17. August 2020, 12:41 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Tausende Seen, tiefgrüne Wälder und viel Ruhe: Die Masurische Seenplatte in Polen ist ein wahres Paradies für Erholungsuchende – und dennoch vom Massentourismus bisher weitgehend verschont.
Wer einen Ort sucht, an dem man Hektik und Alltag auf einen Schlag hinter sich lassen kann, sollte Polnisch-Nesien besuchen. Nein, nicht Polynesien, sondern Polnisch-Nesien, wie TRAVELBOOK die Masurische Seenplatte im Nordosten Polens aufgrund seiner zahllosen Seen und tiefgrünen Wälder getauft hat. Die Region ist ein Paradies für Erholungsuchende, denn neben unberührter und wunderschöner Natur gibt es hier vor allem eines: Ruhe, und zwar das ganze Jahr über, selbst zur Hauptsaison.
Etwa 3000 Seen sowie unzählige kleine romantische Kanäle, dazu ursprüngliche Fluss- und Sumpflandschaften gibt es laut „Masuren Online“ in dem 46.000 Quadratkilometer großen Gebiet – wie viele es exakt sind, konnte trotz mehrmaliger Zählungen bislang nicht geklärt werden, da das jeweilige Ergebnis immer leicht variierte. 350 Vogelarten leben hier, dazu Tiere wie Elche, Wisente, Biber, Luchse und Wölfe, um nur einige zu nennen. Da viele der Tausenden von Seen über Kanäle miteinander verbunden sind, hat sich in Masuren besonders der Wassersport als Freizeitaktivität etabliert.
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Der beste Ausgangspunkt für die Masurische Seenplatte in Polen
Hunderte Segelboote durchqueren hier jeden Sommer die Gewässer und steuern verträumte kleine Dörfer an, die weiträumig über das riesige Gebiet Masurens verstreut liegen – Insel-Hopping auf Europäisch. Tatsächlich gibt es in den Gewässern auch zahlreiche kleine Eilande, auf denen man übernachten kann. Angler kommen in den klaren Seen voll auf ihre Kosten, genau so wie Schwimmer. Wer es entspannter mag, setzt sich auf ein Ausflugsschiff und staunt von Bord aus über die urtümliche Natur.
Ein perfekter Ausgangspunkt für einen Masuren-Urlaub ist der Ort Giżycko, zu Deutsch Lötzen genannt, mit etwa 32.000 Einwohnern die größte Stadt an der Masurischen Seenplatte. Sie liegt zwischen dem Löwentinsee (Jezioro Niegocin) und dem Kissainsee (Jezioro Kisajno). Von hier aus kann man zahlreiche Aktivitäten starten, und wen es nicht auf das Wasser zieht, dem sei eine Fahrradtour empfohlen.
Burgen, Restaurants und ein Seglerhafen
Die Straßen sind hier nur zum Teil asphaltiert, man holpert also gemütlich über Hügel und durch kleine Dörfer und pflückt sich zwischendurch am Wegesrand ein paar frische Pflaumen von einem Baum – der Rundweg um den See, beginnend in Giżycko, ist auch ohne große Beschilderung problemlos zu bewältigen. Zurück an der Hafenpromenade erwarten den Besucher dann zahlreiche Restaurants mit frischen Spezialitäten aus der Region. Sehenswert ist besonders die von 1844-87 erbaute Feste Boyen, eine Ringfestung, sowie die Schwenkbrücke über dem Verbindungskanal – eins von nur noch zwei intakten Exemplaren in Europa.
Weiter geht es nach Sztynort bzw. Steinort mit seinem Seglerhafen, in dem es für Reisende ebenfalls eine kleine Szene mit Bars und Restaurants gibt.
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In Mikołajki (Nikolaiken) mit seinen nur etwa 4000 Einwohnern warten wieder Seen, aber auch der Tropikana Wasserpark im Hotel Gołębiewski auf Besucher. Wohl jeder im Ort kennt die Legende vom „Stintehengst“, einem Fischkönig, der hier früher die Boote der Fischer zum Kentern gebracht haben soll. Einer von ihnen schmiedete darauf ein eisernes Netz, fing den Stintehengst und kettete ihn an einen Brückenpfeiler – unter der Brücke des Talty-Sees erinnert noch heute eine Skulptur an die Stadtlegende.
Für Freunde der absoluten Ruhe
Wer es noch ruhiger mag, der findet rund um Jaskowo sein persönliches Paradies. Jaskowo als Ort zu bezeichnen, wäre schon eine maßlose Übertreibung, vielmehr reihen sich hier einfach ein paar Häuser aneinander, einkaufen kann man in einem Mini-Markt im nahe gelegenen Wiartel. Der Wiartelsee besticht durch sein smaragdgrünes Wasser und die Tatsache, das hier keinerlei größere Boote fahren (dürfen). Auf vielen der Seen in der Gegend ist die Nutzung von Motoren ohnehin verboten, was für eine herrliche Ruhe auf dem Wasser sorgt.
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Das größte Gewässer der Umgebung ist der Nidzkie-See, auf dem Schwimmer endlos ihre Bahnen ziehen können, zudem liegt in der Nähe von Zamordeje die laut Einheimischen schönste Bucht der Region. Wer aufmerksam unterwegs ist, entdeckt mitunter Spuren des Bibers oder einen Fischadler am Himmel. Ich habe die Seen mit einem Stand Up-Paddelboard erkundet und war von dieser Art des Wassersports absolut begeistert – zumal sie in Polen noch weitgehend unbekannt zu sein scheint, meine Freundin und ich wurden jedenfalls jedes Mal bewundernd bis ungläubig angeschaut, wenn wir mit unseren Brettern auftauchten.
Frischer Fisch und ein einmaliger Sternenhimmel
Auch der Jegocin-See ist aufgrund seines herrlich grünen Wassers und seiner ruhigen Buchten einen Besuch wert, zumal es hier auch noch weniger voll ist, da es keine „offiziellen” Badestellen gibt wie an anderen Seen. Diese sind dann zudem auch noch meist in der Hand von Privatpersonen, die Besucher für einen Aufenthalt zur Kasse bitten. Fünf Euro pro Person mag uns nicht viel erscheinen, für polnische Verhältnisse allerdings ist es ein ziemlich horrender Preis.
Frischer Fisch kommt in den Masuren dagegen überall zu erschwinglichen Preisen auf den Tisch, und zudem kann man unter anderem mit Schleie und Quappe zwei (köstliche) Arten probieren, die ich in Deutschland noch nirgendwo auf der Speisekarte gesehen habe. Empfehlenswert sind hier zu Beispiel das „Pod Sosnami” in Wiartel, das zudem direkt am See liegt, und das „Kappiodoro” in Ruciane-Nida.
Und ist es tagsüber hier schon traumhaft schön, warten Sie auf die Nacht: Der Himmel steht voller Sterne, und da es hier nur sehr wenig Lichtverschmutzung gibt, kann man sogar die Milchstraße mit bloßen Auge erkennen – solch ein kosmisches Feuerwerk habe ich bislang nur an ganz wenigen Orten auf der Welt gesehen.
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Masuren in Polen – Urlaub für die Seele
In Mrągowo (Sensburg) tobt jedes Jahr in den letzten Juli-Tagen das pralle Leben, wenn Tausende Fans hier zum „Mrągowo-Country-Picknick“ zusammenkommen – Stars der Countrymusik spielen dann in einem Amphi-Theater am See, und im Nachbardorf Czerwanken (Czerwonki) finden zu dieser Zeit regelmäßig Jazzkonzerte und Jam-Sessions statt.
Wer sich nicht zwischen einem Urlaub zu Wasser oder zu Land entscheiden möchte, kann sich auch einfach ein Hausboot mieten und so das beste beider Elemente verbinden. Laut „Masuren Online“ braucht man dafür nicht einmal einen Bootsführerschein. Ebenfalls erwähnenswert: Die Preise in Polen sind für deutsche Urlauber immer noch sehr erschwinglich. Zudem war die Region trotz ihrer Schönheit und relativen Nähe zu Deutschland in der Vergangenheit immer noch vom Massentourismus weitgehend verschont – das hat sich zwar aufgrund der Corona-Pandemie verändert, da auch die Polen nun meist Urlaub zu Hause machen. Dennoch sind die Masuren längst noch nicht so überlaufen wie andere Orte im Land, vor allem jene am Meer.
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Die Masurische Seenplatte in Polen auf der Karte:
Mitarbeit: Luiza Skrzypczynska