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Ankündigung durch Reiseveranstalter

Nordkorea will sich im Winter 2024 wieder für Tourismus öffnen

Blick auf Pjöngjang: Das weitgehend isolierte Nordkorea will sich im Winter 2024 wieder für Tourismus öffnen. Doch ist eine Reise dorthin überhaupt vertretbar?
Das weitgehend isolierte Nordkorea will sich im Winter 2024 wieder für Tourismus öffnen. Doch ist eine Reise dorthin überhaupt vertretbar? Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

4. Oktober 2024, 6:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zwei chinesische Reiseveranstalter sorgen mit einer Ankündigung im Netz für Aufsehen. Demnach will sich Nordkorea nach jahrelanger Abschottung im Zuge der Covid-Pandemie im Winter 2024 erstmals wieder für Touristen öffnen. Das gilt wohl vorerst aber nur für vom Land ausgewählte Personen. TRAVELBOOK erklärt, was man vor einer Reise in die Diktatur wissen sollte.

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Es war eine Meldung, die auch internationale Medien im August 2024 aufgriffen: Wie zwei chinesische Reiseveranstalter im Netz verlauten ließen, will sich Nordkorea im Winter 2024 wohl erstmals seit mehr als vier Jahren wieder für den internationalen Tourismus öffnen. Demnach soll vermutlich erst einmal nur ein Teil des Landes wieder für Reisende zugänglich gemacht werden, sukzessive könnte dann aber auch der Rest folgen. Deutsche Abenteurer sollten sich vorerst dennoch keine allzu großen Hoffnungen machen. TRAVELBOOK hat alle wichtigen Infos zu einer Reise nach Nordkorea.

Wie der chinesische Veranstalter „Koryo Group“ auf seiner Website mitteilt, hätten deren Partner in Nordkorea verlauten lassen, dass ein Teil des Landes ab dem Winter 2024 wieder besucht werden könne. Dabei handelt es sich um die Stadt Samjiyon, einen beliebten Wintersportort vor allem bei chinesischen Touristen. Da es von Peking aus eine der wenigen Flugverbindungen nach Nordkorea gibt, machten diese vor der strengen Abschottung des Landes im Zuge der Corona-Pandemie einen Großteil der Urlauber aus. Mehr als vier Jahre war Nordkorea nun von der Außenwelt quasi vollständig abgeschnitten, nachdem es bereits im Januar 2020 als erstes Land weltweit seine Grenzen für Ausländer geschlossen hatte.

Vorerst nur „befreundete Nationen“

Samjiyon ist auch wegen seiner Nähe zum Mount Paektu von Interesse. Einem Vulkan, der sowohl Nord- als auch Südkoreanern heilig ist. In der Folklore gilt er als Geburtsort des koreanischen Volkes. Wie „Koryo Group“ mitteilte, gäbe es für den Rest des Landes noch keine verlässlichen Informationen. Es sei aber wahrscheinlich, dass man bald auch wieder überall in Nordkorea reisen könne. Laut „CNN“ gelte dies wohl zunächst aber keinesfalls für alle Reisenden weltweit, sondern zunächst einmal nur für „befreundete Nationen“, womit vor allem China und Russland gemeint sein dürften. Nordkoreas Führer Kim Jong-un hatte in der Vergangenheit demnach bekundet, er würde Touristen aus diesen Ländern priorisieren.

Theoretisch ist es auch deutschen Staatsbürgern in der Vergangenheit möglich gewesen, nach Nordkorea zu reisen. Nach einem Blick auf die Seite des Auswärtigen Amtes stellt sich aber durchaus die Frage, ob man das denn überhaupt wollen würde. Denn die isolierte Volksrepublik ist sicher kein Ziel für den nächsten Pauschalurlaub. So heißt es auf der Website des AA unter anderem: „Ausländern wird seitens der koreanischen Bevölkerung außerhalb reglementierter Begegnungen mit Misstrauen begegnet. Insbesondere bei Versuchen einer selbstständigen Erkundung kommt es häufig zu Zwischenfällen. Hierbei kann es auch dazu kommen, dass die betreffenden Personen durch Sicherheitskräfte festgesetzt werden.“

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Ist eine Reise nach Nordkorea ethisch vertretbar?

Individuell als Tourist nach Nordkorea zu reisen ist zudem vollkommen unmöglich. Jeder Antrag auf ein Visum, das zur Einreise genau wie ein gültiger Reisepass zwingend notwendig ist, muss vorher von der nordkoreanischen Botschaft (in Berlin) abgesegnet werden. Bei touristischen Reisen regelt der Veranstalter diesen Vorgang. Im Land selbst darf man sich nur in Begleitung bzw. unter Überwachung von einheimischen Reiseführern und Dolmetschern bewegen. „Nicht alle Regionen sind für Ausländer zugänglich. Besuche außerhalb der Hauptstadt sind grundsätzlich genehmigungspflichtig. Unkontrollierte Kontakte mit Einheimischen sind praktisch unmöglich und der Bevölkerung unter Strafandrohung untersagt. Individualtourismus europäischen Zuschnitts gibt es nicht. Die touristische Infrastruktur ist auch in den zugänglichen Gebieten stark unterentwickelt.“

Natürlich muss man sich auch die Frage gefallen lassen, ob eine Reise in eine Diktatur wie Nordkorea überhaupt ethisch vertretbar wäre. Das Volk des Landes leidet seit seiner Abschottung nach Ende des Koreakrieges 1953 unter schlimmsten Repressionen. Und auch Ausländer und Touristen im Besonderen sind vor Schikane keinesfalls sicher. So kann unter anderem schon das Mitführen einer fremdsprachigen Zeitung oder gar einer Bibel zur Verhaftung und weiteren Repressalien führen. Ausländische Medien sind in dem Land quasi überhaupt nicht verfügbar. Touristen ist in Nordkorea sogar die Nutzung des Internets, sofern es denn ein Netz gibt, verboten. „Eine Kontaktaufnahme zur deutschen Botschaft innerhalb Nordkoreas ist derzeit aufgrund der temporären Schließung unmöglich. Dies gilt auch im Falle einer Naturkatastrophe.“

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Auch deutsche Touranbieter

Reisenden wird zudem dringend davon abgeraten, ihre persönliche (politische) Meinung zu thematisieren, vor allem natürlich zur Lage im Land. Auch beim Fotografieren muss man vorsichtig sein, denn viele Bereiche des öffentlichen Lebens sind als Motive absolut tabu. Dazu zählen unter anderem „militärische Anlagen, Bahnhöfe, Flughäfen, Hafenanlagen, Brücken, aber auch Baustellen. Das Gleiche gilt für alles, was die Staatsorgane als dem eigenen Image abträglich ansehen könnten. … Auch Szenen, die einen geringeren Lebensstandard als in der offiziellen Staatspropaganda nahelegen.“ Weiter heißt es: „Strafen gegenüber Ausländern können auch für geringe Vergehen drakonische Schärfe haben. … Eine konsularische Betreuung von deutschen Staatsangehörigen in Haft kann nicht sichergestellt werden.“

Vor einer Einreise nach Nordkorea aus Deutschland bestehe keine Impfpflicht jeglicher Art, aber: „Als Reiseimpfungen werden Impfungen gegen Hepatitis A und B sowie Tollwut, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Typhus, Meningitis (A/CW/Y) und Japanische Enzephalitis (JE) empfohlen. … Die medizinische Versorgung ist landesweit äußerst unzureichend. Wegen des allgemeinen Mangels an Medikamenten, Verbandstoffen, medizinischen Instrumenten und Hilfsmitteln wird eine gut ausgestattete Reiseapotheke empfohlen. Krankenhäuser, selbst die speziell für Ausländer vorgesehenen, bieten nicht annähernd ‚westlichen‘ Standard. Ernstere Erkrankungen müssen deshalb in Nachbarländern oder in Deutschland behandelt werden.“

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Trotz all dieser Umstände findet man im Netz tatsächlich auch deutsche Touranbieter für eine Reise nach Nordkorea. Das Unternehmen „China Hansa Travel“ beispielsweise bietet auf seiner Website zahlreiche Individual- und auch Gruppenreisen mit verschiedenen Thematiken an. Ein Sprecher der Firma sagte auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Wir bieten diese Reisen jetzt seit über 20 Jahren an, die letzte fand im Januar 2020 statt. Wir hoffen nun, dass es spätestens im April 2025 wieder losgehen kann.“ Wegen der vier Jahre Pandemie-Pause sei die Nachfrage entsprechend hoch.

Themen Asien Nordkorea
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