16. Mai 2017, 12:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Casa Vicens ist das erste Haus, das Barcelonas Star-Architekt Antoni Gaudí jemals entworfen hat: Trotzdem durfte bisher kein Besucher das Haus betreten, weil es immer im Privatbesitz war. Im Herbst 2017 öffnet es endlich seine Pforten für Touristen: TRAVELBOOK zeigt jetzt schon mal, wie es von Innen aussieht und welche anderen Bauwerke von Gaudí man bei einem Barcelona-Urlaub nicht verpassen sollte.
Wer nach Barcelona reist, der kommt entweder wegen des Nachtlebens oder der kommt wegen Antoni Gaudí. Die Skulpturen, Parks, Kirchen und Wohngebäude, die der exzentrische Architekt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Barcelona errichtete, sind weltweit einzigartig: Mit seinen verträumten, verschnörkelten Türmen und knallbunten Mosaiken hat Gaudí das Stadtbild der katalanischen Hauptstadt geprägt wie kein Anderer. Der Park Güell, die Gartenstadt von Gaudí, ist eine der meist besuchtesten Touristenattraktionen der Welt.
Die Casa Vicens war das erste große Projekt des etwas seltsamen jungen Künstlers, der nach einer gescheiterten Liebe wie ein Mönch lebte und sich von Kopf bis Fuß in Schwarz kleidete. Das Architektur-Diplom frisch in der Tasche sagte der Direktor seines Architektur-Instituts: „Wir haben diesen akademischen Titel entweder einem Narren oder einem Genie verliehen. Die Zeit wird es zeigen.“ Mit der Casa Vicens begann Gaudís persönliche Interpretation des „Modernisme“, einer katalanischen Spielart des in ganz Europa verbreiteten Jugendstils.
Auch interessant: Der verwunschene Wald bei Barcelona
Das Ergebnis war die Casa Vicens, ein farbenfrohes Haus, dass die damals in Spanien moderne Sehnsucht nach dem exotischen Orient widerspiegelte. Gaudí kombinierte dieses Ideal mit surrealistischen, für die damalige Zeit oft als seltsam und hässlich empfundenen Formen und knallbunten Keramikfliesen. Bis heute war die Casa Vicens für Touristen nur von außen zu bewundern. Nun jedoch hat eine Baufirma das Haus gekauft und in Zusammenarbeit mit der UNESCO drei Jahre lang renoviert: Im Herbst 2017 öffnet das Haus seine Pforten für Besucher als Gaudí-Museum.
Früher gab es in dem ohnehin luxeriös ausgestatteten Haus auch einen Wasserfall und andere dekadente Extravaganzen, die leider nicht nachgebaut werden. Auch ein Springbrunnen und Sommerpavillon im Außenbereich wurden nicht mehr restauriert. Dafür übertreffen sich die einzelnen Räume gegenseitig in Detailverliebtheit und Farbenpracht.
Und schon ist der Geldbeutel weg! Die miesen Tricks der Taschendiebe in Barcelona
Überblick Spanien – die schönsten Reiseziele und besten Tipps
Laut Tripadvisor Das sind die 10 beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Welt
Andere Meisterwerke von Gaudí, die Sie nicht verpassen dürfen
1. Der Park Güell
Der Park Güell ist vielleicht das bekannteste Werk von Gaudí. Von dem terrassenförmig angelegten Park mit seinen prächtigen Treppenaufgängen und zuckersüßen Märchenhäusern hat man einen fantastischen Blick auf die ganze Stadt. Ursprünglich wollte Gaudí ein ganzes Viertel aus fantasievollen Häusern bauen, eingebettet in wunderschöne Palmenhaine. Doch es kam nie genug Geld zusammen und der Park konnte nicht vollendet werden. Es wurden nur drei Häuser gebaut: das Wohnhaus der Familie Güell, heute eine Schule, das Wohnhaus Gaudís, seit 1963 als Casa-Museu Gaudí ein Museum, und das Wohnhaus eines befreundeten Architekten, das noch heute bewohnt ist.
Auch interessant: Das ist der Flirt-Faktor von Barcelona
2. Die Colònia Güell
Die Colónia Güell war ein soziales Projekt von Gaudí und für seine Zeit ausgesprochen fortschrittlich. Die Industriesiedlung sollte Wohn- und Arbeitsplatz für Fabrikarbeiter an einem Ort vereinen: Statt improvisierten Baracken mit schlechten Lebensbedingungen sollte die Arbeiterschaft Kultur- und Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt bekommen. Ihre Familien sollten in Einfamilienhäusern wohnen, auch eine Kirche und ein Theater baute Gaudí.
3. Die Sagrada Familia
Bis heute ist die Kirche „Sagrada Família“ von Gaudí unvollendet. Der Bau wurde 1882 begonnen und soll nach aktueller Planung 2026 zum 100. Todestag von Gaudí fertiggestellt sein. Wenn sie fertig ist, soll sie sensationelle 18 Türme haben, nur knapp niedriger als die katalanischen Berge im Hintergrund. Die Sagrada Família ist neben dem Park Güell die wohl beliebteste Touristenattraktion von Barcelona. Obwohl die Basilika noch fertig gebaut wird, kann man sie bereits besichtigen.
4. Casa Batlló
Die Einheimischen von Barcelona nennen dieses Werk Gaudís „Casa dels Ossos“, was auf deutsch übersetzt „Haus der Knochen“ bedeutet. Die Fassade gibt die Legende des Heiligen Georg wider, der Schutzpatrons Kataloniens: Das Dach stellt die Schuppen des Drachen dar, gegen den der Heilige Georg gekämpft hat, das Kreuz auf dem Dach ist seine Lanze. Die schmiedeeisernen Balkone stehen für Totenköpfe und die Galerie im ersten Stock soll das Maul des Drachen zeigen.
5. Casa Milà
Zu Beginn wurde dieses Werk von den Spaniern aufgrund seiner unregelmäßigen Fassade als „Steinbruch“ verspottet. Erst nach und nach wurde einer breiteren Masse bewusst, wie vorrausschauend und modern die Casa Milà war: Gaudí leistete mit diesem Gebäude Pionierarbeit für die gesamte Profanarchitektur. So machte seine durchdachte, natürliche Belüftung Klimaanlagen überflüssig, in jeder Wohnung lassen sich die Wände individuell verändern, und eine Tiefgarage ist ebenfalls schon vorhanden. Sogar Aufzüge sahen seine Pläne vor, diese wurden allerdings erst sehr viel später eingebaut.