5. September 2019, 6:45 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der neue Reiseführer „Eskapaden in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee“ führt in 52 spannenden Touren an die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern. Buch-Autorin Cornelia Jeske verrät hier ihre sieben besten Tipps.
Surfen per E-Bike
Ein bisschen wie in der Toskana fühlt man sich: Sanft schwingt sich die Landschaft des Klützer Winkel zu Hügeln auf, alte Gutshäuser liegen in verträumter Landschaft, das Meer ist nah – nur die Zypressen fehlen. Am besten erkundet man die Region westlich von Wismar mit dem E-Bike und radelt von einem Schloss zum nächsten. Unbedingt auf der Strecke liegen muss dabei das Schloss Bothmer, das erst kürzlich für 36,5 Millionen saniert wurde. Vom Schloss Groß Schwansee führt ein Radweg parallel zur See nach Boltenhagen und wird bald zur Berg- und Talfahrt: Als wolle das Land der träge daliegenden Ostsee mal zeigen, was eine Welle ist – Surfen per E-Bike!
Eine verbotene Inseln betreten
Zu Fuß geht es rüber auf die Insel, im Gänsemarsch waten die Urlauber durch das knietiefe Wasser, Schuhe und Handys fest an sich gedrückt – der Ausflug auf die 800 Meter lange und 500 Meter breite Vogelschutzinsel vor Poel ist von Anfang an ein Abenteuer. Ein exklusives sowieso: Seit mehr als hundert Jahren darf der Langenwerder nämlich nur von Vogelschützern betreten werden. Doch wenn Möwe & Co. all ihre Eier ausgebrütet haben, ab Ende Juli etwa, sind einmal pro Woche drei Handvoll Besucher erlaubt. Begleitet vom Vogelwart dürfen sie über die Insel waten, durchs Fernrohr Vögelkieken und im Reetdachhaus (dem einzigen auf der Insel) dem Vogelwart über die Schulter schauen. Die Termine der Führungen erfahren Sie hier.
Den Molli jagen
Schmalspur halt, was will man erwarten: Schwer schnaubend schiebt sich die betagte Lok namens Molli durch die Landschaft, permanent Dampf und Geräusche ausstoßend, als müsste sie jedem zeigen, dass sie nicht auf dem letzten Loch pfeift. Die müsste man doch einholen können, denkt der ambitionierte Radler und tritt auf der Strecke zwischen Heiligendamm und Bad Doberan – denn hier verläuft der Radweg direkt neben den Schienen – ordentlich in die Pedale. Vergebens: Es dauert nicht lange, schon hat die Lok den Radler überholt und zeigt keck die Schlusslichter. Bis zu 50 km/h schafft die 460 PS starke Maschine. Die Radtour macht natürlich trotzdem Spaß, die Rückreise im Molli – das Rad wird im Anhänger verstaut – sowieso.
Schön gruseln
Sich im Wald zu gruseln, ist eigentlich keine große Kunst. Sich im Gespensterwald von Nienhagen zu gruseln, aber schon. Denn der ist eigentlich viel zu schön für düstere Gedanken. 1,3 Kilometer lang ist er und 100 Meter breit. Man kommt nicht schnell voran. Immer wieder muss man stehen und staunen. Neunzig bis 170 Jahre alt sind die Buchen, Eichen und Eschen, die über Jahrzehnte gelernt haben, sich wegzuducken vor Wetter und Wind: den Stamm gekrümmt, die Kronen landeinwärts geneigt, die Äste oft verschlungen verdreht. Natürlich, wenn der Nebel über den Boden kriecht und sich die Dunkelheit in den verhuschten Zweigen verfängt – dann glaubt man hier vielleicht tatsächlich an Gespenster.
Yoga am Strand üben
Yoga ist am Strand natürlich immer eine gute Idee, besonders aber am Weststrand auf dem Darss. Denn was immer der Yogi sucht, dieser Strand hat es schon gefunden. Ganz im Gleichgewicht scheint die Natur, die sich hier ganz ungestört entfalten kann. Am Weststrand gibt es keinen Kiosk, keine Surfschule, kein Hotel. Nur Sträucher, Bäume, Strand und Meer. Und wenn die Wellen auf den Sand rollen, zeigen sie dabei eine Kraft, von der viele Körper nur träumen können. Also los! Der platt getretene Sand ersetzt die Yogamatte, das Meeresrauschen die Meditationsmusik – und wer braucht schon aromatische Räucherstäbchen, wenn er den Duft der See in der Nase hat? Das Meer, so scheint es, atmet mit: einatmen, ausatmen, Welle geht, Welle kommt… Ohmmmm…..
Kraniche gucken
Wer auf seine Bucket-List eine Safari in Afrika stehen hat, sollte zur Kranichrast auf dem Zingst. Den Langstreckenflug könnte er sich danach womöglich sparen – so viel Safari-Feeling, wie er dort, am größten Kranichrastplatz Mitteleuropas, dann nämlich tankt. Es ist wahrlich ein einzigartiges Naturschauspiel, wenn im Herbst Zehntausende Kraniche auf ihrem Flug nach Spanien hier am östlichsten Zipfel der Halbinsel ihre Wasserbetten ansteuern und mit lautem Geschrei zur Landung ansetzen. Also das Fernglas eingepackt – eine Kamera mit großem Zoom am besten auch – und ab zum Birdwatching, das garantiert glücklich macht. Denn die großen schönen Vögel, so sagt man, bringen Glück. So viel Glück auf einmal, es ist kaum zu fassen. Infos zu den Kranichführungen gibt es hier.
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Spazieren ohne Ende
Wie eine schwere Goldkette, die in den Sand glitt: Nahezu gerade zieht sich der breite, schöne Strand von Usedom über 42 Kilometer die Insel entlang, mit viel Fantasie ein sehr flaches S in die Karte schreibend. S wie schön. S wie Sonnenbaden. S wie Strandspaziergang. Also warum nicht? Auf zum Strandspaziergang ohne Ende und – zunächst – ohne Ziel. Einfach laufen, soweit die Füße tragen. Und dabei herrlich runterkommen. Den Blick am Horizont einhaken und die Nase in den Wind halten. Irgendwann auf einer Seebrücke über das Wasser gehen und – über allem drüber stehen.
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Verlosung: Weitere Tipps und konkrete Touren bietet das Buch „52 kleine & große Eskapaden in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee“ von Cornelia Jeske, Dumont Reiseverlag, 232 Seiten, 16,95 Euro. Auf ihrem Blog www.zweikuesten.de verlost die Autorin drei Exemplare dieses Buches.