25. März 2021, 6:18 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf dem Steinhuder Meer, dem größten See Niedersachsens, gibt es einen ganz besonderen Briefkasten: Er liegt mitten im Wasser, getragen von einer Boje, und man kann von hier ganz offiziell Post abschicken. Entstanden ist er durch eine Wette…
Mit einer Größe von 32 Quadratkilometern ist das Steinhuder Meer der größte See Nordwestdeutschlands. Ein Paradies für Wassersportler, laut der offiziellen Webseite des Ortes liegen hier 3300 Segelboote vor Anker. Und einem lokalen Segelclub ist auch die Entstehung von Deutschlands wohl ungewöhnlichstem Briefkasten zu verdanken: Der Steinhuder Postboje.
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich hierbei um eine gelbe Boje mitten auf dem See, auf die ein Briefkasten montiert ist. Pro Jahr werden etwa 2000 Briefe eingeworfen – dass die auch alle ankommen, darum kümmert sich der Segelclub Garbsen. Mindestens einmal die Woche wird die Postboje geleert. Alle Briefe werden dann, mit einem Stempel des Clubs versehen, zur Post gebracht, und von dort aus weiter verschickt.
Postboje auf dem Steinhuder Meer durch Wette entstanden
Entstanden ist der skurrile Briefkasten bereits 1964 – und zwar durch eine Wette. Lehrer des Deutschen Hochseesportverband HANSA e.V. (DHH) wollten ihre Schüler davon überzeugen, während der Segelferien doch häufiger an die Eltern zu Hause zu schreiben, wie auf der Seite der Postboje nachzulesen ist. So wetteten sie mit ihnen, dass sie ihre Post auch vom Wasser verschicken könnten.
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Die Schüler besorgten sich daraufhin eine Boje und montierten den mittlerweile legendären Briefkasten darauf. Die Idee fand bald derart viele Fans, dass die Deutsche Post die skurrile „Außenstelle“ schnell offiziell anerkannte. Seitdem schwimmt sie auf der Position 52° 29.581 N 009° 21.725 E. Die Weitersendung der Briefe übernimmt die Post im nahen Wunstorf.
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Einmalig in Deutschland
Seit 1991 wird die Postboje vom Segelclub Garbsen betreut, der 2003 auch eine neue Tonne installierte – die alte war nach 37 Jahren Dienst in den Ruhestand geschickt worden. Jörg Knebel, der im Garbsener Verein als Technik- und Stegwart aktiv ist, sagt zu TRAVELBOOK: „Soweit ich weiß, ist unsere Boje einmalig in Deutschland.“
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Laut Knebel wird die Boje von allen Wassersportlern gerne angesteuert, sogar vom Ausflugsdampfer aus kann man seine Post einwerfen. Doch auch Seevögel lieben sie als Ruheplatz, weshalb Knebel als Verantwortlicher für die Boje diese jeden Winter gründlich säubern und von Zeit zu Zeit auch neu anstreichen muss. Immer wieder gäbe es auch Menschen, die Briefe ohne Marke in den Kasten werfen. „Die sortieren wir dann aus“, sagt Knebel. „Wir sind ja selbst keine offizielle Poststelle und frankieren nicht nach.“
Etwas wehmütig fügt Knebel hinzu: „Wir bringen die Boje jedes Jahr von Anfang April bis Ende Oktober aufs Wasser. Normalerweise ist das mit einer feierlichen Zeremonie verbunden, zu der teils auch alte Post-Veteranen kommen. Das muss dieses Jahr leider ausfallen – aber die Boje wird auch 2021 wieder schwimmen.“