30. Mai 2025, 14:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bevor sie den großen Schritt wagen und ihren Lebensmittelpunkt wechseln, würden viele Menschen die Möglichkeit zum unverbindlichen Probewohnen wohl begrüßen. Diese bietet eine Stadt im Osten Deutschlands nun offiziell an. Erfahren Sie mehr über die Details und Hintergründe des ungewöhnlichen Projekts bei TRAVELBOOK.
Die Stadt beschreibt sich als „den idealen Ort, um Pläne zu schmieden“ – schließlich kenne man sich hier mit „Eisen, Stahl und Visionen“ bestens aus. Ist der Groschen gefallen? Hinter der Aktion steckt Eisenhüttenstadt. Dass die Planstadt aus DDR-Zeiten Interessierte zu einem kostenlosen Aufenthalt einlädt, mag auf den ersten Blick kurios erscheinen. Doch die Idee hat einen durchaus ernst gemeinten und weitreichenden Hintergrund.
Übersicht
Warum Eisenhüttenstadt Gratis-Aufenthalte anbietet
Die Aktion „Jetzt-Pläne-Schmieden“ richtet sich laut der Stadt sowohl an Rückkehrwillige als auch an Menschen, die einen Neustart wagen möchten. Ebenso sollen Pendler angesprochen werden. Das unverbindliche Probewohnen biete demnach die Möglichkeit, den Alltag in Eisenhüttenstadt zu testen. Anschließend wollen die Betreffenden idealerweise dorthin ziehen – dies wäre im Sinne der Planstadt.

Eisenhüttenstadt ist, wie man auf dem Online-Auftritt der Stadt erfährt, „die erste gänzlich durchgeplante und organisierte Stadtgründung der DDR“. Nach ihrer Gründung im Jahr 1950 trug die sozialistische Musterstadt mehr als zehn Jahre lang den Namen Stalinstadt. Die Kulisse des Flächendenkmals, das sich für den Film „Das schweigende Klassenzimmer“ (2018) mehr als angeboten hat, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Doch bleiben wollen nur wenige.
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Einwohnerzahl von Eisenhüttenstadt seit Jahren rückläufig
Mit anderen Worten: Eisenhüttenstadt möchte mit den Gratis-Aufenthalten neue Einwohner anlocken. Denn seit der Wiedervereinigung hat sich die Bevölkerungszahl mehr als halbiert. Heute leben laut Melderegister rund 24.000 Menschen in der Stadt im Landkreis Oder-Spree. Verschiedene Umstände haben hierzu beigetragen, darunter der Abbau von Arbeitsplätzen im Stahlwerk. Vor allem junge Menschen zieht es aus Mangel an Perspektiven weg aus der Stadt, sodass sie längst von Überalterung betroffen ist – die Statistik belegt einen sogenannten Sterbeüberschuss. Die Fachkräftesicherung ist Eisenhüttenstadt ein wichtiges Anliegen.

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Details zur Aktion
Mit der Aktion könnte es gelingen, mehr (ausgebildete) Bewohner an Eisenhüttenstadt zu binden. Als Vorbild dient etwa das 28 Kilometer entfernte Guben, das mit vergleichbaren Programmen bereits mehrfach neue Einwohner gewinnen konnte. Laut einem Bericht des rbb sind im vergangenen Jahr von 16 Probebewohnern immerhin 10 dauerhaft in der Stadt geblieben.
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Interessierte können sich noch bis Juli für einen Gratis-Aufenthalt in Eisenhüttenstadt bewerben. Die genaue Anzahl der verfügbaren Plätze sowie die Kriterien der Auswahl sind nicht bekannt. Die Auserkorenen sollen dann jedenfalls für 14 Tage kostenfrei in einer möblierten Wohnung leben dürfen. Zusätzlich können sie an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, wie Rundgängen durch die Stadt oder Besichtigungen von Betrieben. TRAVELBOOK wollte von der Stadtverwaltung wissen, wie genau das Ganze aussehen wird; auch wie viele Bewerbungen bereits eingegangen sind und wer die Unterkünfte eigentlich genau betreibt. Eine Rückmeldung steht noch aus.