14. November 2021, 13:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der kroatische Ort Grožnjan besticht durch mittelalterliches Flair und spektakuläre Blicke auf das Mirna-Tal und die Adria. Bekannt ist er aber wegen seiner zahlreichen Galerien und Festivals. Denn dass es Grožnjan heute überhaupt noch gibt, ist Künstlern aus aller Welt zu verdanken.
In Kroatiens beliebter Mittelmeer-Region Istrien liegt, gut 200 Meter hoch auf einem Hügel, der kleine Ort Grožnjan. Wer hier hinauf steigt, überblickt das weite Mirna-Tal bis hin zur nur wenige Kilometer entfernten Adria-Küste. Die eigentliche Attraktion ist aber der Ort an sich. Denn obwohl hier nur wenige hundert Menschen leben, gibt es in Grožnjan zahlreiche Kunstgalerien und Festivals.
Maler, Musiker, Bildhauer, Theaterdarsteller, sie alle kann man hier in dem kleinen Ort antreffen, der je nach Quellen bis zu 60 Galerien beherbergt. Dazu kommen noch diverse Boutiquen und Läden, in denen die Einwohner zum Beispiel handgemachte Dinge oder lokales Olivenöl anbieten. Und besonders im Frühling und im Sommer ist es in Grožnjan keine Seltenheit, Künstler aus aller Welt anzutreffen, die auf der Straße ein spontanes Konzert geben oder ein Theaterstück aufführen.
Das Ende schien schon nah
Doch wie wurde Grožnjan die geheime Künstler-Hauptstadt von Kroatien? Die Geschichte des Ortes geht zurück bis ins Jahr 1102, als er zum ersten Mal erwähnt wird. Diverse mächtige Häuser wie die Venezianer herrschten über den strategisch wichtigen Flecken hoch über dem Mirna-Tal. In den ersten Dekaden des 20.Jahrhunderts hielt sogar eine Eisenbahn in Grožnjan, die die kleinen und großen Orte in Istrien miteinander verband.
1935 jedoch befahl der italienische Diktator Mussolini persönlich den Abbau der Strecke. Ohne die so wichtige Anbindung an die Welt fiel Grožnjan langsam in Vergessenheit. Ein Prozess, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal erheblich beschleunigte, als viele der Dorfbewohner nach Italien umsiedelten. Die erhabenen, teils fast 1000 Jahre alten Häuser verfielen zusehends, Grožnjan verwaiste immer mehr. Bis 1965 Rettung von unerwarteter Seite kam.
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Wie Grožnjan zum Ziel für Künstler wurde
Denn in diesem Jahr hatte die kroatische Regierung die brillante Idee, den Ort landesweit als Refugium für Künstler anzupreisen. Diese folgten dem Ruf – und dem Versprechen, dass sie die Häuser in Grožnjan auf Lebenszeit kostenlos würden nutzen dürfen. Bald schon kamen Kunstschaffende aus aller Welt nach Kroatien, um sich in dem kleinen Dorf in Istrien niederzulassen. Nicht Wenige sind bis heute geblieben.
Sie setzten die teils verfallenen Häuser wieder instand und erfüllten die kopfsteingepflasterten Straßen und Gassen mit neuem Leben. Natürlich dauerte es nicht lange, bis dieses besondere Flair auch die ersten Touristen anzog, die heute jedes Jahr so zahlreich nach Grožnjan strömen. Das Nest bezeichnet sich auch selbstbewusst als „Internationales Zentrum für Junge Musiker“. Jedes Jahr im Juli und August findet hier zum Beispiel ein Jazz-Festival statt, dass weltweit einen fabelhaften Ruf genießt.
Und während im Sommer quasi der gesamte Ort eine Open Air-Bühne ist, kann man zwischen den zahlreichen Galerien schlendern und die Werke von Malern, Bildhauern und anderen Künstlern bewundern. Und so wurde einem alten Ort, der scheinbar schon dem Untergang geweiht schien, neues Leben eingehaucht. Jeder, der in der Region Istrien unterwegs ist, kann sich heute selbst davon überzeugen.
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Quellen
Istra (offizielle touristische Webseite der Region Istrien)
My Istria (touristische Webseite)