30. Januar 2025, 6:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Stadt Ceuta ist eine geographische Besonderheit. Denn obwohl sie an der Grenze zu Marokko auf dem afrikanischen Kontinent liegt, gehört sie politisch zu Spanien und somit auch zur Europäischen Union. Und obwohl sie über viele Eigenschaften verfügt, die ein traumhaftes Reiseziel ausmachen, kommen kaum Touristen hierher. Das hat einen traurigen Grund.
Stellen Sie sich einmal ein Reiseziel vor, das günstig ist, direkt am Meer liegt, schöne Strände hat und bei all diesen Vorteilen nicht hoffnungslos überlaufen ist. Klingt zu schön um wahr zu sein? Nun, die Stadt Ceuta ist genau so ein Ort, und doch verirren sich pro Jahr nur wenige zehntausend Reisende weltweit hierher. Denn Ceuta bietet Besuchern zwar die interessantesten und vielseitigsten Einflüsse aus gleich zwei Kontinenten. Doch seine besondere geographische Lage ist nicht zuletzt der Grund, warum viele von einer Reise dorthin abgeschreckt sind.
Ceuta ist eine sogenannte Exklave, also ein Gebiet außerhalb eines Landes, das dennoch politisch zu diesem gehört. Und obwohl die Stadt sich auf dem afrikanischen Kontinent, direkt an der Grenze zu Marokko befindet, gehört Ceuta eben zu Spanien, und somit auch zur Europäischen Union. Laut dem Portal „Travel off Path“ ist das bereits seit dem Jahr 1668 der Fall. Gegründet schon im ersten Jahrhundert vor Christus und damit mehr als 2000 Jahre alt, hinterließen hier im Laufe der Zeit sowohl die Mauren als auch die Portugiesen und eben die Spanier ihre kulturellen Spuren.
Sehnsuchtsziel von Migranten
Obwohl Ceuta vom spanischen Festland aus von der Stadt Algeciras mit der Fähre in unter einer Stunde erreichbar ist, kommen aus Europa und selbst aus Spanien kaum Touristen hierher. Im gesamten Jahr 2023 waren es laut der einheimischen Zeitung „El Pueblo de Ceuta“ gerade einmal 65.000 Gäste. Die meisten von ihnen stammten aus Spanien, vor allem aus Madrid und dem Afrika nahe gelegenen Andalusien. Über das Meer sind es nur wenige Kilometer mit dem Schiff von Europa nach Afrika, wobei auch die Preise für die Überfahrt sehr erschwinglich sind.
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Schiffe fahren ab Algeciras mehrfach täglich nach Ceuta. Von Orten wie Tarifa oder auch dem britischen Überseegebiet Gibraltar kann man zudem die Hafenstadt Tanger im nahen Marokko ansteuern. Woran liegt es also, dass die spanische Exklave auf afrikanischem Boden so wenige Besucher sieht? Nun, das hat einen traurigen weltpolitischen Grund. Denn da Ceuta politisch gesehen zu Spanien gehört, ist es gleichzeitig auch Teil der Europäischen Union. Und damit Sehnsuchtsziel unzähliger Flüchtlinge aus ganz Afrika, die immer wieder versuchen, den stark befestigten und bewachten Grenzzaun zu überwinden und hier Asyl zu suchen.
Vorwürfe von NGOs
Denn aufgrund seines seltenen Sonderstatus gilt hier eben auch das Recht der EU. Wer es also auf das Territorium von Ceuta schafft, hofft auf eine Chance, von hier aus nach Europa zu gelangen. So gibt es immer wieder regelrechten Anstürme von Flüchtlingen auf die Stadt, wie schon ein kurzer Blick auf die Nachrichtenseiten bei einer Google-Suche zeigt. Im Februar 2014 kam es beispielsweise zu einem Vorfall mit den spanischen Grenzbehörden, der mindestens 15 Menschen das Leben kostete. Der Seite „Euronews“ nach behindert Spanien laut NGOs den Zugang zu Asyl.
Als es 2021 zu einem politischen Streit zwischen Spanien und Marokko kam, schickte Marokko 8000 Flüchtlinge per Schiff in die Häfen von Ceuta und Melilla, der zweiten spanischen Enklave in Afrika. Bereits 2015 hatte Spanien sein Ausländergesetz verschärft und es somit Behörden in „Übersee“ erlaubt, Flüchtlinge direkt bei deren Ankunft notfalls auch unter Einsatz von Waffengewalt zurückzudrängen (gemeint ist der Einsatz von Gummigeschossen). Erst im Juni 2022 war es in Melilla zu einem noch drastischeren Vorfall gekommen, wobei mindestens 32 Migranten ihr Leben verloren.
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Das bietet Ceuta Urlaubern
Es sind diese dauerhaft produzierten düsteren Schlagzeilen, die mehr Menschen und vor allem Urlauber davon abhalten, nach Ceuta zu kommen. Dabei bietet die Stadt viel Interessantes, das sich zu entdecken lohnt. Zum Beispiel die Promenade Paseo de los Palmeras nahe am Meer. Dort finden sich auch noch die Überreste arabischer Dampfbäder aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswert sind zudem die europäisch geprägte Altstadt sowie der Hafen von Ceuta mit seinen dicken Mauern, die einst der Verteidigung der Stadt dienten. Sie wurden bereits im Jahr 962, also vor mehr als 1000 Jahren, erbaut.
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Im Zentrum der Stadt, besonders am Plaza de Africa, findet man zahlreiche Cafés, Restaurants und Geschäfte. Kulinarisch bietet Ceuta Besuchern die besten Einflüsse sowohl aus Europa als auch Marokko. „Travel off Path“ empfiehlt hier besonders das reichhaltige Angebot an Fisch und Meeresfrüchten. Naturfreunden bietet Ceuta zudem einige Möglichkeiten zum Wandern und/oder Radfahren. Nicht zu vergessen die schönen Strände und Temperaturen, die sich auch im Herbst durchschnittlich noch bei mehr als 20 Grad befinden.