13. Januar 2024, 14:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört, erinnerte die Frauenkirche in Dresden fast 50 Jahre lange als gewaltiger Trümmerberg mitten in der Stadt an die Schrecken des Krieges. Erst durch eine internationale Spendenaktion konnte sie als einzigartiges Symbol der Hoffnung wieder aufgebaut werden. Heute ist sie das wichtigste Wahrzeichen der Stadt – und ein echter Touristenmagnet.
Auf dem Dresdner Neumarkt thront, quasi als Kronjuwel des Stadtzentrums, eines der bekanntesten und symbolträchtigsten Gotteshäuser unseres Landes. Doch dass die Frauenkirche heute wieder in altem Glanz erstrahlt, grenzt fast an ein Wunder. Denn fast 50 Jahre lang war sie nichts weiter als ein gewaltiger Trümmerhaufen, ein Mahnmal an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Heute ist sie ein wichtiges Wahrzeichen des wiedervereinigten Deutschlands, dass jedes Jahr Millionen von Besuchern anzieht.
Laut der offiziellen Seite der Frauenkirche gab es bereits im 11. Jahrhundert an selber Stelle ein Gotteshaus. Dieses wird zu dieser Zeit erstmals urkundlich erwähnt. Mit dem Bau erhofft man sich, die umliegenden sorbischen Dörfer für das Christentum vereinnahmen zu können. Auch dieser Ur-Bau trägt bereits damals den Namen Frauenkirche und ist Maria, der Mutter Gottes, geweiht. Damit ist der Sakralbau sogar älter als die Stadt Dresden selbst, die erst im 12. Jahrhundert überhaupt entsteht.
Ein Visionär und seine Kirche
Die Frauenkirche wird die Gemeindekirche einer rasch wachsenden Stadt. Gleich mehrfach muss der Bau vergrößert werden, um sämtlichen zuströmenden Gläubigen Platz zu bieten. Im 15. Jahrhundert schließlich entscheidet man sich für einen nochmals größeren Neubau im gotischen Stil. Ab 1539 jedoch finden hier für zwei Dekaden keine Gottesdienste mehr statt. Denn als die Reformation Einzug hält, wird das Gotteshaus zur reinen Begräbnisstätte „degradiert“. Doch bis die „moderne“, also heutige Version der Frauenkirche entsteht, soll es noch einmal fast 200 Jahre dauern.
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So beauftragt 1722 die Stadt Dresden den Ratszimmermeister George Bähr, ein angemessenes Gotteshaus zu errichten. Dieser lässt auf einer vergleichsweise kleinen Fläche einen Bau aus Sandstein errichten. Merkmal damals wie heute ist die markante Kuppel, die die Fassade krönt. Die Grundsteinlegung erfolgt am 26. August 1726, nur einen Monat nach Erteilung der Baugenehmigung. Die Fertigstellung seiner Frauenkirche erlebt Bähr allerdings nicht mehr, da er bereits 1738 stirbt. Immerhin wird er noch Zeuge der Weihe des Gotteshauses, die bereits 1734 erfolgt. Da ist das Gebäude allerdings noch unfertig, nicht mal eine Orgel gibt es.
Fast 50 Jahre ein Trümmerhaufen
Am 27. Mai 1743 schließlich wird das Turmkreuz auf die Frauenkirche gesetzt. Am 27. November desselben Jahres dann findet als Symbol für den Abschluss der Bauarbeiten ein Dankgottesdienst statt. Bähr wird, wie andere prominente Söhne der Stadt, hier beigesetzt. Johann Sebastian Bach spielt bereits 1736 in der Frauenkirche ein Konzert, Dichterfürst Goethe besucht die Kirche genauso wie der Komponist Richard Wagner. Im 19. wie auch im 20. Jahrhundert erfährt das Gotteshaus diverse Restaurierungen, bevor es dann im Jahr 1945 seine dunkelste Stunde erlebt.
Am 13. Februar, wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, treffen Fliegerbomben die Frauenkirche. Sie brennt vollständig aus, stürzt zwei Tage später endgültig in sich zusammen. Was bleibt, ist ein gigantischer Trümmerhaufen. Dass dieser fast 50 Jahre lang liegen bleiben würde, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand. 1966 beschließt die Stadt, den Schuttberg zu einem offiziellen Mahnmal umzuwidmen. Im für Deutschland schicksalsträchtigen Jahr 1989 hält der damalige Kanzler Helmut Kohl hier eine Rede. Das Thema: seine Vision von einem wiedervereinigten Deutschland.
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100 Millionen Euro Spenden
Am 13. Februar 1990, auf den Tag genau also 45 Jahre nach der Bombardierung der Frauenkirche, veröffentlicht eine Bürgerinitiative dann den heute legendären „Ruf aus Dresden“. Darin bittet man Deutschland und international um Spenden, um die Frauenkirche als Symbol für ein vereinigtes Deutschland und Europa wieder aufbauen zu können. Ein Jahr lang räumt man zunächst nur Trümmer weg, bevor schließlich am 27. Mai 1994 die Grundsteinlegung für die „neue“ Frauenkirche erfolgt. Zehn Jahre später ist das Gotteshaus sprichwörtlich aus Ruinen auferstanden, am 30. Oktober 2005 wird es feierlich geweiht. Rund 180 Millionen Euro hat der Wiederaufbau der Frauenkirche gekostet, mehr als 100 Millionen Euro davon waren Spenden.
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Seitdem ist die Frauenkirche wieder das Wahrzeichen Dresdens, und einer seiner größten Touristenmagneten. Etwa zwei Millionen Menschen besuchen das Gotteshaus jährlich. Zum Beispiel zu den 120 Gottesdiensten, 550 Andachten sowie mehr als 100 Konzerten und Veranstaltungen, die hier laut offizieller Seite jedes Jahr stattfinden. Gleich fünf Friedensnobelpreisträger haben seit 2010 hier gesprochen, was die Bedeutung des Baus als Symbol der Eintracht noch unterstreicht.
Wer die Frauenkirche einmal besuchen möchte, der kann das Montag bis Freitag zwischen 10 und 11.30 Uhr sowie 13 und 17.30 Uhr tun. Am Wochenende variieren die Öffnungszeiten je nachdem, was für Veranstaltungen hier stattfinden. Der Eintritt ist kostenlos. Zahlen muss man aber für einen Aufstieg in die Kuppel, wo man in 67 Metern Höhe einen spektakulären Ausblick auf die Stadt genießt. Erwachsene kostet das Privileg aktuell 10 Euro. Die diversen Führungen, die man hier mitmachen kann, unterscheiden sich preislich. Wer möchte, kann (auf der offiziellen Webseite) auch für den Erhalt der Kirche spenden. Und damit für die Zukunft eines der geschichtsträchtigsten Gotteshäuser Deutschlands.