2. August 2023, 16:14 Uhr | Lesezeit: 13 Minuten
Das Badeparadies Schwarzwald ist eines der beliebtesten Erlebnisbäder in Deutschland. Tatsächlich gibt es dort sowohl für Erholungssuchende als auch für abenteuerlustige Wasserratten einiges zu erleben. Unsere Redakteurin ist hingefahren und hat das Badeparadies getestet – zumindest das, was möglich war. Warum ihr Tag ziemlich chaotisch endete und sie dennoch wieder kommen möchte: ein Erfahrungsbericht.
Im beschaulichen Titisee-Neustadt, mitten im Hochschwarzwald, können Urlauber schon seit 2010 ohne langen Flug ins „Paradies“ flüchten – genauer gesagt in das Badeparadies Schwarzwald. Das Erlebnisbad selbst wirbt mit einem „einzigartigen Karibikparadies an 365 Tagen im Jahr“ und Urlaubs-Flair dankt 300 echter Palmen. Dabei verteilen sich die „Highlights“ über mehrere Themenbereiche, die alle miteinander verbunden sind, jedoch unterschiedliche Tarife haben und auch einzeln dazugebucht werden können.
Das bietet das Badeparadies Schwarzwald
Zu den drei Themenbereichen gehört zunächst das „Rutschenparadies“ Galaxy, es ist quasi der „Basistarif“. Hier finden Besucher 23 Rutschen, die insgesamt auf mehr als 1200 Rutschenmeter kommen. Die Rutschen sind in drei Level unterteilt, die jeweils ausgeschildert sind: Zum „Family-Level“ gehören zehn Rutschen, auf denen schon die Kleinsten Spaß haben können. Das „Action-Level“ bietet sechs Rutschen für Kinder ab 7 Jahren, hier gibt es auch die beliebten Reifenrutschen. Das „Extreme-Level“ ist nur für Jugendliche ab 13 Jahren geeignet: Hier findet sich neben der „Freefall“–Rutsche, in der die Rutschpartie mit einem freien Fall beginnt, auch das Rutschen-Highlight, die „Monster-Halfpipe“, die laut Angaben des Bads weltweit größte Edelstahl-Halfpipe.
Ruhiger wird es im zweiten Themenbereich, den man zum Galaxy hinzubuchen kann: in der Palmenoase, die in der Mitte des Badeparadieses liegt. Hier finden sich hunderte, echte Karibik-Palmen, ein 300 Quadratmeter großer Pool mit 33 Grad warmen Wasser, ein kleiner, angrenzender Außenpool und eine im Wasser liegende Poolbar. Besonderes Highlight sind die „Quellen der Gesundheit“, warme Becken mit hohen Konzentrationen von Totem-Meer-Salz und Calcium-Lithium, sowie das Dampfbad „Schwarzwaldnebel“. Achtung: Der Eintritt für Kinder unter 16 Jahren ist nur an den Familientagen am Wochenende gestattet.
Die absolute Entspannung gibt es im dritten Themenbereich, dem „Palais Vital“. Auf mehr als 6000 Quadratmetern befinden sich neben weiteren „Quellen der Gesundheit“ ein weiterer Innen- und Außenpool, 12 Saunen, diverse Erholungsbereiche und ein weiteres Restaurant. Auch hier gilt ein Eintrittsverbot für Kinder unter 16 Jahren. Zudem ist der gesamte Bereich textilfrei – und es wird auf eine genaue Einhaltung dieser Regel geachtet, wie ich auch bei meinem eigenen Besuch im Badeparadies erfahren durfte. Aber von vorn.
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Mein leicht chaotischer Tag im Badeparadies Schwarzwald
Ein holpriger Start – ich finde das Badeparadies Schwarzwald nicht
Um 10 Uhr morgens geht es für mich los, ich freue mich auf einen entspannenden Tag im Badeparadies. Mit der S-Bahn fahre ich bis zur Haltestelle Titisee und sehe schon auf dem Weg auf der anderen Seite der Gleise die große Halle und ein Plakat, das auf mein Ziel hinweist. Ich steige aus dem Zug aus und suche nach einem Übergang auf die andere Gleisseite – und finde nichts. Auch die Suche nach einem Tunnel bleibt erfolglos. Als wirklich erfahrene Bahnreisende bin ich irritiert. Ich verlasse den Bahnhof, umrunde ihn und laufe sogar bis zum Ende des angrenzenden Parkplatzes, aber nein: Es gibt keinen Weg, der mich auf die andere Seite führt. Also gehe ich zurück zum Bahnhof und erfahre, dass es tatsächlich keine reguläre Über- oder Unterführung gibt. Ich muss der Straße, die vor dem Bahnhof verläuft, bis zum Ende folgen, dann kann ich via einer Unterführung auf die andere Seite und über den Parkplatz komme ich dann zum Badeparadies.
Dieser Weg führt mich tatsächlich auf die zunächst unüberwindbar scheinende andere Seite. Am Eingang vom Badeparadies klage ich einer Mitarbeiterin mein Leid und frage, warum der Weg nicht besser ausgeschildert sei. Die Antwort: Die meisten Besucher kämen sowieso mit dem Auto. Für mich ein schwacher Trost. Was mich allerdings gleich wieder fröhlich stimmt: Auf meinen Wunsch nach einem Tagesticket empfiehlt mir die Mitarbeiterin, am besten selbst online zu buchen, das sei günstiger. So spare ich mehrere Euro und betrete wenige Minuten später erfreut das „Paradies“.
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Sauber, hochwertig und ruhig
Da ich ein Ticket für alle Themebereiche gebucht habe, befindet sich mein Spind im hochpreisigen Segment, dem „Palais Vital“. Achtung: Jeder Besucher bekommt einen bestimmten Schrank zugewiesen, man muss also genau die auf dem Armband angegebene Nummer suchen. Die Umkleiden sind, auch in den anderen Themebereichen, in die ich kurz reinschaue, hochwertig, vergleichsweise modern, und sauber. Dieser Eindruck bestätigt sich in den Duschen, die zwar teilweise etwas seltsam geschnitten sind, aber durch ihre Optik überzeugen.
Auch der erste Blick ins „Herzstück“ des Bads, die Palmenoase, ist positiv. Ich fühle mich zwar nicht, als wäre ich in der Karibik, kann den vielen Pflanzen und der hellen Gestaltung der Halle aber einiges abgewinnen. Auch die wohltuenden warmen Bäder, die Infrarot-Liegen und vor allem die Dampfsauna überzeugen mich. Da ich an einem Donnerstagvormittag da bin, ist es zudem wirklich leer und ruhig. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass es, da der Zutritt für Kinder bis 16 Jahren verboten ist, auch am Wochenende ruhiger ist, als in vielen anderen Erlebnisbädern.
Viele Liegen sind zwar frei, dürfen aber nicht genutzt werden
Wovon ich aber tatsächlich an dem wenig besuchten Tag profitiere, ist, dass ich ohne große Suche eine Liege bekomme. An einem regulären Tag dürfte das deutlich schwieriger werden. Der Grund dafür ist nicht, dass es generell zu wenig Liegen gäbe oder die verfügbaren beschädigt oder mit Handtüchern „reserviert“ wären, sondern dass die Hälfte der Liegen nur gegen Bezahlung genutzt werden darf.
Das Badeparadies informiert darüber bereits bei der Buchung der Tickets. Dort gibt es die Option, eine Einzelliege für 5 Euro zusätzlich, eine Doppelliege für 9 Euro oder eine Muschel für 29 Euro dazuzubuchen. Zwar ist es auch möglich, so wie ich, ohne Liegen-Reservierung das Bad zu betreten. Doch dann muss man sich auf Einschränkungen einstellen. So heißt es als Info bei der Buchung: „Ein Liegeplatz ist nicht zwingend voraussetzend für einen Besuch. Selbstverständlich können Sie Ihren Eintritt auch ohne einen festen Liegeplatz buchen und vor Ort einen Liegeplatz in den dafür vorgesehenen Bereichen nutzen. Bitte beachten Sie jedoch, dass der Anspruch auf diesen Platz erlischt, sobald Sie die Liege verlassen. Unsere Mitarbeiter räumen nicht benutzte Liegen in diesen Bereichen frei.“ Eigentlich ein sinnvolles Konzept. Heißt aber auch: Vor jeder Pause muss erneut eine Liege gesucht werden. Gerade bei der eher geringen Anzahl nicht-reservierbarer Liegen dürfte das für eine Familie stressig werden.
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Achtung, textilfrei! Wirklich! Immer!
Von der Liegen-Landschaft in der Palmenoase geht es für mich weiter in den Wellnessbereich, in das „Palais Vital“. Ich habe jetzt Lust auf Sauna! Auf der Suche nach dem Aufgussplan irre ich zunächst etwas wahllos durch die Gänge bis ich eine Mitarbeiterin treffe. Noch bevor ich mit meiner Frage ansetzen kann, weist sie mich darauf hin, dass der gesamte Bereich textilfrei sei. Zugegeben, ich trage zu diesem Zeitpunkt noch einen Badeanzug, bin ja aber auch noch nicht wirklich sicher, ob ich hier überhaupt richtig bin.
Die Mitarbeiterin verweist mich auf die obere Etage, ich bedanke mich und will mich dorthin begeben – werde jedoch zurückgehalten. „Es ist textilfrei!“, werde ich ermahnt. Ich bin verdutzt: „Ich muss mich also hier im Gang ausziehen, und darf nicht erst nach oben gehen?“. „Ja“, lautet die Antwort. Alternativ könne ich mich ja in der „Palmenoase“ entspannen. Erst nachdem ich mich komplett entkleide und versichere, dass ich wirklich kein Problem mit der FKK-Regel habe, darf ich passieren. Fazit: Wer hier meint, er könne auch mit Badebekleidung entspannen, der täuscht sich.
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Die Saunalandschaft überzeugt
Mir stört das textilfreie Ambiente allerdings, entgegen der Annahme der Mitarbeiterin, nicht. Deshalb kann ich mich an die Entdeckung der zahlreichen Saunen machen, die alle sehr liebevoll gestaltet sind und ein eigenes Thema haben. Besonders gut gefallen mir die 75 Grad warmen Saunen „Art Nouveau“ und „Alhambra“, die 55 Grad warme Wasserfallsauna, in der man sich beim Plätschern des Wassers hervorragend wegträumen kann und das rustikale „Schwarzwald Chalet“, die mit 90 Grad wärmste Sauna, die mehrere Holz-Etagen zum Schwitzen bietet. Hier mache ich auch einen sehr angenehmen Aufguss mit.
Danach folgt zum Abkühlen eines meiner Highlights: die „Kristall Dusche“. In einem abgedunkelten und nur schwach blau beleuchteten Raum prasselt an mehreren Stellen kühles Wasser schwallartig auf den Boden – ein Gefühl, als stünde man inmitten eines Wasserfalls. Ich bin begeistert! Auch die generelle Optik im Wellnessbereich und zwei weitere Sauna-Zeremonien, eine davon in der Dampfsauna mit anschließender Feuchtigkeitsmaske, überzeugen. Ich fühle mich im „Palais Vital“ so wohl und entspannt, dass ich beschließe, hier auch direkt das Essen zu probieren.
Wie ist das Essen im Badeparadies Schwarzwald?
Insgesamt gibt es im Badeparadies Schwarzwald drei Restaurants: Den „PalmGarden“ in der Palmenoase, der klassisches Schwimmbad-Essen bietet, das „Galaxy Splash“ mit geringerer Auswahl speziell für Kinder und das Restaurant „TOP – Taste of Paradise“ im „Palais Vital“, in das ich mich begebe. Die Auswahl ist groß, ich kann zwischen diversen Salaten, Pasta, Burger und regionalen Spezialitäten wählen. Positiv: Fast die Hälfte der Gerichte ist fleischlos.
Ich entscheide mich für den „Fit & Fun Burger“ für knapp 17 Euro. Das ist relativ viel, lohnt sich aber: Der vegetarische Burger mit Roter Bete und Ziegenkäse ist nicht nur frisch zubereitet und wirklich lecker, die Portionsgröße ist auch mehr als ausreichend. Ich würde sogar so weit gehen, dass von dem Burger noch eine zweite Person hätte mitessen können.
Auf einmal Chaos und die Frage: Wer sind Herr und Frau Florian?
Frisch gestärkt mache ich mich auf zum einzigen Bereich, den ich bislang noch nicht erkundet habe: das Rutschen-Paradies „Galaxy“. Doch dort angekommen tönt mir ein extrem lautes Alarm-Signal entgegen. Das scheint die anderen Besucher nicht am Rutschen zu hindern und auf Nachfrage versichert mir auch ein Mitarbeiter, bei echter Gefahr würden alle Besucher evakuiert werden. Nun gut, ich beschließe also die Rutschen zu testen – doch schon nach dem ersten Rutschen werde ich dann doch, mit allen anderen Besuchern der Rutschenwelt, hinaus eskortiert. Meine Badeschlappen muss ich zurücklassen. Dafür schallt nun durch das gesamte Bad die Durchsage „Herr und Frau Florian zur Kasse bitte“ Die Ansage ist nicht zu überhören oder auszublenden und zieht sich im Minutentakt über fast zwei Stunden. Ich und andere Badegäste mutmaßen, ob einem Kind von Herrn und Frau Florian etwas zugestoßen sei?
Zum Glück ist es nicht ganz so tragisch – zumindest verletzt wurde niemand. Der wahre Grund für die Evakuierung ist indes nicht weniger dramatisch: Es hat gebrannt! Eine Fritteuse im Restaurant des Galaxy habe Feuer gefangen, vor allem die enorme Rauchbildung stellte sich in der Folge als problematisch heraus. Das erklärt auch die Durchsage, wie eine Sprecherin TRAVELBOOK im Anschluss mitteilte: „Es gibt einen detaillierten Ablaufplan für die Mitarbeiter und es werden regelmäßig Brandschutzschulungen im Haus durchgeführt. Der Hinweis, dass es einen Brand im Haus gibt, wird den Mitarbeiter tatsächlich durch die Durchsage „Herr und Frau Florian zur Kasse bitte“ mitgeteilt. Diese Ansage kann dann jedoch nur von der Feuerwehr wieder ausgeschaltet werden. Das hat leider etwas gedauert.“
Pech für mich, dass ich ausgerechnet an diesem Tag das Bad besuche. Absolut positiv ist hingegen, wie professionell das gesamte Personal reagierte, obwohl es sich um den ersten Fall dieser Art seit der Eröffnung handelte. Von Panik oder gar Beunruhigung war nichts zu spüren. Einzig der Verlust meiner Badeschlappen schmerzte – auch, weil ich danach nur wenig motiviert das Bad durchschreite. Etwa zwei Stunden nach der Evakuierung des „Galaxy“ beschließe ich, meinen Tag im Badeparadies Schwarzwald zu beenden.
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Lohnt sich ein Tag im Badeparadies Schwarzwald?
Trotz meines chaotischen Endes und des Brand-Debakels, kann ich sagen: Ja, ein Besuch lohnt sich unbedingt. Vor allem das „Palais Vital“ hat mich überzeugt, der Service war großartig und dank der verschiedenen Themenbereiche, glaube ich, dass auch Familien hier glücklich werden. Während sich die Kinder an den Rutschen austoben, können die Erwachsenen entspannen. Positiv finde ich, dass die Entspannungsbereiche tatsächlich nur für Erwachsene sind. So spart man sich im Zweifelsfall unangenehmen Begegnungen – auf beiden Seiten.
Der Eintritt ist zwar nicht günstig, das Preis-Leistung-Verhältnis allerdings solide. Das gilt auch für das von mir getestete Essen. Wermutstropfen ist in meinen Augen auf jeden Fall die Liegen-Situation: Hier würde ich mir mehr kostenfreie Optionen wünschen. Leider konnte ich aufgrund des Brands die Rutschenwelt nicht testen. Vor allem, dass mir die Halfpipe-Rutsche entgangen ist, ärgert mich sehr – allein deshalb muss ich noch einmal wiederkommen!
Wer nun selbst einen Besuch plant, dem würde ich empfehlen, wenn möglich, außerhalb des Wochenendes zu kommen und ein Tagesticket mit Zugang für alle Bereiche zu buchen. Ja, das ist die teuerste Option, aber eine, die sich lohnt. Schließlich besucht man das „Paradies“ im Schwarzwald nicht jeden Tag.
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Infos zum Badeparadies Schwarzwald im Überblick
Anreise: Mit dem Auto aus Richtung Freiburg oder Donaueschingen über die B31 – Ausfahrt Neustadt West. Mit der Bahn nimmt man die Höllentalbahn Richtung Neustadt oder Seebrugg bis zur Haltestelle Titisee. Von dort aus entweder den Bus 7257 nehmen, oder zu Fuß gehen. Dafür den Bahnhof verlassen, hinter dem Bahnhofsgebäude links gehen und dem Straßenverlauf bis zur Unterführung folgen. Dann kommt man über den Parkplatz quasi von hinten an das Badeparadies.
Öffnungszeiten: Regulär jeden Tag von 9 bis 22 Uhr, allerdings hat das „Galaxy“ montags und dienstags geschlossen. In der „Palmenoase“ sind Samstag und Sonntag Familientage. In den Ferien gelten geänderte Öffnungszeiten, mehr Infos dazu hier.
Eintrittspreise:
Die Eintrittspreise setzen sich je nach Auslastung an dem jeweiligen Tag und dem Vorlauf beim Buchen zusammen. Sie sind zudem nach den Themenbereichen gestaffelt.
- Galaxy: Tageskarte: ab 23 Euro, 4 Stunden: ab 17 Euro
- Palmenoase (inkl. Galaxy): Tageskarte: ab 27 Euro, 4 Stunden: ab 20 Euro
- Palais Vital (inkl. Palmenoase und Galaxy): Tageskarte: ab 36 Euro, 4 Stunden: ab 28 Euro