17. Januar 2023, 12:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bierfest unter freiem Himmel, ein Tiefkühl-Markt und das weltweit größte Labyrinth aus Eis: Der Winter in den kältesten Städten der Welt sieht kreativer und bunter aus, als manch einer es vermuten würde. Wir stellen die fünf kältesten Städte der Welt vor. In einer davon messen die Temperaturen aktuell minus 51 Grad!
Während sich die Temperaturen in Deutschland gerade um den Nullpunkt tummeln und viele sich sicherlich bereits nach den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings sehnen, ist an diesen in anderen Regionen der Welt noch kaum zu denken. In Asien und Amerika gibt es einige Städte, in denen klirrende Kälte und zugefrorene Gewässer rund das halbe Jahr zum Alltag gehören. Eine von ihnen ist die sibirische Stadt Jakutsk, die heute (Stand: 17. Januar 2023) minus 51 Grad misst – und das ist nicht einmal die niedrigste Temperatur, die jemals in einer bewohnten Stadt gemessen wurde. TRAVELBOOK stellt Ihnen die fünf kältesten Städte der Welt vor.
Jakutsk, Russland
Sibirien: Bei dem Stichwort werden wohl die meisten an Eiseskälte denken. Besonders kalt ist es im russischen Jakutsk. Die Stadt ist mehr als 8000 Kilometer von Moskau entfernt und gilt als die kälteste Großstadt der Welt. Während wir uns in Deutschland schon ab März langsam auf den Frühling einstellen, dauert der Winter hier von Oktober bis Mai. Acht Monate, in denen die Temperaturen auf minus 60 Grad fallen können. Ganz so kalt ist es in Jakutsk aktuell nicht, aber die aktuellen minus 51 Grad dürften zum Schlottern reichen (Stand: 17. Januar 2023).
In Sibirien weiß man jedoch, mit der Kälte umzugehen. Auf dem Bauernmarkt von Jakutsk kann man nicht nur tiefgefrorenen Fisch, sondern auch Lebensmittel wie Milch, Wurst und Gemüse tiefgefroren kaufen. Wer durch die Straßen der kältesten Großstadt der Welt läuft, sollte sich nicht wundern, wenn ein Rentierschlitten den Weg kreuzt. Da Automotoren erst im Sommer wieder anspringen, wird hier alternativ auf diese tierischen Gespanne zurückgegriffen. Bewohner, die nicht auf ihr Auto verzichten können, lassen den Motor pausenlos laufen.
Die eisige Kälte beeinflusst alle Bereiche des Lebens. Auch den Gang zur Toilette. Denn weil die Kälte es schier unmöglich macht, Abflussrohre zu verlegen, ist es hier nicht unüblich, aufs Plumpsklo zu gehen. Um die Sache noch etwas ungemütlicher zu machen: Die Plumpsklos befinden sich meist draußen.
Aber es geht sogar noch extremer. Nämlich in den kleinen Orten Oimjakon und Werchojansk, die mit dem Auto etwa 33 Stunden entfertn sind. Sie gelten als die kältesten dauerhaft bewohnten Gebiete der Welt – der Minus-Rekord in Oimjakon lag bei minus 71,2 Grad im Jahr 1924, in Werchojansk bei minus 67,2 Grad. Aktuell ist es hier allerdings deutlich „wärmer“, die derzeitigen Temperaturen liegen bei minus 41 und minus 44 Grad (Stand: 17. Januar 2023).
Ulan-Bator, Mongolei
Ulan-Bator, die Hauptstadt der Mongolei, ist die kälteste Hauptstadt der Welt. Fast 1,5 Millionen Menschen leben hier und halten Jahres-Durchschnittstemperaturen von minus zwei Grad aus. Manche aber kommen ausgerechnet während der kältesten Monate in die Stadt: Die Nomaden, die auf den Bergen noch kälteren Winden ausgesetzt werden.
Die kalten Winde, die von den Bergen kommen, lassen die Temperaturen in der Stadt sogar noch eisiger erscheinen. Die Luft ist dann so kalt, dass der Schnee flirrt, wie wir es sonst von Staub kennen. Aktuell klettert das Thermometer in Ulan-Bator runter auf minus 18 Grad (Stand: 17. Januar 2023).
Während dieser kalten Monate vertreibt man sich in der Mongolei die Zeit gerne mit dem Eisspiel Musun Shagai, wie es auf der Website von Tour Mongolia heißt. Gespielt wird auf einem Eisfeld. Die Teilnehmer versuchen, Knöchelknochen von Kühen auf einer Spur gleiten zu lassen und dabei bestimmte Ziele zu treffen. Ein Winter-Highlight in der Mongolei ist auch das jährliche Winterfestival im März. Auf den Frühling warten müssen die Bewohner danach jedoch noch ein wenig länger: Erst im Mai steigen die Temperaturen über die Null-Grad-Grenze. Bis Juni aber bleiben einige Seen zugefroren, während es in der Würste Gobi schon mal 40 Grad erreichen kann. Im Winter fällt in der Wüste sogar manchmal Schnee.
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Astana, Kasachstan
Die Bewohner der Hauptstadt Kasachstans – die nach drei Jahren mit dem Namen Nur-Sultan seit 2022 wieder Astana heißt – müssen nicht nur besonders lange, sondern auch extrem eisige Winter aushalten. Von November bis April liegen die Temperaturen in Astana bei durchschnittlich minus 15 Grad. Aktuell messen die Thermometer hier minus 13 Grad (Stand: 17. Januar 2023).
Doch auch in Astana versucht man das Beste aus dem langen Winter zu machen und verwandelt den zugefrorenen Fluss Ishim, der die Stadt teilt, in dutzende Eislaufbahnen. Für Kinder werden auf dem Fluss zudem jeden Winter Rutschen erbaut. Direkt vor dem Rathaus kann man außerdem rodeln und die Bewohner von Astana bauen zudem ganze Eiswelten mit zahlreichen Skulpturen in die Stadt.
Winnipeg, Kanada
Der Winter beginnt im kanadischen Winnipeg streng genommen schon im Oktober. Dann sind Temperaturen unter null Grad keine Seltenheit mehr. In Winnipeg können die Temperaturen im Winter bis auf minus 45 Grad sinken. Ab Mai klettert das Thermometer wieder regelmäßig auf Grade über dem Gefrierpunkt. Aktuell sind es immerhin „nur“ minus 9 Grad (Stand: 17. Januar 2023).
Auch die Bewohner von Winnipeg, der Hauptstadt der Provinz Manitoba, machen das Beste aus den eisigen Temperaturen im Winter. In der ganzen Stadt wird Schlittschuh gefahren, in Parks werden Loipen und Rodelbahnen aufgebaut. In Saint Adolphe, einem Vorort der Stadt, gibt es ein besonders winterliches Highlight: Jährlich wird dort das größte Schnee-Labyrinth der Welt aufgebaut. Und das, obwohl man das Monstrum, das sich über 240.000 Quadratmeter erstreckt, nur zwischen Januar und März besuchen kann.
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Minneapolis, USA
Wer ins Auto steigt, braucht sieben Stunden, um von Winnipeg, der kältesten Stadt Kanadas, nach Minneapolis, der kältesten Stadt der USA, zu fahren. Für Nordamerika praktisch ein Katzensprung. Und obwohl in den Wintermonaten in Minneapolis oft eine scheinbar unerträgliche Kälte herrscht, ist richtig was los in der US-amerikanischen Stadt. So findet hier jährlich ein Winterkarneval und das größte Winter-Bier-Festival statt. Beide Feiern steigen während der kältesten Monate im Jahr unter freiem Himmel.
Die Einwohner von Minneapolis wissen ihre Freizeitaktivitäten dem Winter anzupassen. Hobbys wie Eishockey, Skifahren, Langlaufen, Rodeln und Eisfischen sind hier besonders beliebt. Ein besonderes Highlight für Besucher, die sich im Winter nach Minneapolis trauen, ist der gefrorene Minnehaha-Wasserfall, der sich in einem Park der Stadt befindet. Aber gefrorenes Wasser ist nicht gleich gefrorenes Wasser. Denn jenes in Minneapolis ist so kalt, dass es hier Phänomene zu beobachten gibt, die wir so aus Deutschland so nicht kennen. Etwa, wenn sich Eisplatten wie von Geisterhand übereinander stapeln. Das passiert, wenn starker Wind über eine sehr dünne Eisschicht fegt, die extrem kalt ist.
Nicht selten fällt das Thermometer in Minneapolis auf bis zu minus 40 Grad. Aktuell ist es hier jedoch fast warm: In Minneapolis ist gerade 1 Grad plus (Stand: 17. Januar 2023).