27. September 2022, 5:17 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Für den Urlaub muss es nicht immer weit weg gehen, wie zahlreiche Urlaubsorte in Deutschlands direkter Nachbarschaft beweisen. Heute begeben wir uns in unser Nachbarland Belgien, und zwar in eine Stadt, die völlig zu Unrecht oft bei der Suche nach einem Weekend-Getaway übersehen wird: Antwerpen. Was man in der größten Stadt Belgiens nicht verpassen sollte: TRAVELBOOK gibt einen Überblick.
Antwerpen ist mit mehr als 500.000 Einwohnern die größte Stadt Belgiens – ein Fakt, den man kaum glauben mag, wenn man dort war. Denn trotz ihrer Größe ist die Stadt so weit vom Großstadtstress entfernt wie belgische Schokolade von Discounter-Ware. Selbst in den engeren Gassen der Altstadt und an den begehrten Sehenswürdigkeiten gibt es selten Stau oder Gedränge. Nun gibt es hier auch weniger internationale Touristen und weltbekannte „Highlights“ wie etwa in Brüssel, wo man das Manneken Pis schon von Weitem an der gigantischen Traube fotohungriger Urlauber erkennt. Dafür aber kann man hier belgische Kultur und eine Stadt mit einer langen und reichen Historie kennenlernen.
Tipps und Inspirationen aus diesem Artikel gibt es auch in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt zum Hören – erzählt von TRAVELBOOK-Redaktionsleiterin Larissa Königs.
5 Tipps, was man bei einem Wochenend-Trip nach Antwerpen erleben sollte:
1. Den Sint-Anna-Tunnel begehen
Wer in Antwerpen unterwegs ist, merkt schnell, welche Rolle das Wasser in der Stadt spielt. Vor allem die Schelde, der Fluss, der die Stadt teilt, ist omnipräsent. Zum einen, weil viele Entwicklungen der Stadt, wie etwa der wirtschaftliche Aufschwung auf ihn zurückzuführen sind, aber auch, weil vieles, was man erleben kann, am, auf oder in diesem Fall unter dem Wasser sind. Ein echtes Highlight in Antwerpen ist nämlich der Sint-Anna-Tunnel. Hierbei handelt es sich um einen Fußgängertunnel, der unter der Schelde hindurchfuhrt.
Auf beiden Seiten kommt man zum Eingang des Tunnels über jeweils zwei lange Holz-Rolltreppen, die, wie auch der Tunnel, in den 1930er Jahren gebaut wurde. Damals wurde auf der rechten Seite ein neues Viertel erschlossen. Doch weil auf der Schelde so viel Schiffsverkehr herrscht, kam eine Brücke nicht infrage. Also baute man in einer Tiefe von 31 Metern den 572 Meter langen Tunnel, den heute Einheimische wie auch Urlauber nutzen können. Übrigens: Seit den 1990er Jahren sind auch Fahrräder im Tunnel erlaubt.
2. Antwerpen vom Wasser aus erleben
So, jetzt sind Sie zu der anderen Seite der Stadt gelaufen und fragen sich, wie es zurückgeht? Nun, wer nicht dieselbe Strecke wieder zurückgehen möchte, kann sich einfach auf das Wasser begeben. Auf beiden Seiten befindet sich einen kurzen Weg vom Fußgängereingang entfernt eine Anlegestelle am Wasser. Hier fährt die Sint-Anna-Fähre ab. Besagte Fähre ist ein kleines Boot, auf dem 200 Leute Platz haben, und das ununterbrochen von einem Ufer zum anderen pendelt. Die Fahrt dauert etwa drei Minuten und ist kostenlos.
Wer eine längere Bootstour anstrebt, kann in Antwerpen auf teure Touri-Schiffe getrost verzichten. Denn mit dem Waterbus lässt sich die Stadt ebenso gut vom Wasser aus betrachten. Die Fähre, die in Antwerpen von den Einheimischen wie ein normales öffentliches Fortbewegungsmittel genutzt wird, fährt einmal pro Stunde an verschiedenen Punkten in der Stadt ab. Eine einfache Fahrt kostet 3 Euro.
3. Am Groten Markt Bitterballen snacken
Mit dieser Aktivität können sie direkt zwei To-dos in Antwerpen abhaken. Denn neben der alten Burg „Het Steen“, dem ältesten Gebäude der Stadt, ist ein Besuch der historischen Altstadt natürlich Pflicht bei einem Trip in die Stadt. Die Altstadt konzentriert sich rund um den Groten Markt (den großen Markt), der seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Der Platz gilt als einer der schönsten Belgiens, auch dank des großen Brabobrunnens und der prachtvollen Gildehäusern im flämischen Renaissancestil, die den Wohlstand der mittelalterlichen Handelsstadt bezeugen. Zudem befindet sich hier das Stadhuis, das Rathaus der Stadt. Es wurde 1560 erbaut, war Vorlage für viele Regierungsgebäude in Mittel- und Nordeuropa und gilt als eines der wichtigsten Renaissance-Gebäude des Landes, schreibt „Visit Flandern“.
Neben den architektonischen Highlights finden sich rund um den Groten Markt zahlreiche Restaurants, Kneipen, Bars und Cafés. In nahezu allen finden sich, neben belgischen Pommes, Bitterballen auf der Karte. Dabei handelt es sich um kleine frittierte Kugeln aus Kartoffelbrei mit Gehacktem. Schmeckt wirklich leckerer, als es sich anhört.
4. Im Rubenshuis oder im Mas Museum Kultur tanken
Wer noch 2022 einen Kurztrip nach Antwerpen plant, sollte unbedingt das Rubenshuis besuchen. Dort lebte einst Peter Paul Rubens mit seiner Frau und seinen Kindern und malte mit seinen Schülern und Assistenten. Heute lohnt sich ein Besuch nicht nur wegen der Ausstellungen, sondern auch wegen der Anlage an sich. Das Haus wird wegen seines italienischen Flairs auch „Palazzo an der Schelde“ genannt. Allerdings wird das Rubenshuis ab Januar 2023 renoviert und ist dann voraussichtlich bis 2027 geschlossen.
Falls Sie es nicht geschafft haben, gibt es aber noch eine tolle Alternative – oder, falls Sie schon im Rubenshuis waren, eine Ergänzung. Das Musem aan de Stroom (kurz MAS) Museum. Das MAS Museum liegt im Viertel Eilandje, zu Deutsch „kleine Insel“, wie das älteste Hafengebiet Antwerpens heißt, und beherbergt Sammlungen des „Etnografisch Museum“, des „Nationaal Scheepvaartmuseum“, des „Volkskundemuseums“ und des „Museum Vleeshuis“. Tipp: Die Dachterrasse des Museums bietet einen tollen Blick über die Stadt und ist kostenlos.
Übrigens: Überall an der roten Fassade des MAS Museums finden sich silberne Hände als Dekoration. Hände sind, in allen Formen und Farben, in der Stadt allgegenwärtig und beziehen sich auf eine Legende, nach der Antwerpen seinen Namen haben soll. Der Geschichte nach habe einst ein Riese von Schiffsreisenden in Antwerpen Wegzoll verlangt und ihnen die Hand abgehackt, wenn sie nicht zahlen konnten. Schließlich jedoch besiegte Silvius Brabo, seines Zeichens auch Held des Brunnens auf dem Groten Platz, den Riesen, hackte dessen Hand wiederum ab und warf sie in die Schelde. Der Name der Stadt leite sich von „Hand werfen“ („Ant werpen“) ab.
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5. Designer-Mode oder Diamanten shoppen
Zum Abschluss, wenn alle wichtigen Bauwerke abgehakt und alle Museen besucht sind, sollte man unbedingt noch durch die Stadt bummeln. Gerade für Mode-Interessierte gibt es hier viel Inspiration, gilt die Stadt doch als eine der Modemetropolen Europas und ist Heimat zahlreicher Designer, etwa Dries van Noten. Zugegeben, die Preise sind oft hoch und die Designs extravagant, aber manchmal macht ja auch nur das Schauen Spaß.
Nicht unbedingt günstiger, dafür aber ebenso extravagant, ist das zweite Shopping-Highlight der Stadt: die Diamanten. Weltweit ist Antwerpen für eben jene bekannt. Dabei blickt die Stadt auf eine lange Historie zurück: Schon im 16. Jahrhundert wurden hier Diamanten kunstvoll geschliffen. Antwerpen profitierte damals besonders von seiner Lage und dem Status als Hafenstadt. Heute ist sogar ein ganzer Stadtteil nach dem gepressten Kohlenstoff benannt. Im sogenannten Diamantenviertel von Antwerpen finden sich neben drei großen Diamantbörsen auch zahlreiche Juweliere. Wer nach einem etwas teureren Andenken sucht, ist hier also richtig.