2. August 2016, 18:21 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Der Urmiasee im Nordwesten des Irans erlangte in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit, weil ihm das gleiche Schicksal droht wie dem ebenfalls salzigen Aralsee: auszutrocknen – und damit zu verschwinden. Nun sorgen aktuelle Satellitenbilder der NASA für Aufsehen: Sie zeigen, dass der See innerhalb von drei Monaten seine Farbe gewechselt hat. Was hinter dem Phänomen steckt.
Als die NASA am 23. April dieses Jahres Satellitenbilder des Urmiasees machte, hatte er eine dunkelgrüne Färbung. Drei Monate später, am 18. Juli 2016, konnte man nicht nur große, weiße Flächen am Rande des Sees erkennen, die auf einen hohen Salzgehalt hinweisen, auch hatte er seine Farbe verändert – zu blutrot.
Was hat es mit diesem Phänomen auf sich? „Das passiert jedes Jahr“, sagt Dr.-Ing. Mohammad J. Tourian zu TRAVELBOOK. Der Akademische Mitarbeiter der Universität Stuttgart erforschte über Monate die Besonderheiten des Sees, insbesondere in Hinblick auf seine immer kleiner werdende Größe. Allein in den vergangenen 14 Jahren hat der See, der einmal zehnmal so groß wie der Bodensee war, schätzungsweise 70 Prozent seiner Fläche aufgrund von Wassermangel eingebüßt.
Sollte der See im äußersten Nordwesten des Irans eines Tages komplett verschwinden, würde das eine ökologische Katastrophe für das Land, aber auch das angrenzende Aserbaidschan, den Irak und die Türkei bedeuten, sind sich Experten sicher. Laut Tourian könnte dieses Szenario schon in vier Jahren, also 2020, eintreten.
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Alge hat Mitschuld an Färbung
Der Wasserspiegel sinkt, der Salzgehalt steigt – dies bildet damit einen Lebensraum für die Grünalge Dunaliella salina. In einer Facharbeit von iranischen Wissenschaftlern, die bereits Februar 2011 erschienen ist, heißt es, dass der Salzgehalt des Sees über die Jahre hinweg zwar schwankte, zum Zeitpunkt der Untersuchung aber den Höchststand erreicht hatte. Dies begünstigt das Wachstum der Algen.
In einem Meeresmilieu wirkt Dunaliella salina normalerweise grün. Unter bestimmten Voraussetzungen aber, zu denen auch hohe Temperaturen, Verdunstung, ein hoher Salzgehalt und Lichtintensität gehören, produziert die Mikro-Alge in ihren Zellen eine große Menge Carotinoide. Diese Pigmente, die zum Beispiel auch Möhren und Eigelb ihre orange-rötliche Färbung geben, färben den See rot.
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Rote Pigmente in Bakterien
Neben der Grünalge könnten aber auch Halobakterien, eine Gruppe von Mikroorganismen, Grund für die rote Färbung sein, berichtet die Online-Ausgabe von „National Geographic“ in einem aktuellen Artikel. Auch bei diesen Bakterien sind rote Pigmente dafür verantwortlich, das Wasser zu färben.