17. Januar 2024, 19:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Pyramid Lake in Nevada ist ein Überrest eines riesigen Ur-Sees, der einst weite Flächen des US-Bundessstaates bedeckte. Berühmt ist er wegen einer natürlichen Felsformation, die aussieht wie eine ägyptische Pyramide. Mitten in einem Reservat der Paiute-Ureinwohner gelegen, ranken sich um das Gewässer aber auch zahlreiche düstere Legenden.
Unweit von Reno, der Hauptstadt von Nevada, liegt ein faszinierendes Gewässer. Bei dem sogenannten Pyramid Lake handelt es sich um den größten natürlichen See des US-Bundesstaates. Seinen Namen verdankt er einer riesigen natürlichen Felsformation, die, an seinem Ufer aus dem Wasser ragend, stark an eine ägyptische Pyramide erinnert. Auf dem Territorium der Paiute-Ureinwohner gelegen, ist er heute vor allem bei Sportfischern ein beliebter Hotspot. Doch um den See ranken sich auch einige düstere Legenden.
Mit einer Länge von 48 Kilometern und einer maximalen Breite von 14 Kilometern ist der Pyramid Lake laut „Encyclopedia Britannica“ bereits im Pleistozän entstanden, als damals der noch sehr viel größere Ur-See Lake Lahontan sich zurückzuziehen begann. Dieser soll vor mehreren Millionen Jahren weite Flächen des nordwestlichen Nevada bedeckt haben. Dem „Adversory Council on Historic Preservation“ zufolge bewohnten indigene Stämme die Gegend um das Gewässer bereits seit etwa 4000 Jahren. Die Paiute selbst ließen sich vor etwa 600 Jahren hier nieder, und bewohnen heute ein Reservat von gut 1900 Quadratkilometern Fläche.
Blutige Konflikte
1844 dann wurde Pyramid Lake erstmals von weißen Siedlern entdeckt, als der Soldat John C. Frémont seine Ufer erreichte. Ob der bizarren Gesteinsformation, die ihn an eine Pyramide erinnerte, gab er dem See den Namen, den er auch heute noch trägt. Beim Anblick des Vulkanstein-Giganten sagte er: „Er erhob sich, nach unseren Schätzungen, 600 Fuß aus dem Wasser, und sah von dem Punkt, von dem wir ihn betrachteten, ziemlich genau aus wie die Cheops-Pyramide.“ Rund um das Gewässer gibt es noch zahlreiche andere Formationen – unter anderem eine, die die Ureinwohner die „Stein-Mutter“ nennen.
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Nur 14 Jahre nach der „Entdeckung“ des Pyramid Lake brach jedoch der Schrecken über die Gegend herein. Am 12. Mai 1860 überfiel eine Miliz das Territorium der Paiute, die aus dem Kampf zunächst siegreich hervorgingen. Dem vorausgegangen waren laut der Seite des US-Nationalparkservice zahlreiche Scharmützel zwischen Siedlern und Indigenen. Denn seit man 1859 in den Bergen von Nevada Silber gefunden hatte, breiteten sich erstere ohne Rücksicht auf die Ureinwohner auf deren rechtmäßigem Heimatland aus.
Düstere Legenden
Der Zwischenfall, bei dem die Paiute letztlich besiegt wurden, ging in die Geschichte ein als Krieg von Pyramid Lake. Das Reservat, in dem die Paiute heute leben, hat nur noch einen Bruchteil der Größe ihres ehemaligen Stammesgebietes. Wer die Gegend und den See besuchen möchte, braucht dafür eine Erlaubnis der Bewohner. Beliebt ist der riesige See heute vor allem bei Sportfischern, die hier einer besonderen Forellenart nachstellen. Der offiziellen Seite des Reservats zufolge kamen deshalb sogar schon Adlige aus dem Ausland sowie ein US-Präsident zum Angeln her. Zudem lebt in dem Gewässer der Cui-Cui-Fisch, eine Art, die es weltweit nur hier gibt.
Um den Pyramid Lake ranken sich aber auch zahlreiche düstere Legenden, die wohl nicht wenige Freunde des Makabren anlocken dürften. Eine von ihnen handelt „Atlas Obscura“ nach von einem Paiute-Mann und einer Nixe, die in dem See lebte. Er verliebte sich in sie und brachte sie mit zu seiner Familie, die sie jedoch ablehnten. Über diese Zurückweisung verbittert, soll die Frau das Gewässer verflucht haben. Diesen Fluch machten wohl nicht wenige Paiute dafür verantwortlich, als zwischen dem Stamm und den Siedlern Gewalt ausbrach.
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Gruselige „Wasser-Babies“
Eine noch gruseligere Erzählung handelt von den sogenannten „Wasser-Babies“. Sie bezieht sich auf gefährliche Geister, die angeblich die Schreie von Babys nachahmen, um Menschen in das Wasser zu locken. Sie könnte daher rühren, dass die Paiute angeblich in vergangenen Zeiten zu früh geborene oder missgebildete Kinder im Pyramid Lake ertränkt haben sollen. Noch heute berichten immer wieder Besucher, am Ufer des Sees merkwürdige Geräusche vernommen zu haben, die sich wie das Weinen von Babys anhörten.
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Sollten Sie Pyramid Lake besuchen wollen, müssen Sie Ihre Zeit dort in Abstimmung mit dem Paiute-Reservat planen. Auf der offiziellen Webseite finden sich auch die Möglichkeit zur Buchung eines Camping-Platzes und/oder einer Fischerei-Lizenz. Bitte beachten Sie: Zahlreiche Gegenden rund um den See sind für Besucher off-limits. So zum Beispiel auch die steinerne Pyramide oder die Insel Anaho Island, die bereits seit 1913 ein Naturschutzgebiet ist. Ohnehin sollte man sich als Gast stets besonders respektvoll verhalten, denn die Gegend um den See ist den Pauite auch heute noch ein heiliges Land.