3. Mai 2017, 10:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Eingerahmt von Frankfurt am Main, Mainz und Wiesbaden, scheint das kleine Darmstadt zunächst nicht besonders zu sein. Dabei es ist durchaus ein Ort, in den man sich verlieben kann. Vier Jahre lang hat TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann dort gelebt und verrät, warum sich ein Besuch lohnt.
Mal ehrlich: Mit Mainz, Wiesbaden und Frankfurt ist das Rhein-Main-Gebiet an sehenswerten Städten nicht gerade arm. Aber hätten Sie auch Darmstadt zu dieser Liste gezählt? Nein? Sollten Sie aber. Denn die kleine Stadt hat einen unvergleichlichen Charme – doch zugegeben, der offenbart sich oft erst auf den zweiten Blick. Gerade deswegen lohnt es sich aber, Darmstadt einmal zu besuchen. Es gibt hier einiges zu entdecken: Ob bunte Parks, weltberühmte Architektur oder das zweitkleinste und eines der sympatischsten Erstliga-Stadien Fußball-Deutschlands.
Darmstadt ist durch seine vielen Studenten zudem eine sehr lebendige Stadt – dank ihres Rufs als Wissenschaftsstadt kommen junge Menschen aus aller Welt hierher.
Die Einwohner Darmstadts grüßen sich hier mit Gude, eine Eigenart von „Guten Tag“ und nennen sich selbst liebevoll „Heiner“, wobei der Ursprung dieses Namens im Verlauf der Geschichte verloren gegangen scheint – böse Zungen behaupten aber, er sei auf eine damals in der Gegend ansässige Räuberbande zurückzuführen.
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In Darmstadt findet Hessens größtes Musikfestival statt
Sogar ein paar Superlative kann das kleine Darmstadt für sich beanspruchen, das nur etwa 155.000 Einwohner hat, ungefähr halb so viel wie Mannheim: Zum Beispiel findet hier jährlich das Schlossgrabenfest statt, ein mehrtägiges Open-Air-Event, bei dem zahllose Bands auftreten – es ist das größte Musikfestival Hessens und eines der größten kostenlosen Freiluft-Events dieser Art in ganz Deutschland.
Und wenn wir schon bei Events sind: Im verträumten kleinen Stadteil Bessungen mit seinen engen Sträßchen findet jedes Jahr mit dem „Bessunger Frühlingserwachen“ eines der beliebtesten Stadt-Feste statt, und die „Bessunger Knabenschule“ ist eine der ersten Adressen für Musik-Veranstaltungen.
Exzessive Partys und das „Darmstadtium“
Mit dem Studentenwohnheim Karlshof findet sich in Darmstadt zudem eine der größten Anlagen der Bundesrepublik, die auch eine Rolle in dem Film „13 Semester“ spielte, und zumindest früher für seine oft exzessiven Partys berüchtigt war. Nicht zuletzt ist ein radioaktives chemisches Element nach der Stadt benannt, nämlich das sogenannte „Darmstadtium“ – 1994 wurde es hier von Wissenschaftlern erstmals hergestellt.
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Der Herrngarten und Bürgerpark
Natürlich gibt es auch zahlreiche Orte und Sehenswürdigkeiten in Darmstadt, die es lohnt, zu besuchen: Wer Wert auf ruhige Natur und buntes Leben gleichzeitig legt, der sollte einen Spaziergang im Herrngarten unternehmen, einem Park mit wunderbaren alten Bäumen, der früher der Garten des nahe gelegenen Schlosses war, das bis heute mitten im Stadtzentrum steht.
Wer es eher sportlich mag, findet im Bürgerpark Fußball-, Basketball- und Tennisplätze, ein Hallen- und ein Freibad sowie einen Skateboardpark, die Skateplaza, den die einheimischen Skater übrigens in Abstimmung mit der Stadt extra nach ihren Bedürfnissen bauen konnten.
Für endlose Spaziergänge eignet sich der Park Rosenhöhe mit seinen anschließenden weiten Feldern und Wäldern. Viele Heiner betreiben hier auf gemieteten Parzellen eigene Kleingärten, zudem sorgen die Streuobstwiesen im Sommer und Herbst mit Äpfeln, Birnen und Kirschen für Freude bei Besuchern.
Die Waldspirale – das berühmte Hundertwasserhaus
Vom Park Rosenhöhe aus ist es auch nicht mehr weit bis zur Mathildenhöhe mit ihrem beeindruckenden Hochzeitsturm und der russischen Kapelle – in der Gegend wohnen auch viele Künstler in der sogenannten Jugendstilkolonie in zum Teil wahrlich monumentalen Häusern. Eine echte Sehenswürdigkeit ist das farbenfrohe Hundertwasserhaus namens Waldspirale, erbaut von dem weltberühmten gleichnamigen Architekten.
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Wer moderne Architektur mag, kann mit dem Darmstadtium das städtische Kongresszentrum oder das von Rolf Prange entworfene Staatstheater besuchen, das oberhalb des zentralen Luisenplatzes liegt.
Das zweitkleinste Stadion der 1. Bundesliga
Ein echtes Ereignis sind die Heimspiele von SV Darmstadt 98 – das Stadion am Böllenfalltor, oder einfach „Bölle“, ist nach dem Ingolstädter Stadion die zweitkleinste Erstliga-Arena Deutschlands, aber trotzdem eines mit grandioser Stimmung. Auch wenn die Erstklassigkeit der Lilien, wie der Klub auch liebevoll genannt wird, nicht jede Saison garantiert werden kann, die tollen Fans machen jedes Spiel zu einem erstklassigen Erlebnis.
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Deftiges, selbstgebrautes Bier und Party
Wer nach einem langen Tag Hunger verspürt, der sollte am Schlossplatz im Ratskeller einkehren, wo es bei verschiedenen Gerichten wie Haxe auch gerne mal deftig wird. Probieren Sie unbedingt das selbstgebraute Bier.
Gleich nebenan und immer für einen Absacker gut ist die legendäre Goldene Krone, ein denkmalgeschütztes Gasthaus aus dem 17. Jahrhundert, wo auch zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte stattfinden.
Wer dann immer noch nicht genug hat, kann im Schlosskeller, einer kultigen Disko in den Katakomben des Darmstädter Stadtschlosses, noch ein bisschen abtanzen gehen. Besonders im Sommer ist der Innenhof vor dem Eingang ein Treffpunkt für junge Leute aus der ganzen Stadt, und die Tanzfläche ist fast immer voll. Und wenn man dann nach einem langen Tag so langsam müde wird, verabschiedet man sich einfach bis zum nächsten Besuch – natürlich mit einem gemächlichen Gude.