27. Juni 2019, 13:00 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Nein, der Ort heißt nicht einfach nur Kühlungsborn, sondern offiziell Ostseebad Kühlungsborn. TRAVELBOOK war da und hat sich selbst mal einen Eindruck gemacht von dem charmanten Touristen-Örtchen – und verrät die besten Tipps und Tricks für einen Besuch an der Küste.
„Wie sind denn so die Kühlungsborner?“ „Mundfaul.“ Knall-Start für einen Aufenthalt an der Ostsee. Nee, mal im Ernst: Der Taxifahrer war eigentlich ganz gut drauf, fing plötzlich sogar an, von Kühlungsborn zu schwärmen, schließlich sei er ja auch dort geboren und aufgewachsen. Eher eine Seltenheit, hat die Stadt in Mecklenburg-Vorpommern doch seit Mitte der 1990er kein Krankenhaus mehr und nur etwa 9000 Einwohner.
Was Kühlungsborn aber auf jeden Fall hat: Touristen, meist Familien und Menschen mit viel Lebenserfahrung. Jetzt, im Mai, ist schon ordentlich was los, morgens am Buffet, tagsüber im Spa oder auf der Promenade und abends in den Restaurants tümmeln sich die Touris. In der Hochsaison (Juli/August) ist es nicht leicht, überhaupt noch ein freies Zimmer in dem Ostseebad zu bekommen, da sind auch gerne mal mehr als 20.000 Urlauber an einem Tag in der Stadt.
Dabei gibt es hier 60 verschiedene Unterkünfte – und nur drei davon gehören zu einer Kette. Heißt: Wer Urlaub in einem individuell geführten Hotel machen möchte, ist hier genau richtig. Das gleiche gilt für die Restaurants, große Ketten sucht man hier vergebens. Vor allem kommen natürlich Fisch-Liebhaber auf ihre Kosten. Gar nicht so leicht, das passende Lokal auszusuchen, weil die Auswahl so riesig ist.
Ein Sternekoch mit G8-Erfahrung
Mittendrin führt auch Tillmann Hahn sein Restaurant. Der Sterne-Koch versorgte schon 2007 beim G8-Gipfel im sechs Kilometer entfernten Heiligendamm die Politik-Prominenz wie Angela Merkel, George W. Bush und Wladimir Putin mit seinen Köstlichkeiten. Mittlerweile hat er einen eigenen Laden in der Villa Astoria in Kühlungsborn eröffnet – und gibt sein Wissen weiter. Zum Beispiel an mich. Bei seinen unterhaltsamen Kochkursen wird er natürlich immer wieder gelöchert, wie es denn dem Herrn Bush 2007 so geschmeckt habe. Seinen Anekdoten höre ich genauso gespannt zu, wie ich ihn beim Kochen beobachte. Aber eine solche Sauce Hollandaise, wie sie Tillmann Hahn mal eben gezaubert hat, werde ich nie hinbekommen. Immerhin habe ich die Erdbeeren brillant halbiert, wie es wahrscheinlich keiner vor mir geschafft hat – irgendein Erfolgserlebnis will ich beim Kochen ja auch mal haben.
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Allgemein ist Kühlungsborn eher nicht für den schmalen Geldbeutel ausgelegt. Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, Burger King oder Kentucky Fried Chicken gibt es hier ebenso nicht wie ein Hostel, dafür aber einen Campingplatz. Allerdings kann man sich dort kein Pizza-Taxi hinbestellen – weil es weit und breit keins gibt. Bei Essens-Bestelldiensten bleibt die Internetseite leer.
Die Stadt hat noch viel mehr zu bieten als einfach nur schicke Hotels, einen sauberen Strand und die beruhigende Ostsee – TRAVELBOOK zeigt die besten Tipps für einen Urlaub in Kühlungsborn.
Die Seebrücke
Stolz sind sie hier auf ihre Seebrücke, vor allem die Bewohner im Ostteil der Stadt. Die im Westen hätten auch gern eine, das wird aber wohl nur ein kühner Traum bleiben. Denn ein Schiffs-Anlegepunkt (für Fähren von und nach Warnemünde und Rerik) reicht der kleinen Stadt. Nach 240 Metern, ganz am Ende der Seebrücke, habe ich einen tollen Blick auf die Ostsee, aber auch auf Kühlungsborn und seinen Strand. Ich stelle fest: Ganz schön rausgeputzt hier. Der Strand ist zwar schmal, aber das reden sich die Menschen hier ganz einfach schön: Man müsse nicht so weit bis zum Wasser laufen. Mundfaul mögen sie sein hier, aber mindestens genauso clever sind sie auch.
Höchster Leuchtturm Deutschlands
Hä? Auf dem Weg zum Leuchtturm fahren wir plötzlich weg vom Wasser, lassen die Ostsee hinter uns und halten im Landesinneren, in der Gemeinde Bastorf. Ein Leuchtturm, der nicht an der Küste steht? Warum das? „Na, weil das hier der höchste Punkt ist, nä! Da musste nicht so hoch bauen“, verrät mir die Ticket-Verkäuferin am Fuße des nur knapp 21 Meter hohen Turmes. Eben weil das Gebäude auf 78,8 Meter Höhe liegt, ist es tatsächlich der höchste Leuchtturm Deutschlands. Der Lichtpegel reicht 37 Kilometer weit – also sogar bis hinter Rostock. Angeblich soll man an schönen Tagen sogar bis nach Dänemark gucken können.
Tierischer Stadtwald
Wer mal durchschnaufen oder auch mal seine Ruhe haben möchte, der sollte einen Spaziergang durch den Stadtwald machen. Der liegt zwischen West- und Ost-Kühlungsborn. Aber auch, wenn die Touristen am Strand toben, die Einkaufsstraßen fluten und sich in den Bars und Restaurants tummeln: Bei meinem Spaziergang durch den Stadtwald treffe ich keine Menschenseele. Trotzdem bin ich nicht alleine, denn mich begrüßt ein Reh, glotzt mich neugierig an, hüpft dann aber zügig weg. Außerdem soll es hier auch noch Wildschweine und Hirsche geben – da bin ich ja froh, dass mich nur das Reh begrüßt hat.
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Die Kunsthalle
Ausstellungen, Veranstaltungen, Festivals – hier pulsiert das Kulturherz Kühlungsborns. Ob Fotografien, Lesungen, Konzerte oder das Gitarrenfestival: An der Kunsthalle sollte niemand einfach so vorbeigehen. Wer abseits von Menschen, Malerei und Musik was erleben möchte, der verwickelt einfach den Chef in ein Gespräch. Franz N. Kröger („Das N steht für Norbert“) hat ein imposantes Auftreten, eine bewegte Vergangenheit und eine noch bewegendere Art zu Reden. Wenn er aus seinem Leben erzählt, hängen die Zuhörer an seinen Lippen, schnell huscht auch mal ein Schauer Gänsehaut über den Rücken. Nicht selten eckt er mit mutigen Ausstellungen auch mal hier in Kühlungsborn an. Auf der anderen Seite hält ihn auch nichts davon ab, in der Kunsthalle eine Stunde Yoga zu machen. Am besten machen Sie sich selbst ein Bild von Franz N. Kröger („Das N steht für Norbert“).
Die Promenade
Fast vier Kilometer ist sie lang und kein Fahrrad darf auf ihr fahren: Die Strandpromenade von Kühlungsborn. Ideal also für Spaziergänger, die dazu noch die frische Ostseeluft mit tollem Blick aufs Wasser genießen. Die Kühlungsborner haben einen Geheimtipp parat: Am besten, man geht mit dem Wind die Promenade entlang und gegen den Wind auf der parallel verlaufenden Ostseeallee in die andere Richtung. Denn dort, hinter den Bäumen, ist der Wind nicht mehr so kräftig und bläst niemandem direkt ins Gesicht, was den Spaziergang deutlich angenehmer macht.
Der Molli
Nein, da hat sich kein Fehler eingeschlichen. Die Schmalspurbahn, die ganz offiziell zum Betrieb der Deutschen Bahn gehört, heißt DER Molli. Da verstehen die sonst so mundfaulen Kühlungsborner auch nur selten Spaß, korrigieren die Touristen immer wieder gerne, wenn diese die Bahn unwissentlich einfach „die Molli“ nennen. Beim Molli handelt es sich um eine Dampflok mit historischen Waggons, die von Kühlungsborn-West über Heiligendamm bis nach Bad Doberan fährt. Seit 1886 ist sie Betrieb, steht mittlerweile unter Denkmalschutz – und es macht richtig Laune, damit durch die Gegend zu dampfen, vor allem, wenn der Lokführer zwischendurch immer mal die Pfeife ertönen lässt und die gelben Rapsfelder vom Dampf der Lok begrüßt werden.
Heiligendamm
Weltweit berühmt wurde das kleine Örtchen im Jahr 2007, als dort der G8-Gipfel stattfand. Das hochpreisige und -klassige Hotel steht dort immer noch, heißt mittlerweile nicht mehr Grand Hotel Kempinski, sondern schlicht Grand Hotel Heiligendamm. Außerdem gibt’s hier die so genannte „Perlenkette“ – ein Reihe von ehemaligen Prachtvillen direkt an der Promenade mit Blick aufs Meer. Erste Villen werden zurzeit wieder renoviert, die meisten aber könnten so auch Filmset von Gruselfilmen sein.
Nach der Tour mit dem Molli nach Heiligendamm will ich am Strand wieder zurück nach Kühlungsborn laufen. Gar nicht mal so leicht. Denn als plötzlich Steine es umöglich machen, weiter barfuß am Strand zu spazieren, entscheide ich mich, die Hose hochzukrempeln und durch die knapp zehn Grad kalte Ostsee zu spazieren. Da nerven zwar dann die Steine unter den Füßen nicht mehr, allerdings hab ich nach der dritten Welle, die mir untenrum alles durchnässt, die Faxen dicke. Also kletter ich aus dem Wasser über die Steine eine Düne hoch, schlüpfe in meine Schuhe und lege den Rest des Weges auf dem Wanderweg oberhalb vom Strand zurück. Schöne Abkühlung auf dem Weg nach Kühlungsborn.
Die Currywurst von Edel & Scharf
„Ich habe sie alle probiert – geschmeckt hat mir keine.“ Hardy Erdmann ist der Chef vom Edel & Scharf und wollte damals vor allem eins: eine leckere Currywurst anbieten. Also hat er sich auf die Suche gemacht nach der besten Wurst der Republik. Egal ob in Berlin oder Hamburg, für seinen Anspruch war nichts dabei. Also setzte er sich mit dem Metzger seines Vertrauens zusammen, beide entwickelten eine exklusive Wurst. Diese wird nur für Edel & Scharf hergestellt, ist einzigartig in Deutschland. Das gleiche gilt für die Soße – nur zwei Menschen auf der Welt kennen das Rezept: Chef Hardy und sein Sohn. Einmal in der Woche geht es ab in den Keller des Schuhladens seiner Frau, denn dort wird gekocht. 120 bis 180 Liter der exklusiven Currysoße werden hergestellt, der Vorrat für die ganze Woche.
Exklusivität, die man schmeckt. Diese Wurst, diese Soße – beides sucht man in den Currywurst-Hochburgen wie etwa Bochum oder Berlin vergebens. Dazu noch Trüffel-Pommes und ein Glas Champagner, so kreiert das Bistro einen Imbiss der ganz besonderen Art – wahlweise an der schönen Promenade oder mit Blick auf den quirligen Hafen.
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Heißer Pool in Kühlungsborn
Das Tolle an dem Ort ist auch, dass Gäste die Spa- und Wellness-Bereiche der anderen Hotels mitbenutzen dürfen. Ein Highlight ist da sicherlich der Außenpool des Travel Charme Ostseehotels – einmalig hier in der Region. Der besondere Clou: Er ist beheizt, auch im Winter. Bei 28 Grad Wassertemperatur entspannt ein paar Bahnen ziehen, dabei dem Rauschen der Ostsee lauschen – da lohnt sich ein Besuch, vor allem im Winter.
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Atelier Rösler-Kröhnke
Es liegt etwas außerhalb – aber es ist den kleinen Aufwand wert: Das Museum und Atelier Rösler-Kröhnke. Die Familien-Historie hat es in sich: Drei Künstler-Generationen in einer Familie sind eine echte Seltenheit in der Kunstszene. Anka Kröhnke, geboren 1940, kümmert sich um die Ausstellungen, die seit 2004 hier in Kühlungsborn stattfinden. Sie verwaltet das Erbe der gesamten Familie. Ihre Eltern sind gestorben, und leider sind nur noch wenige Werke erhalten, ein Großteil wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Anka Kröhnke serviert Kaffee und Plätzchen – und erzählt ihre Lebensgeschichte, die Geschichte, wie ihr Vater 1944 aus Russland nicht mehr zurückkam, wie sie zusammen mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung an an einem winzigen Tisch sich der Kunst widmete. „Ja, und das ist dieser Tisch, an dem wir hier gerade sitzen“, sagt sie mit zerrissener Stimme.
Die Werke ihrer Großeltern und Eltern verkauft sie nicht mehr, zeigt sie nur noch in unterschiedlichen Ausstellungen. Das war früher anders, bis sie eines Tages ein Schlüsselerlebnis hatte: „Den Scheck in der Hand, aber Tränen in den Augen. Da merkte ich, dass ich die Bilder nicht verkaufen möchte.“ Viel Geld hat sie nicht, ihr wunderbares Haus mit Blick auf die Ostsee samt großartigem Garten verlässt sie nur selten. „Die Ausstellungen und der Garten, das kostet viel Zeit. Ja, und dann widme ich hin und wieder ja auch noch meiner Kunst“, sagt sie. Die größte Last aber sei, dass sie nicht wisse, wie es weitergehen soll. Mit ihr endet nämlich die Geschichte der Künstler-Generationen in ihrer Familie. Ein sehr berührender Besuch.
Die Reise wurde unterstützt von der Touristik-Service-Kühlungsborn GmbH und dem Travel Charme Ostseehotel Kühlungsborn.
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