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Geografische Nähe zu Libanon und Israel

Wie sicher sind Reisen nach Zypern aktuell?

Kerýnia/ Girne auf Zypern
Sind Reisen nach Zypern angesichts des sich zuspitzenden Nahostkonflikts noch sicher? Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

10. Oktober 2024, 10:05 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Der Nahostkonflikt spitzt sich immer weiter zu, mehr und mehr Akteure beteiligen sich an dem Konflikt in der Region, der im Oktober 2023 mit einem groß angelegten Angriff der Hamas auf Israel begann. Wegen seiner geografischen Nähe zu Libanon und Israel gerät auch Zypern in den Blickpunkt. Reisende in den EU-Staat fragen sich, ob ein Aufenthalt dort aktuell noch sicher ist.

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Zypern ist mit seinem warmen Mittelmeerklima, den malerischen Stränden und spannenden Kulturstädten ein beliebtes Reiseziel. Nicht zuletzt ist die Insel im östlichen Mittelmeer das heißeste (wenn auch nicht durchschnittlich wärmste) Land der EU (TRAVELBOOK berichtete) und bietet angesichts seiner bewegten Geschichte auch jenen ein lohnenswertes Urlaubsziel, die mehr an Geschichte und Kultur als an Strand und Meer interessiert sind. Angesichts der geografischen Nähe Zyperns zu Libanon und Israel stellt sich jedoch die Frage, ob eine Reise zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt sicher ist. Eine Einordnung.

Zypern und die aktuelle Lage in Nahost

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, den das Land mit einem umfassenden Krieg in Gaza beantwortete, spitzt sich die Lage im Nahen Osten immer weiter zu. Im April 2024 griff Iran Israel direkt an, im August übte die libanesische Hisbollah-Miliz einen Vergeltungsschlag gegen Israel aus. Und so geht es immer weiter mit den Schlägen zwischen den Akteuren im Nahen Osten. Aktuell weitet Israel seine Offensive in Libanon aus. Ein Ende des immer weitere Kreise ziehenden Konflikts scheint nicht in Sicht. Entsprechend groß sind die Sicherheitsbedenken für Reisen in die Region, besonders auch in angrenzende Länder. So stellen sich etwa Reisende nach Zypern, gerade angesichts der verschärften Lage in Libanon, nun die Frage, ob eine Reise noch sicher ist.

Lage von Zypern auf der Karte

Zypern liegt im östlichen Mittelmeer und ist das EU-Land, das geografisch am nächsten zur Krisenregion mit Israel, Gaza und Libanon liegt. Gerade einmal rund 250 Kilometer trennen Zypern vom Norden Israels, Flüge von Tel Aviv auf die EU-Insel dauern nur eine knappe Stunde. Libanon ist mit knapp über 160 Kilometern noch näher, rund 40 Minuten dauert ein Flug von Beirut. Die Kriegsschauplätze liegen quasi direkt vor der Haustür. Doch welchen Effekt hat das auf die drittgrößte Mittelmeerinsel? Und wie steht Zypern selbst zu dem Konflikt?

Zypern beteuert Neutralität und Hilfsabsichten

Zypern ist aktuell nicht direkt in den Nahostkonflikt involviert und beteuert laut verschiedenen Medienbeiträgen, unter anderem des „Guardian“, stets seine Neutralität. Angesichts seiner geografischen Nähe zu den Konfliktländern dient Zypern vielmehr als Zufluchtsort für Flüchtlinge. Bereits zu Anfang des Konflikts flohen Israelis auf die Mittelmeerinsel, wie der „Guardian“ berichtete. Außerdem wurde ein Seekorridor für den Transport von Hilfsgütern nach Gaza eingerichtet. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat die Republik Zypern zudem „einen detaillierten Plan in Kraft gesetzt, um mögliche Evakuierungen von Bürgern aus der EU und anderen Staaten im Falle einer weiteren militärischen Eskalation im Libanon zu unterstützen.“ Sollte der Flughafen in Beirut geschlossen werden, können Fähren eingesetzt werden, um Ausreisewillige aus dem Libanon in die zyprischen Hafenstädte Limassol und Larnaka zu bringen. So konnten bereits seit Anfang des Gaza-Krieges immer wieder Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Das Auswärtige Amt hat Reisewarnungen für Teile Ägyptens, Israel und die Palästinensischen Gebiete sowie für Libanon ausgesprochen. Vor Reisen nach Zypern warnt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht.

Eine Auswirkung des Krieges, die auch Touristen auf Zypern zu spüren bekommen könnten, sind GPS-Störungen. Diese setzt Israel gezielt gegen seine Gegner ein und sie stören teilweise die GPS-Systeme in der ganzen Region rund um das östliche Mittelmeer. Betroffen sind neben Israel und Zypern auch der Süden der Türkei, Syrien und Libanon. Auch der Flugverkehr kann davon betroffen sein, wie etwa die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ berichtete.

Insel-Teilung

Ein innenpolitisches Thema, das in der Vergangenheit zu Konflikten führte und vielleicht auch bei dem ein oder anderen Zypern-Urlauber die Frage aufwirft, ob eine Reise sicher ist, ist die faktische Teilung der Insel. Zypern ist seit 1974 zweigeteilt: Den Norden der Insel beansprucht die Türkei für sich, während der griechische Süden als Republik Zypern seit 2004 Teil der Europäischen Union ist. Die Republik Zypern ist international anerkannt, der von der Türkei besetzte und als „Türkische Republik Nordzypern“ bezeichnete Nordteil wird nur von der Türkei anerkannt.

Die beiden Landesteile sind durch eine Demarkationslinie getrennt. Die Pufferzone zwischen Nord und Süd ist militärisches Sperrgebiet und laut Auswärtigem Amt (AA) teilweise vermint. Das AA rät allen, die sich dem Gebiet nähern, zur Vorsicht und warnt davor, „die seeseitige Verlängerung der Demarkationslinie schwimmend oder mit Booten zu überqueren“. In der Nähe der Teilungsgrenze sowie ihrer Pufferzone und auch bei militärischen Einrichtungen überall auf der Insel herrscht zudem absolutes Fotografierverbot. Nicht immer ist das durch Schilder gekennzeichnet.

Die Überquerung der Demarkationslinie an bestimmten Übergängen und damit Reisen in den Nord- und den Südteil Zyperns sind generell für EU-Bürger möglich, schreibt das Auswärtige Amt. Allerdings betrachte die zyprische Regierung, „die Nutzung der See- wie auch der Flughäfen im Norden der Insel (…) grundsätzlich als strafbare illegale Einreise“.

Das Schweizer Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten schreibt in seinen Reisehinweisen zu Zypern: „Die politische Lage auf der Insel Zypern kann als relativ stabil bezeichnet werden.“ Es gebe jedoch „soziale Spannungen, die periodisch zunehmen und zu Ausschreitungen und anderen Gewalttaten führen können.“ Deshalb sollten sich Reisende von Demonstrationen und großen Menschenmengen fernhalten.

Kriminalität, rechtliche Besonderheiten und LGBTQ+

Die Kriminalitätsrate auf der Insel sei niedrig, schreibt das AA. In touristischen Gebieten muss mitunter mit vereinzelten Taschen- und Trickdiebstählen gerechnet werden.

Generell sind sexuelle Handlungen gleichgeschlechtlicher Partner nicht strafbar, die soziale Akzeptanz sei jedoch gering, schreibt das Auswärtige Amt. Auch Nacktbaden sowie anderweitiges Entblößen intimer Körperstellen seien verpönt.

Natur, Klima und Gesundheit

Zyperns Klima ist mediterran und die Insel ist einer der heißesten Orte in Europa. Wie in vielen anderen südeuropäischen Regionen muss im Sommer auch auf Zypern mit Wald- und Buschbränden gerechnet werden. Davon sind auch die Tourismusgebiete betroffen. Von August bis November besteht außerdem Gefahr durch schwere Herbststürme. Und da Zypern in einer seismisch aktiven Zone liegt, kann es zu leichten Erdbeben kommen.

Im Norden Zyperns, genauer in Esentepe (Agios Amvrosius) im Kyrenia-Distrikt, besteht ein geringes Risiko, sich mit Malaria zu infizieren. Auch HIV/Aids ist auf Zypern ein Thema, ebenso wie Durchfallerkrankungen und das West-Nil-Fieber. Letzteres wird durch tagesaktive Mücken übertragen. In den Sommermonaten kann es zu saisonalen Ausbrüchen kommen, heißt es beim AA.

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Das sollten Sie bei einem Urlaub in Zypern beachten

Wer eine Reise nach Zypern plant, sollte sich über das aktuelle Geschehen im Nahen Osten sowie im Land auf dem Laufenden halten, da sich Lagen schnell ändern können. Auch dann, wenn Zypern aktuell sicher erscheint. Informieren Sie sich in lokalen und internationalen Medien und seien Sie generell achtsam.

Das Auswärtige Amt hat zudem eine Reihe an Ratschlägen für einen sicheren Aufenthalt in Zypern veröffentlicht. TRAVELBOOK fasst die wichtigsten kurz zusammen:

  • Informieren Sie sich über die politische Lage, ebenso wie Wetterwarnungen. Achten Sie besonders auch auf Meldungen zu Busch- und Waldbränden und meiden Sie die betroffenen Gebiete.
  • Achten Sie gut auf Ihre Wertsachen, Ihr Geld und wichtige Dokumente.
  • Beachten Sie Verbote, Hinweisschilder und Warnungen lokaler Behörden.
  • Trinken Sie nur Wasser sicheren Ursprungs, kein Leitungswasser. Auch zum Zähneputzen und Geschirrspülen sollte Trinkwasser verwendet werden.
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