31. Mai 2023, 13:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Welche ist die am meisten unterschätzte Stadt der Welt? Diese Frage stellte kürzlich ein Redakteur des renommierten US-Nachrichtenmagazins „CNBC“ insgesamt 175 Reiseexperten aus aller Welt. Die mit Abstand am häufigste Antwort lautete: Bologna. TRAVELBOOK verrät, warum die Hauptstadt der norditalienischen Region Emilia-Romagna den Reiseexperten zufolge unbedingt einen Besuch wert ist. Dazu: Die besten Tipps für Bologna, zusammengestellt von unserer Redaktion.
Bei der Frage nach der am meisten unterschätzten Stadt der Welt ging es laut „CNBC“ darum, eine Stadt zu benennen, die genauso interessant wie ihre bekannteren Nachbarn ist, dafür aber weniger überlaufen und günstiger. Am häufigsten nannten die 175 Reiseexperten Bologna, und das aus drei Hauptgründen. An erster Stelle steht demnach das vorzügliche Essen in Bologna und der Umgebung. Weil die Menschen in Bologna gerne gut und viel essen, wird die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna auch „La Grassa“ – die Fette – genannt. Aus Bologna stammen unter anderem Tortellini, Tagliatelle, die Mortadella und die Bolognese-Sauce.
Grund zwei: Die Architektur und Geschichte von Bologna können mit Städten wie Florenz, Venedig oder Rom durchaus mithalten. So gehört die Altstadt mit ihren insgesamt 38 Kilometer langen beeindruckenden Säulengängen zum Unesco-Welterbe. Als Wahrzeichen von Bologna gelten die bereits im Jahr 1300 gebauten zwei Türme, die 100 Meter hoch über das Stadtzentrum hinausragen.
Der dritte Grund, warum Bologna auf der Bucket List von Italien-Reisenden ganz oben stehen sollte, ist laut „CNBC“ die gute Erreichbarkeit und die angenehme Größe der Stadt, in der man fast alles zu Fuß erkunden kann. Darüber hinaus sei Bologna sehr sicher, die Menschen dort sehr freundlich und die Hotelpreise erschwinglich.
Bologna – die besten Sehenswürdigkeiten und Tipps
Übersicht
Alle Tipps und Inspirationen gibt es in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt auch zum Hören – erzählt von Sonja Koller:
Zerstörung und Wiederaufbau
Dass Reisende nach Bologna kommen, sind die Bewohner der Stadt bereits seit Jahrtausenden gewohnt. Schon zu Zeiten der Römer war die Stadt, damals noch Bononia, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Hier kreuzte sich die in der Po-Ebene wichtigste Straße, die Via Aemilia, mit der Via Flamina, die bis nach Arezzo in der Toskana führte.
Doch der Niedergang des alten Roms hatte auch schlimme Folgen für Bononia. Die Stadt wurde zerstört und geplündert. Erst der Schutzpatron Bolognas, Bischof Petronius, leitete mit dem Bau der Kirche Santo Stefano die Erneuerung und den Wiederaufbau Bolognas ein. Trotz ständig wechselnder Herrscher wuchs die Stadt im Mittelalter zu einem der bedeutendsten und größten Zentren Europas heran. Im Jahr 1506 besetzten die Truppen von Papst Julian II. die Stadt. Bis 1796 gehörte Bologna zum Kirchenstaat.
Bedeutende Sehenswürdigkeiten in Bologna
Torre Garisenda und Torre degli Asinelli
Als Wahrzeichen der Stadt von „Peppone“-Schauspieler Gino Cervi (1901-1974), Musiker Lucio Dalla (1943-2012) und dem ehemaligen Ski-Weltmeister Alberto Tomba gelten zwei im Jahr 1300 gebaute Türme: der Torre Garisenda und der Torre degli Asinelli, beide knapp 100 Meter hoch. Wie heute auch noch beispielsweise in San Gimignano zu sehen ist, ließen im Mittelalter wohlhabende Familien sogenannte Geschlechtertürme errichten, die ihren Wohlstand zeigten. Der Garisenda-Turm neigt sich noch weiter zur Seite neigt als jener in Pisa. Wer ihn aus nächster Nähe sehen will, kann für rund 5 Euro den Asinelli-Turm direkt daneben besteigen.
Piazza Maggiore und Umgebung
Die Piazza Maggiore ist der Hauptplatz der Stadt und einer der Orte, den jeder Besucher gesehen haben sollte. Vor Ort steht nicht etwa eine für Italien typische Kathedrale, sondern eine ganz besondere Basilica, die Basilica San Petronio. Deren unterer Teil besteht aus verziertem Marmor und der obere aus kahlen Backsteinen. Es wird gemunkelt, dass der Papst selbst den Bau eingestellt hat, weil die Kathedrale größer als der Petersdom in Rom werden sollte. Auch die mehr als 1500 Jahre alte Basilika di Santo Stefano ist in der Nähe zu finden.
Universität
Berühmt ist zudem die weltweit drittälteste Universität, die bereits im Jahr 1088 gegründet wurde. Im ehemaligen Hauptgebäude, dem Palazzo Archiginnasio, ist heute die öffentlich zugängliche Stadtbibliothek untergebracht. Auch das Anatomische Theater des Archiginnasio kann man besuchen. Dabei handelt es sich um einen anatomischen Hörsaal aus dem 17. Jahrhundert, der auch heute noch sehr sehenswert ist.
Die Arkaden
Weltberühmt sind auch Bolognas Arkaden – unten Läden und Geschäfte, darüber prächtige Palazzi. Hier kann man bei jedem Wetter entspannt bummeln und einkaufen. Insgesamt sind die Arkaden der Stadt mehr als 38 Kilometer lang – ein weiterer Beleg für den beachtlichen Wohlstand der Bologneser.
Essen in Bologna
Wer das Viertel Quadrilatero im historischen Zentrum von Bologna zum ersten Mal betritt, versteht auf Anhieb, welchen enormen Stellenwert Essen in dieser Stadt hat. Ein kulinarisches Spezialitätengeschäft reiht sich in den engen Gassen an das nächste, in den prall gefüllten Schaufenstern baumelt Parmaschinken in ganzen Keulen über dicken Parmesan-Laiben und Dutzenden Wurst- und Käsesorten, feine Olivenöle stehen in Holzregalen neben Trögen mit frischer Pasta. Aus der ältesten Bäckerei der Stadt duftet es nach Brot, Händler bieten Weine aus der Region zum Probieren an, und auf Holzständen leuchten Obst und Gemüse in allen Farben.
Mittags verwandelt sich das Viertel in eine Art riesigen Outdoor-Streetfood-Markt, auf dem Geschäftsleute und Studenten sich an Stehtischen Nudelgerichte und Platten mit lokalen Wurst-, Schinken und Käsesorten, gereicht mit dem typischen Fladenbrot Piadina, schmecken lassen. Essen bedeutet in Bologna nicht nur Genuss, es bedeutet Lebensqualität.
Besonders im Mercato Delle Erbe kann man Obst und Gemüse in bester Qualität kaufen und auch direkt vor Ort verspeisen. Zudem ist dort auch ein Food Court untergebracht, wo man frische Pizzastücke, Sandwiches oder Pasta essen kann.
Nicht verpassen: Aperitivo!
Der aperitivo ist in ganz Italien eine Institution und die schönste Art, einen Abend zu beginnen. In Bologna aber nimmt man es mit dem Getränk vor dem Abendessen besonders ernst. Vor allem im Sommer füllen sich ab 18 Uhr die Straßen, Bars dehnen sich auf die Straße aus. Zum Martini oder Weißwein gibt es kleine Snacks wie Oliven, Käse und Mini-Pizzen. Bezahlt wird am Ende nur das Getränk. Wichtig: Auch wenn es beim aperitivo sozusagen „Gratis-Snacks“ gibt, sollte man auf keinen Fall zu kräftig zuschlagen. Zum einen, damit man keine brutta figura vor den Einheimischen macht und zum anderen, weil der Aperitif lediglich einen Vorgeschmack für das richtige Abendessen darstellt. Das gibt es bei Italienern aber meist viel später, nach 21 Uhr.
Karte: Lage von Bologna
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(Text: u.a. Jasch Zacharias)