6. Januar 2025, 17:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Thailand hat eine einzigartige Kultur – und eine für europäische Ohren ziemlich komplizierte Sprache. Das äußert sich besonders bei dem eigentlichen Namen der Hauptstadt Bangkok. Dieser ist vor allem für Deutsche ein richtiger Zungenbrecher.
Bangkok ist eine Stadt vieler Superlative. Dass aber selbst der offizielle Name der thailändischen Mega-Metropole ein Weltrekordhalter ist, wissen nur wenige. Mit seinen 168 lateinischen Zeichen gilt der Zungenbrecher als längster Ortsname der Welt – und hat es damit schon vor Jahren ins Guinness Buch geschafft. Wir stellen die Geschichte von Bangkoks echtem Namen vor.
Abgekürzt nennen die meisten Thais ihre Hauptstadt schlicht „Krung Thep“, was allgemein als „Stadt der Engel“ übersetzt wird. Erstaunlicherweise gibt es aber so manchen Thai, der den gesamten Begriff tadellos aufsagen kann, ohne einen Knoten in der Zunge zu bekommen.
Rockband verwendet echten Namen von Bangkok als Songtext
Das hat einen überraschenden Grund. Nicht etwa Drill in der Schule hat dem Volk den Namen ins Hirn gebrannt – sondern ein Lied. Denn Ende der 1980er Jahre vertonte die Rockband Asanee-Wasan den zeremoniellen Namen der Hauptstadt in einem eingängigen Song. Dieser ist laut dem Linguisten Danai Ployplai so bekannt geworden, dass viele Leute ihn nun mitsingen können. Der 31-Jährige hat seine Master-Arbeit über die Entstehung der Thai-Namen geschrieben – speziell solcher, die royaler Natur sind.
Komplett ausgeschrieben lautet der echte Name Bangkoks: Krung Thep Maha Nakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udom Ratchaniwet Maha Sathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit.
Bangkok, so hieß das Dorf am Chao-Phraya-Strom, bevor es 1782 zur neuen Hauptstadt des alten Siam erkoren wurde. Laut Ployplai sei der genaue Ursprung nicht klar, aber zusammengesetzt ist der Name aus „Bang“ und „kok“. Das soll vermutlich soviel bedeuten wie „Ort am großen Fluss mit vielen Bäumen“. In aller Welt ist diese alte Bezeichnung weiter gebräuchlich.
Der echte Name von Bangkok hervorgehoben werden
Aber für die schnell wachsende Stadt, in der seit fast 240 Jahren die Könige des Landes residieren und in deren Metropolregion heute mehr als 10 Millionen Menschen leben, musste ein klangvollerer Name her. Dieser sollte laut Ployplai unbedingt länger sein als andere Stadtnamen, um die Bedeutung des Ortes hervorzuheben. Selbst in thailändischer Schrift hat das aus den altindischen Sprachen Pali und Sanskrit gebildete Wort noch 139 Zeichen.
Auf dem Platz vor dem Rathaus ist der Begriff in goldenen Lettern auf schwarzem Stein eingraviert. Es braucht einige feierliche Sekunden, um den Stadtnamen abzuschreiten. Eine Tafel daneben erklärt die Bedeutung.
Auf Deutsch wäre das demnach in etwa: „Große Stadt der Devas (geflügelte Wesen), Residenz des heiligen Smaragd-Buddhas, voller Wohlstand und immerwährender Schönheit, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, himmlischer Wohnort, der auf der Erde von Thao Sakka Thewarat Witsanukam für die wiedergeborenen Gottheiten gebaut wurde.“
Auch bei Familiennamen zählt Einzigartigkeit
Die Hauptstadt ist nun eine Sache – aber auch mit den Vor- und Nachnamen der meisten Thais ist nicht zu spaßen. Das liegt daran, dass die Bürger sich auch ihre Familiennamen selbst „zusammenbauen“ können. „In Thailand sind Familiennamen so lang und einzigartig, weil nur Menschen den gleichen Nachnamen haben sollen, die miteinander verwandt ist“, schreibt die Thailänderin Surassa Fhaumnuaypol in einem Blog. Deshalb trügen zumeist maximal 100 Menschen den gleichen Familiennamen, sagt Ployplai.
Bei der Auswahl und Zusammensetzung sei den meisten vor allem eines wichtig: Einzigartigkeit. Es ist sogar erlaubt, die Namen von Göttern zu verwenden. Das Gesetz untersagt lediglich die Annahme des Namens des amtierenden Königs. Darüber hinaus gibt es keine Einschränkungen.
Apropos König: Der 2016 gestorbene Rama IX., der weithin schlicht „Bhumibol“ genannt wird, unterschrieb offizielle Dokumente mit: „Phrabat Somdet Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej“. Klingt kompliziert? Stimmt, aber nur so lange, bis es an den zeremoniellen Namen geht: „Phrabat Somdet Phra Paraminthra Maha Phumiphon Adunyadet Mahittalathibet Ramathibodi Chakkrinaruebodin Sayaminthrathirat Borommanat Bophit.“
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Wortbildungen werden immer länger
Noch etwas hebt Thailand von anderen Ländern ab: Die Menschen dürfen ihre Namen auch offiziell auf dem Amt so oft ändern, wie sie Lust haben. Einige Menschen mögen ihren Familiennamen einfach nicht, andere sind überzeugt, dass er Unglück bringt, und wieder andere wurden möglicherweise von einem Mönch dazu geraten, ihren Namen in einen bestimmten anderen zu ändern. Um sich abzusetzen und keinen Namen anderer Familien zu wiederholen, werden die Wortbildungen dabei immer länger.
Simpler wird es beim Spitznamen, den fast jeder Thai hat. Der wird meist von den Eltern vergeben, aber ebenfalls im Lauf des Lebens gern modifiziert. Während Vor- und Nachnamen nur auf offiziellen Dokumenten auftauchen, sind die zumeist simplen Spitznamen allgegenwärtig. Auch hier gilt laut Ployplai: Je ungewöhnlicher, desto besser – wobei sich viele beim Englischen bedienen. „Die Palette reicht von Joke über Smile bis hin zu Gift, Bank, Book, Golf, Apple oder Cherry – Hauptsache, es klingt fremd und einzigartig.“
Mit Material von dpa