17. Oktober 2020, 6:57 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Vor fast 100 Jahren wurde am Ledrosee in Italien eine unglaubliche Entdeckung gemacht – man fand die Überreste eines Dorfes aus der Bronzezeit. Heute gehört der Ort zum Unesco-Welterbe.
Die ersten, die dem Geheimnis auf die Spur kamen, waren die örtlichen Fischer: Immer, wenn sie ihre Netze im Ledrosee in der italienischen Provinz Trentino auswarfen, blieben diese auf unerklärliche Weise an Hindernissen unter Wasser hängen. Doch was wenig später durch Zufall zutage gefördert wurde, hatte wohl niemand für möglich gehalten: Im Jahr 1929 fand man hier die Überreste eines antiken Dorfes aus der Bronzezeit.
Die spektakuläre Entdeckung machten Ingenieure, als sie für ein neues Wasserkraftwerk in Riva am nahen Gardasee den Wasserspiegel des Ledrosees absenkten: Ans Tageslicht kam ein ganzer Wald aus Pfählen, insgesamt etwa 15.000 – auf diesen hatten die Bewohner aus längst vergangenen Zeiten ihre Häuser errichtet, wie man laut dem Buch „Secret Places Europa” schnell herausfand. Wegen des hohen Tongehalts im Seeboden hatten sich deren Überreste auch über die Jahrtausende im Wasser erhalten können.
Fast 4000 Jahre alte Funde
Bei Ausgrabungen im Jahr 1937 wurden dann zahlreiche Relikte gefunden, die Aufschluss über das Leben der Menschen vor 3700 Jahren gaben: In der damals 4,5 Quadratkilometer großen Siedlung entdeckte man Keramiken, Gefäße, Waffen, Schmuck und ein aus einem einzigen Baumstamm gefertigtes, 3650 Jahre altes Kanu. 1992 wurde der Ledrosee, gelegen auf 652 Metern Höhe in den italienischen Alpen, daher von der Unesco als Weltkulturerbe geadelt.
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An seinen Ufern findet sich heute ein Freilicht-Museum, für das man das Dorf nach dem Stand heutiger Erkenntnisse in Teilen nachgebaut hat. Besucher sollen möglichst authentisch nachempfinden können, wie es sich in der Bronzezeit lebte, auch gibt es hier laut der Seite „Valle di Ledro” regelmäßig Konzerte, Veranstaltungen und Workshops, Schauspieler übernehmen die Rolle der Dorfbewohner, etwa der Schamanin oder des Kriegers.
Diesen Schnaps kriegt man nur hier
Und natürlich kann man in der Gegend rund um den Ledrosee auch wunderbar wandern, Mountainbike fahren und/oder ein weiteres Pfahlbautenmuseum in dem kleinen Ort Molina besuchen, der direkt an der Straße durch das Ledrotal liegt. Feinschmecker können auch eine ganz besondere Spezialität verkosten, die es nur hier gibt: die Spirituose Picco Rosso, die hier einst ein Apotheker erfand – ein Erdbeer-Himbeer-Schnaps mit stolzen 61 Prozent Alkoholgehalt. Den spart man sich dann aber am besten auf für den Abend nach einem schönen Tag im Ledrotal.
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Lage des Ledrotals auf der Karte
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