8. Oktober 2013, 8:30 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Über 2.000 Kilometer erstreckt sich Marokko vom Mittelmeer im Norden bis an den Rand der Sahara im Süden. Das afrikanische Land ist mit seinen fruchtbaren Tälern, bizarren Wüstenlandschaften, den wunderschönen Küsten, faszinierenden Städten und gewaltigen Gebirgszügen so abwechslungsreich wie ein ganzer Kontinent. TRAVELBOOK hat Marokko ganz speziell erfahren.
Mietwagen, Bus, Bahn – es gibt viele Arten, in Marokko von A nach B zu kommen. Keine aber ist so landestypisch wie ein Sammeltaxi zu nutzen – und bei keiner lernt man Land und Leute besser kennen.
Tag 1: Ankunft in Casablanca
Ausgangspunkt unserer Rundreise ist Casablanca. Im pulsierenden Wirtschaftszentrum Marokkos und mit 3,7 Millionen Einwohnern der größten Stadt des Landes geht es ziemlich modern zu. Vielen ist die Stadt durch den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1942 mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart ein Begriff. Nur gedreht wurde hier keine einzige Szene – die Handlung aus dem Zweiten Weltkrieg spielt zwar in der marokkanischen Stadt – der komplette Film ist jedoch in Hollywood entstanden.
Hauptsehenswürdigkeit in Casablanca ist die gewaltige, 25.000 Menschen fassende Hassan-II.-Moschee mit ihrem 210 Meter hohen Minarett. Nach einem Strandspaziergang mit Bilderbuch-Sonnenuntergang und einer leckeren Tajine – dem traditionellen Schmorgericht mit Couscous – schlafen wir uns fit für den Beginn der Rundreise am nächsten Tag.
Tag 2: Fahrt in die Hauptstadt Rabat
Dutzende alte Mercedes Benz stehen im Viertel Bouchentouf dicht gedrängt auf einem großen Platz, der Station de Grand Taxi. Die alten deutschen Limousinen sind wegen des trockenen Klimas in Marokko erstaunlich gut in Schuss, kaum ein Rostfleck zeigt sich auf den cremeweißen Karosserien. In dem ganzen Gedränge gibt es zum Glück einen Platzwart, der Fahrgäste zum richtigen Gefährt bringt.
Die Fahrt nach Rabat, Marokkos Hauptstadt und Sitz des Königs an der Atlantikküste, dauert nur etwa eine Stunde und kostet uns umgerechnet etwa 3,60 Euro pro Person. Das Taxi ist voll besetzt – vier Leute hinten, zwei vorne. Für das Gepäck ist kein Platz im Auto, es kommt, mehr oder weniger fachgerecht verschnürt, aufs Dach.
Rabat zählt neben Marrakesch, Fès und Meknès zu den vier Königsstädten des Landes. Die Kasbah, die Altstadt von Rabat mit ihren blau-weiß-getünchten Häusern, ist fast vollständig von einer alten Stadtmauer umgeben. Außerdem sehenswert: die prächtigen Wohnhäuser in der kolonialen Neustadt, die Ausgrabungsstätte Chellah außerhalb des Zentrums und das gewaltige Mausoleum von Sultan Mohamed V., das König Hassan II. zum Gedenken an seinen 1961 verstorbenen Vater errichten ließ.
Tag 4: Fahrt in die „Weiße Stadt“ Tanger
An der Atlantikküste geht die Fahrt weiter ins 250 Kilometer entfernte Tanger. Die Altstadt schmiegt sich mit ihren weiß getünchten Häusern an einen Berghang hoch über dem Meer. Auf und ab geht es in engen Gassen und über verwinkelte Treppenstufen. Belohnt wird die Mühe mit atemberaubenden Ausblicken auf das gegenüberliegende Gibraltar. Wer kann, sollte im „Hotel Continental“ übernachten, das 1885 erbaut wurde und früher Berühmtheiten aus aller Welt beherbergte. Das Flair vergangener Zeiten spürt man in dem an einem Hang nahe der Medina erbauten Hotel noch heute – und der grandiose Blick auf den Hafen ist einzigartig. Unbedingt im Hafen fangfrischen Fisch essen.
Tag 6: Fahrt nach Fès
Erstmals verlassen wir die Küste und fahren ins Landesinnere, ins 300 Kilometer entfernte Fès. Die Medina der ältesten Königsstadt Marokkos gilt mit 2,8 Quadratkilometer als die größte in ganz Nordafrika. In den labyrinthartigen Gassen kann man wie nirgendwo sonst traditionelles marokkanisches Handwerk bewundern. Wer wenig geruchsempfindlich ist, sollte im Nordosten der Altstadt eine der alten Ledergerbereien besuchen. In riesigen Steinbottichen werden hier Schaf-, Ziegen-, Kuh- und Kamelleder seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise gegerbt – mit Taubenkot. Der Gestank auf der Aussichtsplattform ist so penetrant, dass man ein Minzblatt dagegen gereicht bekommt.
Der verwinkelte Souk ist in verschiedene Bereiche eingeteilt und man weiß kaum, wohin man zuerst schauen soll: Kunsthandwerk, Stickereien, Pantoffeln, Lederschmuck und -schuhe, Gewürze, Henna und andere Naturkosmetik, Teppiche, Lampen und und und… Dazwischen hängen abgetrennte Schafsköpfe, Feigen stapeln sich neben marokkanischen Süßspeisen, Garküchen bieten mit ihrer Ware die Qual der Wahl.
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Tag 8: Ab in die Wüste
Für den nächsten Teil der Reise bietet es sich an, in Fès einen Mietwagen zu leihen und diesen später in Marrakesch wieder abzugeben. Fahren Sie zeitig los, denn bis zum Zielort Erfoud am Rand der Sahara sind es etwas mehr als 410 Kilometer. Das 25.000-Einwohner-Städtchen Erfoud ist der Hauptort des Tafilalt, der größten Oase Marokkos. Von dort aus kann man Touren in die Wüste unternehmen, zum Beispiel zu den Sanddünen des Erg Chebbi bei Merzouga. Manche Anbieter vor Ort bieten mehrtätige Kameltouren mit Übernachtung im Beduinenzelt mitten in der Wüste an. Das lohnt schon allein wegen des grandiosen Sternenhimmels.
Tag 10: Fahrt nach Ouarzazate
Die etwa 350 Kilometer weite Strecke nach Ouarzazate ist gesäumt von zahlreichen Oasen und kleinen Dörfern. Von der Stadt mit seiner schönen Kasbah aus hat man einen tollen Blick auf das Atlasgebirge und das fruchtbare Drâa-Tal, wohin sich Ausflüge mit dem Mietwagen lohnen.
Tag 11: Weiter in die Königsstadt Marrakesch
Für die rund 200 Kilometer nach Marrakesch benötigt man ungefähr drei Stunden. Schon jetzt kann man sich darauf freuen, den restlichen Tag auf dem zentralen Platz der Altstadt zu verbringen, dem Djemaa el Fna. Hier herrscht in den Abendstunden eine ganz besondere Atmosphäre, wenn die vielen Straßenkünstler, Gaukler, Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer den Platz in ein buntes Treiben verwandeln und der Duft der Garküchen in der Luft liegt.
Überhaupt liegt über der rund eine Million Einwohner zählenden Stadt Marrakesch mit der verwinkelten Medina und dem riesigen bunten Souk der Zauber von 1001 Nacht. Die Altstadt mit dem unverkennbaren Minarett der Koutoubia-Moschee gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zahlreiche Künstler aus dem Ausland haben die Medina von Marrakesch in den vergangenen Jahren für sich entdeckt und die traditionellen Riads nach ihren romantischen Vorstellungen vom Orient hergerichtet.
Der ausgedehnte Souk mit seinen duftenden Gewürzständen, traditionellen Lederwaren und schmiedeeisernen Lampen lädt zu ausgedehnten Einkaufstouren ein. Dabei ist Handeln ausdrücklich erwünscht!
Tag 13: Fahrt nach Essaouira
Von Marrakesch geht es wieder mit dem Sammeltaxi weiter, zurück an die Atlantikküste nach Essaouira. Das wunderschöne Hafenstädtchen mit seinen blau und weiß bemalten Häusern und der autofreien Medina wird die letzte Station unserer Reise sein. In den gemütlichen Gassen und an den schönen Stränden der Stadt kann man die Eindrücke der vergangenen Tage nochmal Revue passieren lassen.
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Tag 15: Fahrt zum Flughafen nach Agadir
Etwa 2,5 bis 3 Stunden benötigt der Taxifahrer für die knapp 180 Kilometer lange Strecke entlang der Atlantikküste bis nach Agadir. Die Touristenstadt mit ihren vielen Bettenburgen ist für einen längeren Aufenthalt nicht unbedingt lohnenswert – es sei denn, man möchte hier noch einen Badeurlaub anschließen.