2. April 2014, 12:54 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im Juni soll die „MS Schwaben“ zum „Torture Ship“ für SM-Fans werden, im August schippert ein Boot für Swinger über den Bodensee. Nicht zum ersten Mal, doch nun ist die Aufregung plötzlich groß: Die Erotik-Schifffahrten auf dem „Schwäbischen Meer“ werden zum Politikum.
Die „MS Schwaben“ ist mit ihren fast 80 Jahren sozusagen der Oldtimer in der Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). Durch ihre „anheimelnde Bordatmosphäre“ sei das weiße Motorschiff „der Geheimtipp unter Schiffsliebhabern“, heißt es auf der Website der BSB.
Nicht unbedingt anheimelnd dürfte die Atmosphäre an Bord allerdings sein, wenn die „MS Schwaben“ am 28. Juni wieder als „Torture Ship“ in See sticht. Dann herrschen rauere Sitten, unter anderem dürfen die Gäste sich gegenseitig den Po versohlen. Dresscode: Lack und Leder. Ein Geheimtipp ist die nach Angaben des Veranstalters „weltweit größte auf einem fahrenden Schiff stattfindende Fetischparty“ indes nicht mehr. Schon zum 17. Mal legt das „Torture Ship“ dieses Jahr ab. Und auch das zweite erotische Event, für das die „MS Schwaben“ gerne gebucht wird, ist nicht neu: Seit drei Jahren lädt das Schiff immer im August zu einer frivolen Swinger-Fahrt von Friedrichshafen nach Romanshorn.
Bisher hat sich niemand groß an den beiden Erotik-Events gestört. Doch dieses Jahr ist alles anders – vermutlich wegen der Kommunalwahlen, die im Mai am Bodensee stattfinden.
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Wirbel um Erotik-Fahrten
Alles nahm in den ersten Märztagen seinen Anfang, als eine CDU-Kommunalpolitikerin aus Friedrichshafen die Schifffahrten als „unanständig” bezeichnete.
Kurz darauf erklärte der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt, er dulde keine Sex-Veranstaltungen auf Schiffen des städtischen Unternehmens BSB. „Es geht hier nicht um sexuelle Intoleranz oder Prüderie. Gegen reine Party-Veranstaltungen gleich welcher sexueller Gesinnung oder Orientierung habe ich weder jetzt noch künftig in irgendeiner Weise etwas einzuwenden. Es geht einzig um die Frage, ob die BSB Schiffe für kommerzielle Sex-Veranstaltungen verchartert und ob man dieses tatsächlich zum Geschäftsmodell eines der größten Touristikanbieters in Baden-Württemberg erklären will.“ Der OB forderte die BSB auf, den Vertrag mit dem Swinger-Veranstalter zu überprüfen.
Proteststurm der Swinger
Thomas Weiss von „Dream Team Erotik Event“ wehrt sich dagegen, dass sein Swinger-Schiff eine „‚Sex-Veranstaltung“ sei. „Das ist es nicht“, sagt er der „Stuttgarter Zeitung“. Allerdings habe das Event einen „erotischen Charakter“. Ziemlich explizit allerdings ist die Aussage auf der Website: „Im Chilloutbereich wird es genügend Liegeflächen geben, die definitiv nicht zum Schlafen gedacht sind…(…) Ebenso wird es für erotische Privatpartys kleinere Rückzugsbereiche geben.“
Das drohende Verbot löste im Netz einen Proteststurm aus, von Heuchelei und Doppelmoral war die Rede. Ein Sprecher der Online-Community „Joy-Club“, in dem viele Nutzer des Swinger-Clubs Mitglied sind, sagte der „Augsburger Allgemeinen“: „Wir sind schockiert über die Ansichten, die der Oberbürgermeister von Konstanz in der Debatte um das SM- und Swingerschiff vertritt.“
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Dieses Jahr darf noch geswingt werden
Laut „Stuttgarter Zeitung“ zeigte sich das Schiffsunternehmen BSB überrascht von der Bitte des Bürgermeisters, die Verträge mit den Erotik-Veranstaltern zu überprüfen. „Da hat sich noch nie jemand dran gestört“, sagte Geschäftsführerin Petra Pollini dem Blatt. Die BSB werde künftig Richtlinien erarbeiten, unter welchen Gesichtspunkten Charter zu vergeben seien.
In diesem Jahr sollen beide Veranstaltungen noch wie geplant stattfinden. Man wolle die bestehenden Verträge einhalten und als verlässlicher Geschäftspartner wahrgenommen werden, erklärte die BSB-Sprecherin.
Das Interesse an der Swinger-Fahrt ist groß: Schon 500 Kartenvorbestellungen gab es laut Website bis Februar. Auch das „Lack- und Lederschiff“ erfreut sich jedes Jahr großer Beliebtheit.