10. Mai 2017, 18:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bormida ist ein idyllisches Dorf in der italienischen Region Ligurien, das Meer ist nicht weit weg. Und doch hat Bormida ein Problem, mit dem viele italienische Gemeinden zu kämpfen haben: Bevölkerungsschwund, die Einwohnerzahl verringert sich immer mehr. Mit einer ungewöhnlichen Aktion will der Bürgermeister nun mehr Zuwanderer in sein Dorf locken, und die ist so erfolgreich, dass sich Bormida vor Anfragen nun kaum retten kann…
Etwa 50 Häuser, eine hübsche Kirche, drei Restaurants, ein Postamt und eine Apotheke, das Ganze umgeben von viel Natur: Das ligurische Dorf Bormida hat eigentlich alles, was man zum Leben braucht. Das Mittelmeer liegt auch nur 25 Kilometer entfernt – allerdings Luftlinie. Und hierin liegt wohl einer der Gründe, warum so viele dieser Idylle den Rücken gekehrt haben: Denn um mit dem Auto an die Küste und damit auch in die nächstgrößere Stadt Savona zu kommen, benötigt man eine knappe Stunde.
Hier gratis für den Newsletter von Deutschlands größtem Online-Reisemagazin anmelden!
Seit 1950 hat sich die Einwohnerzahl von Bormida halbiert, vor allem die Jüngeren sind auf der Suche nach Arbeit gegangen. Nur noch rund 400 Menschen leben heute noch hier, und wenn die Gemeinde nicht einen Bürgermeister wie Daniele Galliano hätte, wären es inzwischen wohl noch weniger. Schon vor drei Jahren ließ Galliano laut einem Bericht der italienischen Zeitung „Il Messagero“ die Mieten für Wohnhäuser, die der Gemeinde gehören, deutlich senken, um neue Einwohner ins Dorf zu locken. Private Eigentümer einer leerstehenden Immobilie wurden ebenfalls dazu aufgerufen, den angestrebten Mietpreis zu senken; im Gegenzug erhalten sie deutliche steuerliche Vorteile.
Auch interessant: Italiens schönstes Dorf verschenkt seine Häuser
Zwischen 50 und maximal 120 Euro zahlt man jetzt maximal für eine Wohnung oder ein Haus in Bormida, und obwohl in den drei Jahren seit dem Start dieser Initiative mehr als 50 Menschen aus Bormida weggezogen oder gestorben sind, hat das Dorf durch viel Zuzüge inzwischen sogar mehr Einwohner als noch 2013. Doch mit diesem Erfolg will sich der Bürgermeister nicht zufrieden geben, wie sein neuestes Projekt zeigt.
2000 Euro für jeden neuen Zuwanderer
Der Plan: Wer sich dazu entschließt, in Bormida eine Immobilie zu mieten oder zu kaufen und seinen Wohnsitz hierher verlegt, bekommt von der Gemeinde einen einmaligen Bonus von 2000 Euro. Das Interesse ist riesig – auf einen entsprechenden Facebook-Post, in dem Galliano auf die Aktion aufmerksam gemacht macht, reagierten mehr als 2000 Menschen aus aller Welt mit Anfragen, ein Großteil davon überraschenderweise aus Brasilien. „Ich bin Brasilianer, meine Frau hat italienische Wurzeln“, schreibt etwa ein Facebook-Nutzer und ergänzt: „Bormida scheint der perfekte Ort zu sein, um unseren Sohn Nicola aufzuziehen! Wir wollen Ihr Dorf lieben und zu seinem Wachstum beitragen.“ Ein anderer fleht regelrecht: „Bitte, sagen Sie mir, wie ich teilnehmen und in Ihr Dorf ziehen kann!“
Bonus kommt frühestens 2018
Unzählige Menschen haben sich auch direkt an die Gemeinde gewandt, nachdem sie in der Zeitung von der Aktion gelesen hatten: „Wie danken den vielen Personen, die uns angerufen, geschrieben oder persönlich vorbeigekommen sind, um sich zu informieren“, heißt es auf der Website der Gemeinde. Im Moment handele es sich allerdings nur um ein Projekt und man hoffe, das Ganze im Jahr 2018 mit Unterstützung der Region Ligurien realisieren können.
Auch interessant: Italienisches Dorf wird bei Ebay versteigert
Biccari in Apulien Italienisches Dorf verkauft bezugsfertige Immobilien zum Spottpreis – Liste der Häuser da!
Gangi in Sizilien Italiens schönstes Dorf verschenkt seine Häuser
Was man dafür tun muss Italienische Küstenstadt verkauft Wohnungen für 1 Euro
Mehr als 17.000 Interessenten!
Das Interesse an den günstigen Wohnungen und dem 2000-Euro-Bonus, über den mittlerweile zahlreiche internationale Medien schreiben, ist offenbar so groß, dass der Bürgermeister inzwischen alle entsprechenden Facebook-Posts von seiner Seite gelöscht und stattdessen am Mittwochmorgen folgendes Statement veröffentlicht hat: „Das hier wird mein letzter Post sein, und ich hoffe er sorgt für Klarheit. Mein Idee muss ich noch der Region Ligurien präsentieren, mit der ich bereits in Kontakt bin, und dann geht es auf die nationale Ebene. Die Nachricht wurde jedoch falsch verbreitet und in alle Welt gestreut.“ Mehr als 17.000 Menschen hätten sich inzwischen gemeldet, dabei gebe es auch in seinem Dorf eine Wirtschaftskrise. „Es ist nicht möglich, jedem zu helfen.“ Er danke jedoch allen für ihr Interesse.
Heißt konkret: Ob der 2000-Euro-Bonus wirklich kommen wird, ist noch völlig offen. Und die restlichen besonders günstigen Wohnungen werden wohl, so konnte man es einem inzwischen auch gelöschten Post des Bürgermeisters entnehmen, an Personen aus der Gegend vergeben werden. Immerhin ist das vormals völlig unbekannte Bormida durch die ganze Aktion weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannt geworden – und vielleicht verirrt sich demnächst ja mal der ein oder andere Tourist ins Hinterland Liguriens, um das Dorf zu sehen, das über Nacht berühmt wurde.