16. Januar 2025, 6:25 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die britische Zeitung „Telegraph“ hat eine Liste der schönsten und hässlichsten Küstenstädte Europas veröffentlicht. TRAVELBOOK hat sich die Verlierer-Städte genauer angeschaut.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Entsprechend dürften sich bei dem einen die Lippen kräuseln, wenn er oder sie eine Skyline aus nebeneinander gequetschten Hotelklötzen am wunderschönen Sandstrand sieht – ja, mir zum Beispiel – und dieser Jemand sich schnellstmöglich in ein naturbelassenes, bestenfalls gänzlich unangetastetes Naturidyll wünschen. Andere mögen genau das: Hotels direkt am Strand, alles drumherum hübsch aufgeräumt und sauber. Und die nehmen den Anblick nicht nur in Kauf, sie finden ihn gar nicht erst schlimm. Und dann gibt es sicher noch viele andere, die viele andere Meinungen dazu haben. Will sagen, Geschmäcker sind verschieden, weshalb die aktuelle Liste der hässlichsten Küstenstädte, die der britische „Telegraph“ aufgestellt hat, zumindest mit minimalem Argwohn betrachtet und auf jeden Fall als hochgradig subjektiv bewertet werden sollte. Nicht zu vergessen, dass neben hübscher oder weniger hübscher Architektur vielerorts Auswirkungen von Massentourismus, Umweltverschmutzung oder schlicht Geldmangel zu dem nicht-instagram-tauglichen Aussehen mancher Küstenorte geführt haben.
Doch lesen und sehen Sie einfach selbst und vor allem, machen Sie sich Ihr eigenes Bild: Das sind die sieben vermeintlich hässlichsten Küstenstädte Europas nach Meinung des „Telegraph“.
Übersicht
Die 7 hässlichsten Küstenstädte in Europas laut „Telegraph“
Monaco
Die erste Küstenstadt auf der Liste der hässlichsten Küstenstädte Europas ist das Luxus-Domizil Monaco. Laut dem „Telegraph“-Autor stapeln sich die 36.000 Einwohner des Stadtstaats in Hochhäusern, „jedes drängt sich seinen Weg hinein, um einen besseren Meerblick zu haben.“ Die Hasstirade geht weiter mit den Worten: „Dies ist also eine sich selbst erhaltende Blase aus Extravaganz, Luxus und vielen Polizisten. Die Kulisse ist grandios – die Berge direkt im Hintergrund, das Mittelmeer vor der Nase (…). Die Show lebt jedoch von Reichtum und der Normalbürger hat im besten Fall nur ertragene Statistenrollen im Nimmerland.“ Inwieweit es hier wirklich um das Stadtbild oder die finanzielle Überflussblase geht, sei dahingestellt.
Zugegeben, als ich bei einem Roadtrip von Italien kommend auf Monaco zufuhr, war ich überrascht, hatte ich mir von dem Stadtstaat klar stilvolleren Prunk und sicherlich nicht so viele Hochhäuser erwartet. Mindestens genauso unansehnlich war meiner Ansicht nach jedoch auch Nizza, wenig später auf der Strecke. Diese Küstenstadt taucht in der Liste des „Telegraph“ jedoch nicht auf. Darüber hinaus ist Monaco ein Stadtriese in der Nähe von zauberhaften kleinen italienischen Dörfern und Städten – vielleicht stößt seine fehlende Schönheit auch deshalb so stark auf?
Ostia, Italien
Ostia, beziehungsweise Lido di Ostia, ist ein Vorort der italienischen Hauptstadt Rom und offenbar eine äußert hässliche Küstenstadt, zumindest wenn man dem „Telegraph“ glauben möchte. Dessen Autor erklärt, dass der Sand hier zwar okay sei, das Wasser jedoch unbedingt zu meiden. Die Kulisse selbst beschreibt er als: „Reihen moderner Wohnblocks im Hintergrund, mit kaum einem Hauch von Grün.“
Ostia ist nicht unbedingt eine Schönheit
„Der Lido di Ostia, der Stadtstrand der Römer, ist per Bahn mit der Innenstadt verbunden und schnell erreicht. Allerdings ist der gleichnamige Vorort Roms, abgesehen von der Lage am Meer, nicht unbedingt eine Schönheit. Die Bauten sind größtenteils modern und vom italienischen Rationalismus geprägt. Lohnenswert ist da vielmehr ein Ausflug zu den Ruinen von Ostia Anita – der einstigen Hafenstadt der Römer.
Wer es im Sommer in der stickig-heißen Luft Roms nicht mehr aushält und ans Meer möchte, findet südlich von Ostia weitaus schönere und weniger überfüllte Strände. Ein Bus fährt mehrmals täglich von Ostia aus die Küstenstraße entlang bis nach Anzio und hält an den durchnummerierten Strandabschnitten. Dabei gilt: Je weiter man sich von Ostia wegbewegt, desto leerer (und ruhiger) werden die Strände.“
Ploče, Kroatien
Auch das Urlaubsland Kroatien bekommt in der Liste der britischen Zeitung sein Fett weg, genauer die Stadt Ploče. Die befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen den beliebten Urlaubsstädten Split und Dubrovnik, was laut der Autorin leicht zu der Annahme verleiten könne, es sei ein vernünftiger Ort zum Anhalten. „In Wirklichkeit ist es ein heruntergekommener Hafen mit einem petrochemischen Terminal und Getreidesilos an der Mündung des Flusses Neretva“, moniert sie.
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Kemer, Türkei
Die nächste Küstenstadt auf der Liste der europäischen Hässlichsten ist Kemer, ein Badeort an der türkischen Riviera. Der hat laut dem „Telegraph“ gemeinsam mit nahegelegenen Resorts nicht nur um die Jahrhundertwende die ursprünglichen kleinen Fischerdörfer verdrängt, sondern ist zudem auch noch „völlig charakterlos“. Der Autor erklärt: „Eintönige, abgeschottete Hotelkomplexe, Wasserparks, langweilige Restaurants und Einkaufszentren bilden zusammen eine leblose Mischung aus dem Set der ,Truman Show‘ und einem Ferienlager der Pontins.“ Dennoch kommen im Jahr rund 300.000 Besucher in den charakterlosen und eintönigen türkischen Urlaubsort und haben laut dem britischen Medium sogar eine gute Zeit.
La Línea de la Concepción, Spanien
Etwas gütiger äußert sich die „Telegraph“-Autorin zu La Línea de la Concepción in Spanien. Sie erkennt an, dass „die Geschichte nicht gerade freundlich“ zu der Stadt an der spanischen Grenze zu Gibraltar gewesen sei. Zugleich bemängelt sie neben der von Hochhäusern blockierten Sicht die Existenz der nahe gelegenen Ölraffinerie. Sie schreibt: „Blickt man aufs Meer, ist der Horizont mit Öltankern in der Bucht von Gibraltar übersät. Es gibt vereinzelte Anzeichen einer Erneuerung, aber wenn man La Líneas Ruf als Hauptstadt der Kriminalität hinzufügt, hat die Stadt noch viel zu tun.“
Laganas, Zakynthos, Griechenland
Der vorletzte Ort in der Liste der hässlichsten Küstenstädte Europas ist Laganas auf der griechischen Insel Zakynthos. Wobei, streng genommen ist es nicht Laganas selbst, über das sich der „Telegraph“ hier beschwert, es ist ein „1,6 Kilometer langer Strandabschnitt voller Clubs und Bars und den Bürgersteigen voller barbusiger Jungs und Mädchenbanden in knappen Bikinis.“ Der Rest des Feriendorfs sei tatsächlich in Ordnung, gebe es „jede Menge traditionelle Tavernen, entspannte Bars und familienfreundliche Ferienorte.“ Wie kommt es dann, dass Laganas auf einer nur sieben-Orte-starken Liste der hässlichsten Küstenstädte Europas auftaucht?
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Albufeira, Portugal
Der letzte Küstenort in der Liste ist das bei Deutschen beliebte Feriendomizil Albufeira an der portugiesischen Algarve. Die „Telegraph“-Autorin beschreibt das ehemalige Fischerdorf als einen Schreckensort mit „seiner endlosen Anzahl an Bars, dem pulsierenden Nachtleben und den billigen Unterkünften in hässlichen, modernen Wohnblocks, die den Strand säumen“. Das echte, ursprüngliche Portugal sei hier nicht mehr zu finden.
Meinung: Wir sind alle mitverantwortlich für das Verschwinden der Ursprünglichkeit
„Ich habe ein paar Jahre an der Westküste der Algarve gelebt, in einer kleinen Stadt am Meer und bin weiterhin oft in Portugal. Um Albufeira habe ich immer schon einen großen Bogen gemacht, bin auch ich kein Fan von Hotelklötzen, Partymeilen und Konsorten. Dennoch möchte ich hier zwar keine Lanze für Albufeira brechen, aber zumindest das Bild geraderücken: Auch Albufeira hat nette Ecken und besitzt neben hässlichen Wohnblocks und Hotelklötzen auch die für Portugal typischen Häuser.
Und viel wichtiger: Wir alle, die wir Portugal lieben, darüber schreiben und ständig hinreisen, sind Teil der großen Probleme, denen sich die Portugiesen und anderen Bewohner inzwischen gegenübersehen, allen voran dem nicht mehr bezahlbaren Wohnraum. Und nicht zuletzt sind Touristen auch für das Schwinden der ursprünglichen, kleinen Fischerdörfer mitverantwortlich. Touristenstädte, wie das – übrigens von etlichen Deutschen frequentierte Albufeira – entstehen ja nicht einfach so, sondern aus vielschichtigen Gründen. Unter anderem dem, dass genug Urlauber solche Art Orte gut finden. Aber auch, dass das Land selbst immer beliebter wird und entsprechend Platz für die Urlauber geschaffen wird. Doch niemand zwingt einen, in Touristenhochburgen zu fahren.“