13. Juli 2024, 7:11 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Erst Fußball-EM, nun Taylor Swift: Für gleich drei Konzerte kommt der US-Superstar in die Ruhrpott-Stadt. Die wird von vielen belächelt. Gelsenkirchen, das ist Zweitligist Schalke. Doch es gibt noch einiges mehr zu entdecken, wie uns Einheimische und sogar der in Gelsenkirchen geborene Bundesjustizminister in ihren Tipps verraten.
Es gibt einige Orte, die stehen auf der ganz persönlichen Bucket-List: New York, Paris, Marrakesch oder Sydney etwa. Dann gibt es Städte wie Gelsenkirchen, die wohl eher selten bis gar nicht auf solchen Reisewunsch-Listen auftauchen. Dennoch zieht es in die 260.000 Einwohner-Stadt in den nächsten Tagen mehrere Hunderttausende Besucher. Der Grund: Taylor Swift.
Im Rahmen ihrer weltweiten „Eras Tour“ macht die US-amerikanische Popsängerin Station in Deutschland. Neben Hamburg und München landet ausgerechnet die wenig glamouröse Ruhrpott-City auf dem Tour-Plan für den 17., 18. sowie 19. Juli. Das hat zwei pragmatische Gründe: Zum einen gehört die Veltins-Arena mit ihren 70.000 Konzertplätzen zu den größten Spielstätten in Nordrhein-Westfalen. Zum anderen liegt die Metropolregion Rhein-Ruhr zentral in Europa und hat einen großen Einzugsraum.
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Dass so viele Leute demnächst also nach Gelsenkirchen pilgern, liegt demnach wohl weniger an den krassen Sehenswürdigkeiten. Dennoch wollte TRAVELBOOK wissen, was man in der nordrhein-westfälischen Stadt unternehmen kann – und hat das Stadtmarketing, Locals sowie Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann, der in der ehemaligen Zechenstadt geboren wurde, nach ihren Gelsenkirchen-Tipps gefragt.
Übersicht
- Gelsenkirchen: Dafür ist die Ruhr-Metropole bekannt
- 1. Die grüne Seite Gelsenkirchens entdecken: Diese Parks sind ein Geheimtipp
- 2. Das Erbe der Ruhrpott-Halden erkunden
- 3. Für Tierfreunde: Die Zoom-Erlebniswelt
- 4. Ein bisschen Schalke muss sein
- 5. Kultur im Pott: Diese Orte lohnen sich in Gelsenkirchen
- 6. Gleich drei Schlösser gibt es in der Ruhr-Stadt zu entdecken
- 7. Domplatte, Ückendorf, Hafen Graf Bismarck: Hier kann man ausgehen
- 8. Wie in Ascot fühlen auf der Trabrennbahn in GE-Feldmark
- 9. Action pur im Alma-Park
- Noch mehr Gelsenkirchen-Tipps: So kommt ihr hin
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Gelsenkirchen: Dafür ist die Ruhr-Metropole bekannt
Zugegeben, auf den ersten Blick hat die Großstadt nördlich von Essen nicht das beste Image. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Während einst Zechen und der Kohleabbau die Stadt geprägt haben, gilt Gelsenkirchen nun mit einer Arbeitslosenquote von 14,6 Prozent im Jahr 2023 laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit als die Stadt mit der bundesweit höchsten Zahl an Arbeitslosen.
Auch architektonisch scheint Gelsenkirchen nicht zu glänzen. Typischer Ruhrpott-Charme mit Fünfziger- und Siebzigerjahre Neubauten prägen viele Viertel. Einziger Leuchtpunkt: Schalke 04. Der traditionsreiche Fußballclub spielt in der zweiten Bundesliga und hat eine treue Fangemeinschaft. Seine Spielstätte, die Veltins-Arena, lockt jedes Jahr zu Sport-Events und Konzerten.
1. Die grüne Seite Gelsenkirchens entdecken: Diese Parks sind ein Geheimtipp
Aus Sicht von Sandra Falkenauer, Leiterin des Stadtmarketings, ist die Stadt durchaus besser als ihr Ruf: „Aus meiner Sicht hat Gelsenkirchen einen hohen Freizeitwert, der zu Unrecht unterschätzt wird. Wir sind hier eine der grünsten Städte. Egal, wo sie in Gelsenkirchen wohnen, sie haben nur einen kurzen Fußweg zum nächsten Park.“ Sie lebe gerne in Gelsenkirchen.
Das kann auch Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann auf Nachfrage von TRAVELBOOK bestätigen: „Schon mein Vater hat eine Tradition in unserer Familie eingeführt: Wenn jemand bei uns einheiratet, dessen Familie nicht aus dem Ruhrgebiet stammt, zeigen wir den neuen Verwandten immer die überraschendsten Seiten der Stadt: den Park von Schloss Berge oder den Nordsternpark. Die Reaktion ist immer die gleiche: Alle sind erstaunt, wie grün das Ruhrgebiet ist.“
Darüber hinaus lohnt auch der Stadtwald einen Besuch, genauso wie der Revierpark Nienhausen. Inmitten einer der ältesten Grünanlagen des Ruhrgebietes kann man sogar Wellness pur erleben: Dort befindet sich ein Gesundheitspark mit Saunen, Hallen- und Solebad.
2. Das Erbe der Ruhrpott-Halden erkunden
Wie bereits erwähnt lebte Gelsenkirchen lange Zeit vom Kohle- und Bergbau. Noch heute begrüßt man sich manchmal mit dem Bergmannsgruß „Glück auf“. Das Vermächtnis dieses industriellen Zeitalters erkennt man noch heute deutlich im Stadtbild. Ganz besonders in den Halden, die zu spannenden Spaziergängen einladen, wie Falkenauer erklärt.
Einige der Halden reichen bis zu 100 Meter hoch. Besonders sehenswert seien die Halden Rheinelbe und Rungenberg. Noch mehr Spuren des Bergbaus kann man als Besucher auch im Consolpark mit Consoltheater und der Sammlung Thiel im Maschinenhaus Nord sowie der Neue Zeche Westerholt, Siedlung Schüngelberg und Flöz Dickebank besichtigen.
3. Für Tierfreunde: Die Zoom-Erlebniswelt
„Wer mit Kindern kommt, kann sich die Zoom-Erlebniswelt begeben und die drei Kontinente Alaska, Afrika und Asien erleben“, rät Dirk Slawetzki, der beim Gelsenkirchener Stadtmarketing für den Bereich Tourismus zuständig ist. Hier kann man im umgestalteten Ruhr-Zoo rund 100 Tierarten, wie Rentiere, Löwen oder Orang-Utans hautnah erleben und im Prinzip eine Weltreise an einem Tag hinlegen.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 23 Euro, für Kinder zwischen drei und 14 Jahren 19,50 Euro.
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4. Ein bisschen Schalke muss sein
Wer Gelsenkirchen besucht, kommt an Schalke nicht vorbei. „Das ist in Gelsenkirchen eben mehr als Fußball, Schalke ist Religion“, sagt Justizminister Dr. Marco Buschmann. Abgesehen von dem Besuch eines Heimspiels hat Dirk Slawetzki aber noch einen besonderen Tipp: „Vorher und nachher in den Fankneipen vorbeischauen, um echte Schalk-Atmosphäre zu erleben, zum Beispiel im ‚Bosch‘ an der GAK (Kampfbahn Glückauf, Anmerkung der Redaktion) oder in der ‚Destille‘.“
Darüber hinaus kann man an spielfreien Tagen und wenn keine Veranstaltungen stattfinden, eine Stadiontour buchen oder das Schalke-Museum nahe der Veltins-Arena besichtigen.
5. Kultur im Pott: Diese Orte lohnen sich in Gelsenkirchen
Vielleicht erscheint es zunächst nicht so offensichtlich, aber in Gelsenkirchen kann man jede Menge Kultur erleben. Sogar ein echter Warhol hängt im Kunstmuseum der Stadt. „Das Musiktheater im Revier bietet nicht nur beeindruckende Architektur der späten 50er Jahre und spektakuläre Kunst am Bau von Yves Klein, Jean Tinguely und anderen, sondern auch Musicals, Opern, Ballett, Sinfonie-Konzerte und mehr“, sagt Dirk Slawetzki.
In der ehemaligen Arbeitersiedlung im Stadtteil Ückendorf finden sich heute zahlreiche Ateliers und Studios von Künstlern. Darüber hinaus ist an Veranstaltungsorten wie dem Amphitheater, der Heilig-Kreuz-Kirche oder der Kaue immer etwas los.
6. Gleich drei Schlösser gibt es in der Ruhr-Stadt zu entdecken
Romantisch kann es auch im Ruhrpott werden. Mit Schloss Berge (siehe großes Foto oben), Schloss Horst und Burg Lüttinghof hat die Stadt Gelsenkirchen gleich drei solcher verträumten Anlagen mit Park zu bieten. Für Anna Kryszan, die aus Gelsenkirchen stammt, lohnt sich der Besuch einer Anlage aus einem ganz besonderen Grund: „In Schloss Berge in Gelsenkirchen selbst kann man sehr gut frühstücken. Das Ambiente ist wirklich einmalig.“
7. Domplatte, Ückendorf, Hafen Graf Bismarck: Hier kann man ausgehen
Das Nachtleben in Gelsenkirchen konzentriert sich vor allem auf drei Orte. Zum einen im Stadtteil Buer, rund um die Domplatte. In dem Barbistro „Dom Gold“ im Schatten des Urbanusdoms gibt es beispielsweise regelmäßig Livemusik und andere Events.
Auch rund um die Bochumerstraße im Kreativquartier Ückendorf finden sich zahlreiche Bars und Trinkhallen. Zum anderen finden sich Restaurants, Bars und Clubs im Marinaviertel Hafen Graf Bismarck.
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8. Wie in Ascot fühlen auf der Trabrennbahn in GE-Feldmark
Vornehm ist ein Adjektiv, das viele wohl nicht mit Gelsenkirchen in Verbindung bringen. Nun gut, ganz so edel wie auf der traditionsreichen britischen Pferderennbahn in Ascot geht es auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen nicht zu. Es ist eher das Ascot des kleinen Mannes, aber wie Slawetzki sagt: „Für Freunde des Pferdesports bietet sich die Trabrennbahn an, auf der noch regelmäßig Rennen durchgeführt werden.“
9. Action pur im Alma-Park
Ja, Gelsenkirchen hat einen Freizeitpark – und zwar den größten Indoor-Freizeitparks Europas. Im Alma-Park, einem umgestalteten Kohlebergwerk, kann man sich die Zeit mit Lasertag, Escape-Rooms, Trampolinspringen und noch vielem mehr vertreiben. Der Eintritt kostet 15 Euro.
Noch mehr Gelsenkirchen-Tipps: So kommt ihr hin
Die beste Zeit für einen Besuch hänge laut Slawetzki davon ab, was man unternehmen möchte. Er persönlich findet: „Optimal Anfang April bis Ende Oktober.“ Am einfachsten reist man mit der Bahn an. Am Gelsenkirchener Hauptbahnhof halten der RE2 von Osnabrück nach Düsseldorf, der RE 3 von Düsseldorf nach Hamm, der RE 42 von Münster nach Mönchengladbach, die RB 32 von Duisburg nach Essen, die RB 35 von Gelsenkirchen nach Mönchengladbach, die RB 46 von Gelsenkirchen nach Bochum sowie die S2 von Dortmund nach Essen.
Auch einige ICE- und IC-Verbindungen machen hier Halt. In Gelsenkirchen selbst fahren Bus- und Straßenbahnen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Zur Veltins-Arena kommt man beispielsweise mit der Straßenbahn 302. Wer mit dem Auto anreist, erreicht die Stadt über die A42, A2 und A52, die A40 verläuft südlich der Stadtgrenze.