefährlich sind auch Reisen abseits der Touristenzentren am Rande der Sahara und in Grenzgebiete. Hier bestehe ein erhöhtes Risiko, Opfer von Entführungen zu werden. Insbesondere die Lage in und um Ben Guerdane sei sehr angespannt und die Militär- und Polizeipräsenz entsprechend aufgestockt worden. Außerdem rät das AA davon ab „in das unmittelbare Grenzgebiet zu Algerien, (…) insbesondere (…) im Bereich von El Aioun bis und einschließlich der Provinz Kasserine“ zu reisen. Hier könne es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit terroristischen Gruppen kommen. Zusätzlich drohe Gefahr durch Minen. Auch die aktuelle „Risk Map“ schätzt die Grenzgebiete Tunesiens als Orte mit einem „hohen Sicherheitsrisiko“ ein. Das Auswärtige Amt rät zudem, nicht organisierte Wüstentouren zu vermeiden.

Kriminalität, Verkehr und Naturkatastrophen

Hinsichtlich der Kriminalität im Land warnt das Auswärtige Amt vor Einbrüchen und Diebstählen. Gerade Taschen würden entrissen oder gestohlen, zudem bestehe Gefahr vor Kriminalität in Zusammenhang mit Kreditkarten. In Acht nehmen solle man sich zudem vor privaten Anbietern von Ausflügen, die oftmals „keine ausreichende rechtliche Absicherung bieten und keiner Qualitätskontrolle unterliegen.“ Auch aggressives Betteln und falsche Guides seien weit verbreitet.

Während die Verkehrsinfrastruktur in größeren Städten und auf Überlandverbindungen gut sei, bestehe jedoch eine erhöhte Unfallgefahr durch missachtete Ampeln oder Verkehrsregeln, Tiere und Menschen auf den Straßen sowie fehlende Rücksichtnahme. Auf Reisen auf dem Landweg nach Einbruch der Dunkelheit solle verzichtet werden, schreibt das AA.

Hinsichtlich des Wetters besteht in Tunesien vor allem in den Wintermonaten Gefahr durch Überschwemmungen. Außerdem gibt es mitunter Erdbeben und Tsunamis. Besonders in der Sahara ist angesichts des sehr heißen Wüstenklimas Vorsicht geboten, hier kann es auch zu Staub- und Sandstürmen kommen.

Wie sicher ist Tunesien für LGBTQ+-Personen?

Die Antwort ist recht klar: nicht sicher. Denn: „Gleichgeschlechtliche Sexualbeziehungen sind verboten und können in Tunesien strafverfolgt werden“, wie das Auswärtige Amt schreibt. Entsprechend sollten Zuneigungsbekundungen in der Öffentlichkeit vermieden werden. Gleiches gilt übrigens auch für nicht-gleichgeschlechtliche, besonders aber nicht-verheiratete Paare. Je nach Art und Ausmaß ist auch hier eine strafrechtliche Verfolgung „wegen Unzucht oder Erregung öffentlichen Ärgernisses“ möglich. Auch Ehebruch ist in Tunesien strafbar.

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Das sollten Sie bei einem Tunesien-Urlaub beachten

Das Auswärtige Amt hat in seinen Sicherheitshinweisen zu Tunesien etliche Ratschläge veröffentlicht, denen man angesichts dieser diversen Gefahrenherde Folge leisten sollte. TRAVELBOOK zeigt die wichtigsten in der Zusammenfassung:

  • Informieren Sie sich gut über die politische Lage und Demonstrationen und halten Sie sich an die Anweisungen der örtlichen Sicherheitskräfte.
  • Meiden Sie Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen, ebenso wie Demonstrationen.
  • Seien Sie bei Reisen in nicht touristisch erschlossene Gebiete besonders wachsam und vermeiden Sie die oben genannten Regionen.
  • Unternehmen Sie Ausflüge und Offroad-Touren in Wüstengebiete nur organisiert und in einer Gruppe mit landeskundigen Reiseführern.
  • Führen Sie Ihre Ausweispapiere beziehungsweise Kopien davon ständig mit sich. So können Sie gegebenenfalls nachweisen, dass Sie sich legal in Tunesien aufhalten.
  • Achten Sie auf Ihre Wertsachen und nehmen Sie nur das Nötigste mit.
  • Seien Sie bei ungewohnten Kontaktversuchen wachsam und teilen Sie keine Daten von sich mit, bevor Sie sich nicht der Glaubwürdigkeit versichert haben.
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